Workshop: Wie erforsche ich Gewalt in Geschlechter- und Generationenverhältnissen?

24. Nov

Zoom-Meeting am 24. November 2020, 14:15-18:15 Uhr

Zielgruppe:
PostDocs, Promovierende und Studierende im Masterstudium der Sozial- und Geisteswissenschaften mit Bezug zur Thematik interpersoneller Gewalt in Geschlechter- und Generationenverhältnissen (z.B. Forschung zu häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, Geschwistergewalt)

Anmeldung mit kurzer Beschreibung des eigenen Projekts zur Gewaltthematik und Projektphase ist zu richten an:
juIia.ganterer@leuphana.de

Hintergrundidee:
Im Zuge der Etablierung qualitativer Erhebungs- und Auswertungsmethoden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich die Debatte um die Haltung der Forschenden zur Empirie. Sie entzündete sich
um die paradigmatische Frage danach, inwieweit es gefordert, möglich, oder sinnvoll ist, sich entweder von dem zu Beforschenden zu distanzieren, sich diesem hin- und zu zuwenden, oder gar seibst TeiI davon zu sein.
Daran knüpfen Fragen an, wie weit wir Forschungspraxis als eine Alltagspraxis begreifen, sowie nach der Relation von Alltags­ und Wissenschaftskompetenz, vor allem dann, wenn wir Wahrnehmungen immer als Verweise auf einen ihnen zugrundeliegenden Sinn verstehen und Realität als soziale Konstruktion begreifen.
Das besondere an Gewaltforschung ist in diesem Zusammenhang, dass ihr Untersuchungsgegenstand
und alle damit im Zusammenhang stehenden Phänomene tabuisiert werden, so wie auch belastend für Forschende und an der Forschung Teilnehmende sein kann.

Im Rahmen des Lehrforschungsseminars „Gewalt im Generationen- und Geschlechterverhältnis" wurden im Sommersemester 2020 Grundlagen, Ursachen, Erscheinungsformen, Daten und Erkenntnisse sowie Auswirkungen und Folgen von Gewalt und Missbrauch innerhalb mehrdimensionaler Geschlechter- und Generationenverhältnisse thematisiert. Die daraus entstandenen Forschungsprojekte werden im aktuellen Wintersemester präsentiert. In Form eines Workshops, der in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe „1  nterpersonel le Gewalt und Geschlecht"  aus Innsbruck  (Universität Innsbruck,
Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung lnnsbruck/CGI; GE Gender Medizin & Diversität, Medizinische Universität
1 nnsbruck) entstanden  ist, werden den Studierenden  die Möglichkeit  haben ihre Projekte zu präsentieren. 1  n diesem Workshop wird die Grundidee vertreten, dass Wissenschaft und Praxis aus ethischen und methodologischen Gründen heraus Stellung beziehen sollte, sei es mit Blick auf die Transparenz normativer Haltungen, oder um die eigene lnvolviertheit als Qualität anzuerkennen und zu nutzen. Solche Auseinandersetzungen finden in universitären Seminaren und Vorlesungsstrukturen bislang jedoch wenig Raum. Aber gerade unsere eigene Haltung und Methodik/Methodologie zu interpersonaler Gewalt ist hier von hoher Relevanz. Welche persönlichen Einstellungen, Wahrnehmungen und Interpretationen haben wir zu Gewalt und inwiefern beeinflussen uns diese in unserem Forschungsprozess?
Gemeinsam mit der Forschungsgruppe aus Innsbruck, die sich mit vielfältigen Fragestellungen, die von theoretischem und methodologischen Interesse, bis hin zu angewandten Initiativen reichen, wird darüber diskutiert werden.
Der Workshop soll einen Anstoß geben und uns darin unterstützen, uns selbst und unsere in der Regel nicht transparenten Ideen und Vorstellungen um und über Gewalt besser kennenzulernen. Damit kann das eigene Wissen gestärkt werden und uns neue Perspektiven für die Feldforschung und die Materialanalyse eröffnen. Der Workshop soll zudem die Möglichkeit bieten, sich in einem wohlwollenden Rahmen über Erfolge, Grenzen, Lessons Learnt und Misserfolge im Zuge des eigenen Forschungsprojektes auszutauschen.

Aufbau des Workshops:
Nach einer gemeinsamen Einstiegsübung und Vorstellung aller Teilnehmer*innen erfolgt ein method(olog)ischer Input über Gewaltforschung und was das mit der forschenden Person selbst macht.
Anhand von Forschungsprojekten von Studierenden findet ein exemplarischer Erfahrungsaustausch statt.
Ein anschließender Vortrag gibt Einblick in die Methoden und Uberlegungen bei Gewaltforschung, bevor eine Abschlussreflexion über den Workshop erfolgt.

In Vorbereitung des Workshops bekommen Workshop-Teilnehmende Textmaterial der Vortragenden zugesendet. Nach der jeweiligen Präsentation werden wir mithilfe dieser Text gemeinsam diskutieren.

Ziel des Workshops:
•    Reflexion über die gängigen Forschungsmethoden und deren Anwendung in der Gewalt- und Geschlechterforschung
•    Sensibilisierung für Eigentheorien über interpersoneller Gewalt
•    Reflexion des Involviert-Seins durch die eigene Forschungsarbeit
•    Kommunikations- und Kooperationspartner*innen finden
•    Vernetzung

Event-Flyer