Michael Andreas

Magisterstudium der Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaft und Anglistik in Bochum und Toronto 2000-2007. Magisterarbeit zur leiblichen Metaphorik in Marshall McLuhans Medientheorie; 2006 McLuhan Junior Fellow, University of Toronto.

Seit 2007 Promotionsstudium der Medienwissenschaft, mit einem Thema zu Politik, Ästhetik und Visualität von Migration. 2008-2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, daneben seit 2005 freie Mitarbeiten, u.a. für das Internationale Filmfest Oldenburg, das IFFF Dortmund/Köln und das Rotunda Centrum Kultury w Krakowie.

 

 

FORSCHUNGSPROJEKT

Remote sensing, remote control. Zur Fernsteuerbarkeit von unmanned vehicles

In der noch jungen Geschichte interaktiver elektronischer Medien wird, trotz der ideengeschichtlichen Dominanz des Audiovisuellen seit Aristoteles, der Tastsinn zentral. Der Tastsinn, das bedeutet bei der Mensch-Maschine-Interaktion elektronischer Medien zuallererst: Zugriff. Mit der Fernbedienung des Fernsehers wurden in den 1950er und 1960er Jahren moderne Zuschauer und Zielgruppen denkbar, in den 1980ern war die Mouse erfolgsbegründend für den kommerziellen Erfolg von Interfaces und Hardware (etwa des Apple Lisa) – bis heute ist die mit gestrecktem Zeigefinger versehene mouse-over Hand in grafischen User Interfaces visuelle Metapher für die Interaktivität und Vernetzung von Usern und Daten. Nicht zuletzt nimmt das Taktile in den in der Medienwissenschaft mitunter als fachbegründend zitierten Texten Marshall McLuhans einen zentralen Punkt ein, indem es als Metapher für den Leitsinn von Interaktivität im global village dient.

(Dieses Projekt ist Teil des Projektes „Haptic Rendering“ von Stefan Rieger)

Im Rahmen des Projekts soll insbesondere die militärische Technikgeschichte des menschlichen Fernzugriffs auf Apparate in den Blick genommen werden, der Fokus liegt dabei auf der Fernsteuerbarkeit unbemannter Flugobjekte. Ausgangsthese ist es, dass 1) technikgeschichtlich: mit Entwicklungen in der Mikroelektronik 2) ideengeschichtlich: mit der Kybernetik 3) gesellschaftspolitisch: mit dem Kalten Krieg zunächst ein Eingreifen in, mit den Aufklärungsdiskursen ab den 1960ern dann auch ein Wissen von „hostile environments“ (zivil: in der Tiefseeforschung und der Raumfahrt; aber eben auch in den reconnaissance-Programmen der Supermächte) denk- und anwendbar wurde. In der Technikgeschichte der Funkfernsteuerung lässt sich das erstmalige Auftauchen einer Notwendigkeit von Haptik bzw. die einer haptischen Körnung zwischen der 1-Bit-Steuerung der Taste und der späteren Proportionalsteuerung komplexer Schubregler, Spiel- und Steuerhebel verorten. Haptischer Zugriff soll dabei zugleich als wahrnehmend (als mitunter simuliertes Servo-feedback) wie als steuernd verstanden werden. Analog zum Projekt „Haptic Rendering. Zur Simulation des Tastsinns“ von Stefan Rieger soll außerdem die immer höhere (visuelle) Datenintensität in den Blick genommen werden, wie sie in aktuellen intelligence-Diskursen virulent ist, und Fragen des haptischen Zu- und Eingriffs daran geknüpft werden. Wie können hohe Datenmengen, wie können hochaufgelöste Bilder prozessiert werden, dass ein menschliches Eingreifen in Echtzeit noch möglich ist?