Archipelago Lab
Wie lässt sich ein Denken und Handeln des Archipels entwickeln - sprich ein Ort mit Beziehungen, Zeitlichkeiten, Inseln und der Bewegung des Wassers - mit Grenzen, die offen sind?
Das ArchipelagoLab am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft hat zum Ziel neue Allianzen, Affinitäten und Beziehungen zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen, künstlerischen und aktivistischen Praktiken zu eröffnen. Es ist ein Ort, der für vielerlei Zwecke genutzt werden kann und soll. So finden als Teil des Labs Lektürezirkel, Filmscreenings, Workshops, Performances, Vorträge, Besuche von Gastwissenschaftler_innen, Arbeitsgruppen und Artists in Residence statt.
Generell versteht sich das Lab als Zwischenraum an der Schnittstelle von Kontexten, Diskursen und Zugängen, die sich, wie die Kulturwissenschaften, oft an den Rändern bestehender Ordnungen bewegen. Um der Komplexität von Kultur (im weitesten Sinne des Begriffs) gerecht zu werden, fußt das Lab auf einer geteilten Empfindung, dringliche Anliegen unserer Gegenwart in ihrer Komplexität jenseits bekannter Zugänge zu erfassen.
- Wie lassen sich politische Diskurse als ästhetische Ausdrucksweisen verstehen?
- Wie können künstlerische Verfahren abstrakte Sachverhalte empfindbar machen und transformieren?
- Welche Formen der Wissensgenerierung entstehen in kollektiven Prozessen des Experimentierens?
- Welche Rolle spielen sinnlich-materielle, umweltliche und mediale Bedingungen von Erfahrung?
Das Lab möchte ausgehend von diesen und weiteren Fragen, Denk- und Handlungsräume eröffnen, die quer zu bestehenden Institutionen, Orten und Praktiken neue Allianzen eröffnen. Der Raum steht allen zur Verfügung, die außerhalb der universitären Formate frei, über längere Zeiträume, oder auch punktuell kollaborativ arbeiten möchten. Die Organisationsform ist kollektiv, offen und basiert auf Affinität und Begehren - es gibt keine Mitgliedschaft. Alle sind herzlich eingeladen vorbeizuschauen, sich einzubringen, oder einfach nur da zu sein, wenn einem danach ist.
In regelmäßigen, aber nicht zu häufigen, Abständen werden an einen Emailverteiler Programm, Neuigkeiten und Eventankündigungen verschickt. Bitte bei archipelagolab@leuphana.de melden, um auf den Verteiler zu kommen.
ACTIVIST SENSE
Gegen das Wiederaufleben neuer großer Erzählungen der Krise, der Depression oder dem Ende der Demokratie - vielmehr hin zu einer generellen Verlagerung der Wahrnehmung zum Minoritären, Molekularen oder Minuziösen. Wege zum „Zeit gestalten“ eröffnen, sich in der Bewegung repositionieren und träumend Formen eines zukünftigen Gedächtnisses produzieren.
Die Wahrnehmung von Praktiken, von Zeit und dem immanenten Erträumen anderer Lebensweisen, bilden den Ausgangspunkt für eine Erkundung dessen, was wir Activist Sense nennen möchten. Mit diesem Begriff verknüpfen wir die Fragen nach Aktivität und Aktion, dem Aktivismus immanent, mit der Frage des Sinns, in seiner doppelten Bedeutung, als Sinnliches und als Sinngebendes. Der Semesterfokus auf Activist Sense bringt zwei zentrale Anliegen zusammen, die für das Verständnis des ArchipelagoLabs von transversalen Praktiken unerlässlich sind: Einerseits widmen wir uns der Frage von Sinn und dem Sinnlichen durch eine dezidiert post- und dekoloniale sowie feministische Perspektive und in Verbindung mit widerständigen Epistemologien und Ontologien, die das (große) westliche Narrativ von Wissen und Erfahrung unterwandern. Andererseits lässt sich eine solch spezifische Perspektive nicht trennen von dem Vermächtnis (und der Hegemonie) westlich theoretischer Diskurse, weswegen wir uns gleichzeitig mit Modi immanenter Kritik beschäftigen wollen. Eine solche Kritik bewegt sich unterhalb eines klassisch kanonischen Verständnisses von Kritik in Kulturtheorie und okzidentaler Philosophie.
Aktuelle Veranstaltungen
08.01.2019 / 18:15 / C5.225
Hanging Out With... Ecologies of Care
Das Archipel ist eine offene und zugleich relational gefasste Geographie. Es ist ein Raum mit Inseln, die seine Existenz ebenso prägen wie die Gewässer zwischen ihnen. Ein Archipel ensteht aus seinen Relationen, aus seinen Zwischenräumen, aus der Bewegung und dem Hervortreten neuer Resonanzen. Sprechen wir vom Archipel als einen experimentellen Ort so geht dieser zugleich mit einer Poetik der Zeitlichkeit einher. Wie erhebt das Archipel nicht den Anspruch auf originäre Definitionen und bringt trotzdem immer wieder neue Relationen hervor? Wie wird es zu einem Ort, der sich zugleich immer im Werden befindet? Wie sind es Relationen, die sich affizieren und ein Archipel als emergent, temporär und doch greifbar hervorbringen?