Zukünfte des Erinnerns in der Postmigrationsgesellschaft

Konflikte, Kontinuitäten, Konkurrenzen

Wie werden Geschichten der Migration und hiermit verbundene Erfahrungen des Ausschlusses, der Marginalisierung und der Gewalt in unserer Gesellschaft erinnert? 
Welche Konflikte, Kontinuitäten und Konkurrenzen treten in diesen Kontexten auf? 
Welche Rolle spielen Literatur, Musik und Pädagogik darin, Erinnerungskulturen zukunftsfähig zu gestalten?

In diesem Projekt analysieren und reflektieren wir aktuelle Konflikte, Kontinuitäten und Konkurrenzen im gegenwärtigen Erinnerungsdiskurs der Postmigrationsgesellschaft. Dabei betrachten wir Literatur, Musik und pädagogische Räume wie die Schule als zentrale Arenen, in denen gegenwärtige Pluralisierungsprozesse im deutschen Erinnerungsdiskurs zum Ausdruck kommen und verhandelt werden. In verschiedenen, aufeinander bezogenen Analyse-, Reflexions- und Debattenformaten an der Leuphana Universität und in Lüneburg werden diese Arenen – unter Beteiligung von Studierenden sowie Akteur:innen aus Erinnerungsforschung und -praxis – näher beleuchtet und auf ihr Potential hin befragt, Kontinuitäten von Rassismus-, Antisemitismus- und weiterer Gewalterfahrungen zu adressieren sowie der Mehrstimmigkeit des Erinnerungsdiskurses Rechnung zu tragen. Ziel ist es, interdisziplinäre Ansätze für eine postmigrationsgesellschaftliche Erinnerungskultur im Wandel (weiter) zu entwickeln. 

©Leuphana/Jannis Muser
©Lea Otremba
©Lea Otremba

Erinnern in der Postmigrationsgesellschaft

Das Selbstverständnis einer Gesellschaft ist wesentlich davon geprägt, wie und an welche Vergangenheiten sie sich erinnert und wie diese mit Vorstellungen eines zukünftigen Zusammenlebens verknüpft werden. In postmigrationsgesellschaftlichen Räumen und Institutionen gestaltet sich die Auseinandersetzung hierüber im Zuge der Pluralisierung von Erinnerungsperspektiven durch fortschreitende Globalisierung, transnationale Migration und Digitalisierung als ebenso dynamisch wie spannungsreich: Konflikte um Erinnerung finden nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch zwischen teilweise konkurrierenden Teilöffentlichkeiten statt. Als Konflikte über die Öffentlichkeit verhandeln sie Fragen der Sichtbarkeit und Anerkennung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und ihrer historischen Erfahrungen. Postmigrantische Gesellschaftsstrukturen betreffen entsprechend Erinnerungsprozesse der gesamten Gesellschaft. Diese ist gefordert, die (bundesdeutsche) Nachkriegsgeschichte um (post-)migrantische und transnationale Erinnerungen zu erweitern und dabei erinnerungskulturelle Selbstverständnisse auf den Prüfstand zu stellen.

Das Projekt als Zukunftsdiskurs

In Form eines „Zukunftsdiskurses" nimmt das Projekt die gegenwärtigen Dynamiken in Deutschland zum Anlass für eine wissenschaftliche und praxisbezogene Reflexion: In drei Teilprojekten wird der Forschungsstand zum postmigrationsgesellschaftlichen Erinnerungsdiskurs aus der jeweiligen disziplinären Perspektive der Projektleitenden erarbeitet und literarische, musikalische sowie pädagogische Entwürfe von Zukünften des Erinnerns in der Postmigrationsgesellschaft entwickelt. In verschiedenen Austausch- und Reflexionsformaten an der Leuphana Universität und in Lüneburg werden die Perspektiven aus den Teilprojekten zusammengeführt und der Zukunftsdiskurs für weitere Stimmen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft geöffnet.

Laufzeit: 15.08.2025 - 14.11.2026

Veranstaltungsübersicht

12.11.2025: Polylog: Zukünfte des Erinnerns, mosaique Lüneburg, 19:00 Uhr,  zur Anmeldung

06.01.2026 Filmvorstellung „Das Deutsche Volk“ und Gespräch mit Ayşe Güleç, SCALA Programmkino, weitere Informationen folgen 

12.01.2026 Lesung „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ mit Saba-Nur Cheema und Meron Mendel, weitere Informationen folgen

Projektleitung

  • Prof. Dr. Kevin Drews
  • Prof. Dr. Ellen Kollender
  • Prof. Dr. Monika E. Schoop

Wissenschaftliche Mitarbeit

  • Lea Otremba

Studentische Hilfskräfte

Berivan Ahmad

Dieses Projekt wird gefördert durch

©MWK Niedersachsen
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