Philipp Gufler – Unterwerfungen (Kunstraum)

08. Dez - 28. Jan

Ausstellung

Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg

Universitätsallee 1, C 25, 21335 Lüneburg

kunstraum.leuphana.de/de

Öffnungszeiten: 8.12.2022 – 28.1.2023 Mittwoch und Donnerstag, 12 Uhr - 16 Uhr und nach Vereinbarung

Der Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg freut sich, die Eröffnung der Einzelausstellung Unterwerfungen von Philipp Gufler bekannt zu geben. Gekennzeichnet von der anhaltenden Zusammenarbeit mit dem selbstorganisierten Forum Queeres Archiv München, bringt Unterwerfungen alte und neue Arbeiten Guflers zusammen. Die Ausstellung dokumentiert Guflers verschiedenartige Inszenierung von Archivmaterial und seiner Aktivierung widerständiger Vergangenheiten entgegen einer heteronormativen Geschichtsschreibung.

Die Installation I Wanna Give You Devotion besteht aus sechs textilen Wänden, die mit über 130 Plakaten aus dem Archiv des Forums behangen sind. Die zarte und temporäre Architektur beherbergt ein "Archiv der Gefühle" (Ann Cvetkovich), das die affektiven Dimensionen der Dokumentation und Archivierung queerer Kulturen erfasst. Die Plakate vermitteln eine heterotopische Vorstellung von Öffentlichkeit und fungieren gleichermaßen als Spuren von queerem Begehren, Leben und anhaltenden Kämpfen. Für jede Präsentation beauftragt Philipp Gufler Freund*innen und Mitarbeiter*innen mit der Gestaltung neuer Plakate in Reaktion auf die Forum-Sammlung. Im Kunstraum werden erstmals die Posterentwürfe von dem Künstler*innekollektiv Cheap Collective, sowie dem Fotografen Sunil Gupta zu sehen sein. Daneben ist eine Publikation in Zusammenarbeit mit Studierenden der Leuphana Universität Lüneburg entstanden, die die individuellen und gemeinsamen Recherchen der Studierenden zu einer Auswahl der in der Installation gezeigten Postern zusammenführt. Sie kann vor Ort gelesen oder unentgeltlich mitgenommen werden.

Innerhalb der Installation I Wanna Give You Devotion wird der 34-minütige Film Projektion auf eine Krise (Gauweilereien in München) gezeigt. Das Video kombiniert Archivmaterial aus dem Forum mit Kunstwerken von Freund*innen und Kolleg*innen Guflers und fokussiert den aktivistischen Widerstand gegen den damaligen bayerischen Staatssekretär Peter Gauweiler und dessen homophober Politik auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise in den 80er Jahren. Die fast ununterbrochene Kamerafahrt, die den lose um eine Zeitachse herum organisierten Dokumenten und Kunstwerken folgt, bestärkt die Illusion einer progressiven Linearität, die sich sowohl als Funktion eines historisierenden

Blicks als auch als Effekt technologischer Dispositive entpuppt. Der Film ist eine sorgfältige Erkundung der synthetischen Natur "historischer Fiktionen" (Saidiya Hartman) und offenbart das emanzipatorische Potenzial widerständiger Geschichtsschreibung.

Im Rahmen seiner fortlaufenden Quilt-Serie hat Philipp Gufler mit dem Künstler Eli Hill zusammengearbeitet, um für die Ausstellung seinen neuesten Quilt zu produzieren, der sich mit dem Vermächtnis und der Erinnerung an den Philanthropen Reed Erickson (1917-1992) befasst. Reed war einer der ersten Transmenschen, der sich in den USA einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog und zeitlebens Initiativen zur Gesundheitsversorgung von Transmenschen unterstützte.

Philipp Gufler, geboren 1989, wohnt in Amsterdam und München und ist seit 2013 Mitglied des Forum Queeres Archiv München. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und war Resident bei De Ateliers in Amsterdam, Skowhegan School of Painting and Sculpture in Maine, USA und Delfina Foundation, London. Seine Arbeiten sind in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, aktuell in Sweat im Haus der Kunst, München und Actually, the Dead are Not Dead. Techniken des Werdens im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart. 2020 veröffentlichte er das Künstlerbuch „Quilt #01–#30“ über seine Siebdruckserie im Hammann Von Mier Verlag, München. Ein künstlerischer Schwerpunkt liegt auf den politischen und sozialen Entwicklungen in den 1980er Jahren und deren Folgen bis heute.

Susanne Sachsse ist eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin sowie Hörspielautorin, -sprecherin und Theaterregisseurin. Sie wuchs in der DDR auf und war als Theaterschauspielerin beim Berliner Ensemble engagiert. Seit 2000 ist sie freischaffend und war Mitgründerin des Kunstkollektivs «Cheap» und wirkte unter anderem in Produktionen des Volksbühne Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Hebbel am Ufer und der Schaubühne am Lehniner Platz mit. Sie trat in verschiedenen Filmen wie «Alaska.de», «Der alte Affe Angst» und Werken des Filmemachers Bruce LaBruce auf. 2017 inszenierte sie die Konzertperformance «Original Sin» über das Leben ihrer Großmutter in der DDR, was sie 2019 innerhalb der Reihe 30 Jahre Mauerfall auch zu einem Hörspiel verarbeitete. Im Jahr 2021 eröffnete sie ihre erste Einzelausstellung bei Participant Inc in NYC.

Programmvorschau

8. Dezember 2022, 18 Uhr

Filmabend mit Keep your laws off my body (Zoe Leonard, Catherine Saalfield), Lana Kaiser und Becoming-Rabe (Philipp Gufler), sowie Conversation with Erich Haas (Liane Klingler, Philipp Gufler)

24. Januar 2023, 18 Uhr

Gastvortrag und Gespräch mit Sunil Gupta

25. Januar 2023, 16 Uhr

Ausstellungsrundgang mit Philipp Gufler

25. Januar 2023, 19 Uhr

Gesprächsrunde mit Leah Tigers, Dean Erdman, Maxi Wallenhorst and Raimund Wolfert zur “Hirschfeld Renaissance” (Andreas Kraß) aus einer transhistorischen Perspektive

Mit freundlicher Unterstützung der Leuphana Universität Lüneburg und dem Gender and Diversity Research Network.