Forschungsprojekt zu Adultismus und Diskriminierungen entlang des jungen Alters
Forschung zu Altersdiskriminierung in Deutschland konzentriert sich bisher vor allem auf die Benachteiligung älterer Menschen, während Diskriminierung von als „zu jung“ wahrgenommenen Menschen weniger Beachtung findet.
Vor diesem Hintergrund hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Prof. Dr. Lars Alberth und Prof. Dr. Birte Siem (beide am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik) damit beauftragt, Adultismus und Diskriminierungen aufgrund eines als zu jung wahrgenommenen Alters in Deutschland systematisch und partizipativ zu erforschen. Dabei wird untersucht, wie Diskriminierungen insbesondere von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erlebt und wahrgenommen werden und wie Betroffene im Alltag damit umgehen. Das Forschungsteam, dem auch Dr. Iniobong Essien und Verena Marke angehören, adressiert diese Fragen im Rahmen einer interdisziplinären empirischen Studie, die kindheitssoziologische Ansätze zur partizipativen Forschung mit jungen Menschen und sozialpsychologische Ansätze zu Diskriminierung integriert.
Die wesentlichen Ziele der Studie sind:
- Erfassung der Erfahrungen von und des Umgangs mit Adultismus und Diskriminierungen aufgrund eines als zu jung wahrgenommenen Alters, insbesondere in der Altersgruppe von 14 bis 27 Jahren.
- Erfassung der Verbreitung und Ausprägung adultistischer und diskriminierender Einstellungen gegenüber als zu jung wahrgenommene Menschen in der Bevölkerung.
- Untersuchung der intersektionalen Verwobenheiten von Adultismus bzw. der Diskriminierung aufgrund eines als zu jung wahrgenommenen Alters mit anderen Formen der Ungleichbehandlung (z.B. Rassismus).
- Entwicklung von Empowerment-Strategien für Betroffene und Handlungsempfehlungen für staatliche, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen.
In allen Schritten der Studie wird ein eigens eingerichtetes, partizipatives und divers zusammengesetztes Begleitgremium junger Menschen beteiligt. Die Mixed-Methods-Studie setzt sich aus drei wesentlichen Elementen zusammen:
- Systematische und integrative Erhebung des Forschungsstandes zu Formen, Ursachen und Folgen von Adultismus und Diskriminierung aufgrund eines als zu jung wahrgenommenen Alters.
- Gruppenwerkstätten mit jungen Menschen, in denen ihre Erfahrungen und die Folgen von Adultismus bzw. Diskriminierung aufgrund eines als zu jung wahrgenommenen Alters in ihrem Alltag untersucht werden (qualitativer Teil der Studie).
- Survey mit Vignettenexperiment zur Erfassung adultistischer und diskriminierender Einstellungen gegenüber als zu jung wahrgenommene Menschen sowie entsprechender Erfahrungen in der Bevölkerung. Zudem wird die kausale Rolle des Diskriminierungsmerkmals „als zu jung wahrgenommenes Alter“ erforscht (quantitativer Teil der Studie).
Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen – gemeinsam mit dem partizipativen Begleitgremium – individuelles und kollektives Wissen zur Ungleichbehandlung von als zu jung wahrgenommenen Menschen gesellschaftlich sichtbarer zu machen. Auf dieser Basis sollen sowohl Strategien zum Empowerment junger Menschen als auch Maßnahmen zur Verringerung adultistischer bzw. altersbezogener Diskriminierung entwickelt werden.
Die Studie wird im 1. Quartal 2026 veröffentlicht.
