Sozialpädagogik, insbesondere vergleichende Jugendhilfeforschung

Das Arbeitsgebiet der vergleichenden Jugendhilfeforschung umfasst einerseits international vergleichende Perspektiven auf Jugendhilfeforschung und andererseits vergleichende Studien sowie Forschungsprojekte zu unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie etwa stationäre Erziehungshilfen, Kindertageseinrichtungen und Familienbildung.

Sowohl die Internationalisierung als auch die vergleichende Jugendhilfeforschung nehmen wichtige und innovative Entwicklungen in den Blick. Zentrale Transformationsprozesse der letzten 15 Jahre der Kinder- und Jugendhilfe beruhen auf einer zunehmenden Transnationalisierung und Globalisierung bei gleichzeitig geltenden korporatistischen Strukturen mit einer hohen Beharrungs- und Geltungskraft. Die Erforschung dieser Entwicklungen mithilfe international vergleichender Perspektiven ist in der Sozialpädagogik in Deutschland bisher kaum etabliert.

Vernetzung

Internationales Netzwerk INPAC

Prof. Dr. Claudia Equit hat zusammen mit den Wissenschaftler*innen Dr. Samuel Keller (ZHAW Zürich, Schweiz) und Dr. Jade Purtell (Monash University, Australien) in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Melanie Warpaul das internationale Netzwerk INPAC „International Participation of Children in Alternative Care” gestartet. Wissenschaftler*innen weltweit tauschen sich über Themen zu Partizipation und Implementation der Kinderrechte in stationären Erziehungshilfen aus. Weitere Informationen sind unter INPAC verfügbar.

Ausgewählte Publikationen zu diesem Schwerpunkt sind beispielsweise:
Participation in Residential Childcare. Safeguarding children´s rights through participation and complaint procedures. Equit, C. (Hrsg.), 2024, (In Vorbereitung) Verlag Barbara Budrich. 220 S.

Children's Rights to Participate in Out-of-Home Care: International Social Work Contexts. Equit, C. (Hrsg.) & Purtell, J. (Hrsg.), 2023, London: Routledge, Taylor & Francis Group (GB). 200 S.

Forschung

Stationäre Kinder- und Jugendhilfe

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt in der Ausgestaltung der Professur sind Forschungsprojekte und internationale Netzwerke im Bereich stationärer Erziehungshilfen (Heimerziehung und Pflegefamilien). Durch die Anerkennung der UN-Kinderrechtskonvention weltweit und einer globalen Ökonomisierung der Kinder- und Jugendhilfe treten in den Ländern trotz differenter Kinder- und Jugendhilfesysteme ähnliche aktuelle Problemlagen auf sowie die Notwendigkeit, auf aktuelle Forschungsergebnisse Bezug zu nehmen. Dabei stellen stationäre Erziehungshilfen nicht nur ein wichtiges weltweit vergleichbares tertium comparationis dar, sondern sind eine der wichtigsten, weil sie den Kernbereich (Kinderschutz) in nuce betreffenden und zugleich kostenintensivsten sowie kritisch diskutiertesten Institutionen der Jugendhilfe weltweit darstellen. Insofern sind stationäre Erziehungshilfen von globalen Herausforderungen und kommunalen Traditionen geprägt, deren Erforschung von der Professur im internationalen Kontext vorangetrieben wird.

Forschungsprojekte zu diesem Schwerpunkt sind:
Partizipation in Organisationskulturen der Heimerziehung“ gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (2019-2022).

„JuPa - Soziale Teilhabe von Jugendlichen in stationären Hilfen zur Erziehung in Zeiten von Pandemien ermöglichen“ gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Elisabeth Thomas. (2023-2026)

"JuPaCo – Psychosoziale Langzeitfolgen für junge Menschen durch die SARS-CoV-2-Pandemie" gefördert durch das Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Lucy Beule. (2023-2025)

 

Interdisziplinäre und international vergleichende Familien- und Kindheitsforschung

Auf gesellschaftlicher Ebene wird eine wachsende Vielfalt an Familienkonstellationen konstatiert, die sich etwa in einer Zunahme von Trennungen, Scheidungen und Wiederverpartnerungen sowie einer Zunahme unkonventioneller Lebensformen (alleinerziehende, nichteheliche und gleichgeschlechtliche Lebensformen mit Kindern, multilokale Familien) niederschlagen. Familien mit vielfältigen Elternschaftskonstellationen sind überdurchschnittlich häufig mit Formen sozialer Ausgrenzung und Benachteiligungen konfrontiert. Alleinerziehende etwa tragen ein überdurchschnittlich hohes Armutsrisiko, ihre Kinder sind verstärkt mit Bildungsbenachteiligungen und sozialer Ausgrenzung konfrontiert. Dabei konstatiert die Kindheitsforschung zugleich eine Zunahme an frühkindlichen Betreuungsmöglichkeiten, einige Forschende sprechen dahingehend inzwischen von Betreuungskarrieren. Die Wirkungen und sozialen Kompensationsfunktionen institutioneller frühkindlicher Betreuung sind bisher nur unzureichend erforscht. Initiiert werden Forschungsprojekte und Publikationen zu sozialer Inklusion in frühkindlichen Betreuungsarrangements vor dem Hintergrund familialer Diversität. Der Fokus auf soziale Disparitäten und Inklusion eröffnet internationale Perspektiven, etwa im Vergleich frühkindlicher Betreuungsarrangements der nordischen Länder sowie einer international etablierten Familienforschung zu Elternschaftskonstellationen.

Publikationen zu diesem Schwerpunkt sind beispielsweise
Single mothers figuring out their future family life – understanding family development after separation and divorce drawing upon the concept of configuration. Equit, C., Euteneuer, M. & Uhlendorff, U., 29.12.2022, in: Social Work and Society. 20, 1, 16 S.

Bildung und Beteiligung oder doch Teilhabe? Chancen und Grenzen der Beteiligung von Kindern in Kindertageseinrichtungen. Equit, C., 2018, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung. 13, 1, S. 87-97 11 S.

Projekte

Team

Leitung

  • Prof. Dr. Claudia Equit

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen

  • Lucy Beule
  • Elisabeth Thomas
  • Melanie Warpaul

Sekretariat

  • Kirsten Meißner
  • Nina Pries
  • Sonja Rosenthal