Assoziierte Künstler

Das Leuphana Arts Program ist bestrebt auch zusätzlich zur Vergabe von Residenzplätzen Künstlerinnen und Künstler in die Universität zu integrieren. Dies geschieht durch die Initiierung von Workshops und Vorträgen, aber auch durch die Zusammenarbeit mit dem Team des Leuphana College. Den assoziierten LAP-Künstler_innen wird ermöglicht eigenständig konzipierte Seminare anzubieten und die Studierenden in künstlerische Arbeits- und Rechercheprozesse einzubeziehen.

Boran Burchhardt

Digitales Übersetzungsinstrument zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Patient_innen und Ärzt_innen.

 Das Projektvorhaben ist die Entwicklung einer Applikation, die von der spezifischen Kommunikationssituation ausgeht: dem Gespräch zwischen Ärztin_in und Patient_in mit unterschiedlichem sprachlichen und kulturellen Hintergrund. Das Ziel dieses Gesprächs ist sowohl von Seiten der Patient_innen, als auch von Seiten des Arztes bzw. der Ärztin, die Behandlung der Erkrankung.

Für „Ärzte ohne Grenzen“ ist es selbstverständlich in ihren jeweiligen Einsatzgebieten vor Ort auf die Verständigung zwischen Arzt und Patient auf muttersprachliche Übersetzer zu vertrauen. Ganz anders stellt sich die Situation für  Migrant_innen in Deutschland dar: Für ein Vorgespräch oder die Anamnese stehen häufig keine geeigneten Übersetzer_innen zur Verfügung. Die ist eine übliche Situation in Krankenhäusern und in „Medizinischen Büros“ (Medibüros/Medinetze), in denen Migrant_innen auch ohne Krankenversicherung ärztliche Hilfe erhalten können. Dazu bleiben nicht nur aus sprachlichen Gründen oftmals wesentliche Informationen unausgesprochen (oder unübersetzt) – aus Scham, aus kulturellen Gründen oder aus Unverständnis, sodass sich möglicherweise ein unvollständiges Bild für die weitervermittelnden oder behandelnden Ärzte ergibt.Die bisher erhältlichen Applikationen für Smartphone oder Computer, die der Verständigung mittels Übersetzungsfunktion dienen sollen, wie etwa Dolmetscher Select  oder xprompt sind wenig bis gar nicht geeignet, Verständigungsschwierigkeiten in dieser spezifischen Gesprächssituation zu überbrücken. Im Idealfall müsste jeder Gesprächspartner, Ärzt_in und Patient_in, je ein Gerät besitzen, welche miteinander kommunizieren. Unter der Voraussetzung, dass dieser Idealfall nicht gegeben ist, stellt sich die Frage: Wer darf bzw. soll sprechen? In diesem Projekt soll die Entwicklung der APP vom Patienten aus gedacht und entworfen werden, da das Wissen um die Erkrankung und Behandlung schon Bestandteil des Genesungsprozesses ist. Ziel ist es, dass Patienten die Möglichkeit erhalten mit den behandelnden Ärzten/Pflegepersonal zusammen zu arbeiten. Dabei geht es neben den sich wiederholenden Anteilen in einer Anamnese, vor allem um die komplexer werdenden Informationen die in eine Applikation einfließen müssen, im Besonderen interkulturelle Aspekte (z.B. Schmerz- und Körperwahrnehmung). Die geplante Applikation ist als Gesprächsunterstützung für die zuvor genannten Situationen gedacht. Es geht darum, ein für sie geeignetes Kommunikationsschema zu kreieren, das neben verschiedene Sprachen auch über piktografische Elemente von Patienten bedient werden kann. Die Applikation wird den Patienten eine Stimme leihen, um sich mittels abspielbarer audiofiles zu äußern zu können.

Vita

Der in Hamburg lebende und arbeitende Künstler Boran Burchhardt (*1973) hat an der Hamburger Hohschule für Bildende Künste studiert und sein Diplom 2005 bei Werner Büttner und Wiebke Siem abgeschlossen. Er beschäftigt sich mit performativen Eingriffen im öffentlichen Raum. Dabei stehen gesellschaftskritische und politiche Fragen im Vordergrund, die er mit präzisen Eingriffen in Stadtbild und Alltagsleben aufwirft. Besondere mediale Aufmerksamkeit erlangte Burchhardt 2009 durch sein Minarett-Projekt, einer Arbeit, für die er die Türme der Hamburger Centrums Moschee bemalte. Seine Auseinandersetzung mit der medizinischen Behandlung illegalisierter Menschen in Deutschland begann bereits 2011 im Rahmen des fortlaufenden Projekts § 87 Deutschlandbilder.

 

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Kerstin Ergenzinger

Navigating Noise

At the centre of the project Acts of Orientation is Kerstin Ergenzinger’s sound-based art installation Navigating Noise: a poetic exploration of the means of orientation in space through sound. Navigating Noise constitutes an experimental, interactive environment in which the observer comes to imagine himself amidst an audio superstructure that apparently suspends the room he moves in, subtly twisting his spatial experience.

The soundscapes brought forth by Navigating Noise are based on the everyday sounds that shift between man-made and natural phenomena, such as the ubiquitous presence of electricity and insects. The soundscapes are generated through a physical net of nitinol-wire and piano strings which is mounted 1,5 meters above the visitor’s head. The net is vibrating, resembling a wired map or a mental diagram of connectivities. It simulates a condition at the edge of being lost, where – consciously or unconsciously – our senses are sharpened and our mind is triggered to form an associative network of patterns and memories. Ergenzinger creates a modelled situation: a metaphorical space, linking a physical experience with the abstract notion of a world increasingly determined by data flows and electronic paths.

Website der Künstlerin: http://www.nodegree.de/

Acts of Orientation

When we look at contemporary society what appears to uniquely characterize it is the pervasive influence of technology. An influence that mediates, conducts and constrains the way we experience our world and the way we take in our surroundings. As it is clear that technology is a distinctive and definitive feature of our lives, it can be argued that it is both shaping our implicit understanding of our world and concurrently (fundamentally) inflecting and transforming our reality. This is changing the way we orientate ourselves within the world. In other words it changes the way we think about, collect, store, interpret and use information to describe and understand our environment, in our daily lives as well as on a scientific level.

The project Acts of Orientation puts to the test the knowledge of our surroundings and our perceived place in it. The project addresses a universal theme: the need for strategies of orientation – a basic principle of the condition humaine – enabling us to understand and (re-)establish our subjective position within an unstable world.

Acts of Orientation is a joint research project initiated by an artist, a scientist and a curator with a background in art history and philosophy. By creating interdisciplinary connections Acts of Orientation aims to reflect on (new) strategies of orientation from multiple perspectives. The ‘age of technological acceleration’ calls for alternative physical and conceptual tools for orientation to understand our world today.

The point of departure is the idea that technology is both the way reality reveals itself to us, and the way in which we implicitly engage with our world. Central is the question how we can (re-)orientate ourselves within a world dominated by technology. How can we develop strategies of orientation that enable us to understand and (re-)establish our subjective position in a rapidly changing, complex society? The outcome of this joint research project will be twofold: the development and presentation of the new artwork Navigating Noise, and of a platform for interdisciplinary dialogue that explores the themes of (re)-orientation in the technological era – addressed by the work Navigating Noise – from both scientific and artistic perspectives. 

Team: Kerstin Ergenzinger (Künstlerin), Thomas Laepple (Physiker), Nathanja Van Dijk (Kuratorin/ Kunsthistorikerin)