Bestürzung im Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik nach Berichten über ein Missbrauchsnetzwerk

25.02.2024 Wissenschaftler:innen der Universität Hildesheim haben am vergangenen Freitag (23. Februar) in Berlin den Ergebnisbericht zu ihrem Forschungsprojekt „Helmut Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe“ vorgestellt. Zu den Erkenntnissen dieser Untersuchung zählt die Aufdeckung eines Netzwerks von Akteur:innen, durch das pädokriminelle Handlungen umgesetzt, geduldet, arrangiert und legitimiert wurden.

Diesem Netzwerk gehörte laut Bericht auch Prof. Dr. Herbert Ernst Colla-Müller an, der im Jahr 2009 als Professor für Sozialpädagogik an der Leuphana Universität Lüneburg emeritiert wurde. Er starb im Jahr 2017. Zu seiner Person heißt es in der Untersuchung unter anderem: „Derzeit kann es als erwiesen gelten, dass Gerold Becker, Herbert E. Colla-Müller und Helmut Kentler sexualisierte Gewalt ausgeübt haben.“

Die Mitglieder des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik der Leuphana Universität Lüneburg haben mit Erschrecken davon erfahren. Ebenso bestürzt sind wir über den im Bericht benannten Netzwerkcharakter des pädokriminellen Rings in Praxis und Wissenschaft, der neben den Standorten Berlin, Göttingen, Hannover, Tübingen und Heppenheim nun auch Lüneburg als eindeutigen Ort begangenen Unrechts ausweist.

Wir verurteilen diese im Bericht festgestellten Taten eines früheren Mitglieds unseres Instituts auf das Schärfste und nehmen die damit verbundene institutionelle Verantwortung gegenüber den Betroffenen wahr, indem wir das Forscher:innenteam der Universität Hildesheim an jeder denkbaren Stelle bei weiteren Aufklärungsschritten unterstützen werden. Überdies wird die Universität weitere Schritte einleiten, um eine unabhängige wissenschaftliche sowie juristische Klärung der spezifischen Taten im Raum Lüneburg herbeizuführen und die Rolle ihrer Universitätsmitglieder umfassend zu untersuchen.

Dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik der Leuphana Universität Lüneburg ist es ein wichtiges Anliegen, sich dafür einzusetzen, dass alle Menschen ein Recht auf gewaltfreies Aufwachsen haben. Betroffene von Gewalt haben ein Recht auf die Aufarbeitung begangenen Unrechts und auf einen aktiven Schutz vor weiterer Gewalt. Sollten Sie/solltest Du von derartiger Gewalt betroffen sein und durch die aktuelle Berichterstattung getriggert und/oder ermutigt worden sein, das Ihnen/Dir widerfahrene Unrecht auszusprechen, weisen wir hiermit ausdrücklich auf folgende Hilfsangebote hin.

Wir werden von Seiten des Instituts und der Universität alle erdenklichen Maßnahmen treffen, um das erlittene Unrecht selbst öffentlich in Forschung und Lehre zu thematisieren, evtl. weitere Betroffene dieser verabscheuungswürdigen Taten zur Thematisierung des ihnen widerfahrenen Unrechts und Leids zu ermutigen und um dazu beizutragen, die Leuphana Universität Lüneburg und ihr Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik als einen sicheren Ort zu gestalten, der sich fortwährend parteiisch und in Solidarität mit allen Betroffenen von (sexualisierter) Gewalt aufstellt.

Für das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik
Prof. Dr. Lars Alberth (Ansprechperson)
Prof. Dr. Claudia Equit
Prof. Dr. Angelika Henschel
Prof. Dr. Anke Karber
Prof. Dr. Philipp Sandermann
Prof. Dr. Birte Siem