Prof. Dr. Wolfgang Hagen

Seit 2013 hat Wolfgang Hagen an der Leu­pha­na Uni­ver­sität eine Pro­fes­sur für Me­di­en­wis­sen­schaft inne.

Studium der Germanistik und Philosophie in Wien und Berlin. Promotion 1977. Von 1970 bis 1972 im Kollektiv des Merve-Verlag Berlin, 1979 bis 1984 Redakteur und Moderator der Sendung "SFBeat" des Senders Freies Berlin (SFB). Von 1984 bis 2002 arbeitete er zunächst als Abt.-Leiter "Kultur Aktuell", als Moderator von "Drei nach Neun", dann als Gründungs- und Programmchef von "Radio Bremen Vier", dem ersten "Jugendprogramm" der ARD. Von 2002 bis 2012 Leiter der Kultur- und Musikabteilungen im Deutschlandradio Kultur sowie Leiter der Medienforschung, 2001 Habilitation an der Uni Basel, ab 2003 Privatdozent für Medienwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin. Seit April 2012 zunächst Professor für Rhetorik, seit April 2013 Professor für Medienwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg. Frühjahr 2015 Max Kade Visiting Professor an der UCSB (Santa Barbara, Kalifornien). Forschungsschwerpunkte: Geschichte und Theorie des Radios und des Computers. Letzte Publikationen: "Das Radiobuch. Zur Theorie und Geschichte des Hörfunks Deutschland/USA", 2005 (Wilhelm Fink); „Ethos Pathos Powerpoint – Zur Epistemologie und (Silicon Valley)-Rhetorik digitaler Präsentationen”, 2015 (Campus).

 

FORSCHUNGSPROJEKT

Simulation und Spiel

Meine Überlegungen fragen nach dem epistemologischen Status computergestützter Simulationen: Ist die Simulation ein Experiment, das, ganz im klassischen Sinn, ein theoretisch vorhergesagtes Ergebnis bestätigt? Oder greifen Computer-Simulationen, aufgrund ihrer algorithmischen Struktur, ganz grundsätzlich, wie Paul Humphreys argumentiert, in den semantischen und syntaktischen Status naturwissenschaftlicher Theorien ein? Oder ist es vielmehr so, dass eine Computer-Simulation die emergente Anwendung theoretisch modellierter Operationen repräsentiert, deren Durchführung im Erfolgsfall jenen Erkenntnisgewinn erbringt, der im Ergebnis die Theoriemodelle der verwendeten Operationen als ihre Voraussetzung bestätigt? Handelt es sich bei Simulationen also, epistemologisch gesehen, um „Begriffe“ im Sinne Wittgensteins, die ihre Bedeutung allein durch ihren Gebrauch erhalten?

Der Forschungsansatz verbindet insofern die grundsätzlichen Überlegungen Hermann Weyls (und die auf ihnen fußenden Thesen Ludwig Wittgensteins) zum Spiel-Begriff in Sprache und Mathematik mit neueren Ansätzen der epistemologischen Definition von Computer-Simulationen, wie sie bspw. von Eric Winsberg, Michael Weisberg oder Johannes Lenhard vertreten werden. Die Frage ist, wie „fictional components“ (Winsberg) und „imaginary cracks“ (Purves) in Modellierungen von Computersimulationen, die solche Systeme allererst erfolgreich und stabil operieren lassen, in Bezug auf ihren epistemologischen Status verstanden werden können.