Diversity-Tag 2020: „Verbale Übergriffe werden schnell kleingeredet“

26.05.2020 Alles nicht so schlimm? Mit dem Infoportal „Gegen sexuelle Belästigung“ möchte das Gleichstellungsbüro über sexuelle Diskriminierung und Gewalt aufklären. Die beginnt weit früher als viele denken.

„Über 50 Prozent der Studentinnen haben im Hochschulkontext schon einmal sexuelle Gewalt erlebt. Etwa zehn Prozent fühlen sich sogar bedroht“, sagt Dr. Kathrin van Riesen, Gleichstellungsbeauftragte der Leuphana. Die Dunkelziffer sei noch viel höher. Erst seit der MeToo-Debatte würden sich Betroffene vermehrt trauen, über sexuelle Belästigung und Diskriminierungen zu sprechen. Kathrin van Riesen geht das noch nicht weit genug. „Gerade junge Frauen gehören zur Hochrisikogruppe. Aber alle Geschlechter können potentiell betroffen sein. Das Thema muss in die Mitte der Hochschule.“

Das Infoportal „Gegen sexuelle Gewalt“ hat zwei Zielrichtungen: Betroffene durch Informationen unterstützen sowie die Prävention von sexueller Diskriminierung und Gewalt. „Auch in der Hochschulgemeinschaft fehlt oft das Wissen, was sexuelle Übergriffe überhaupt sind und welche Formen dazu gehören“, sagt Kathrin van Riesen. Mit Wissensquizzen, Präventionsangeboten, Berichten von Betroffenen und Zahlen aus der Forschung informiert das Gleichstellungsbüro. Gerade digitale Plattformen bieten eine Chance, sich schnell und ohne großen Aufwand zu informieren, erste Fragen zu klären und bei Bedarf das passende Angebot für sich zu finden. Ein niedrigschwelliges Angebot bei dem jede*r in anonymer Weise sich informieren oder Wissen aneignen kann.

Vermeintlich lockere Sprüche über das Aussehen einer Person, ihre sexuelle Neigung oder Tätscheleien würden im Alltag oft kleingeredet: „Aber das war doch lustig gemeint.“ Das Gleichstellungsbüro möchte mit ihrer Aufklärungskampagne ein Stoppzeichen setzen: „Es muss klar sein, dass ein solches Verhalten Konsequenzen hat“, sagt Katrin van Riesen. Sie rät Betroffenen sich gegenüber Personen ihres Vertrauens zu öffnen. Innerhalb der Hochschule können das Gleichstellungsbeauftragte, Ombudspersonen und Vertreter*innen des Personalrats sein.

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