Statik

Kräfteverlauf

Die außergewöhnliche Statik des Zentralgebäudes ist vollständig im Rohbau abgebildet. Die Kraftverläufe lassen sich zum Teil noch an den Wänden ablesen, die unterschiedliche Neigungsgrade nach innen oder außen aufweisen. Für diese Statik war es erforderlich, dass jede einzelne fertige Etage ein in sich abgeschlossener Bauzwischenzustand war, bei dem der Rohbau stabil stehen musste. Zugleich war die vollständige Gebäudestatik erst mit dem letzten Dachbalken gegeben. Für die Errichtung der nach außen geneigten Wände mussten zudem massive Hilfsfundamente gegossen werden, um die austrocknenden Wände abzustützen.

Leichtbauweise

Die Decken der einzelnen Etagen sind mit orthogonal angeordneten Cobiax Hohlraumbällen befüllt, um das Deckengewicht zu reduzieren. Stellenweise fast doppelt so dick wie klassische Stahlbetondecken, sind diese Decken dennoch deutlich leichter, sodass auf viele Stützpfeiler verzichtet werden konnte. Dies schafft insbesondere im Erdgeschoss ein außergewöhnlich offenes Raumgefühl. Zudem waren durch die Leichtbauweise weniger Stützen für den Bauzwischenstand erforderlich und die Bauzeit konnte durch kürzere Austrocknungszeiten verringert werden.

Freischwebende Architektur

Eine Besonderheit ist das freischwebende Seminarzentrum, das eine Fachwerkträgerkonstruktion darstellt. Eine klassische Stahlbetonbauweise wäre hier zu schwer gewesen. Das Fachwerk besteht je links und rechts aus dem so genannten Obergurt, Untergurt und den Trägern. Diese Bauteile konnten nicht am Stück erstellt werden, sondern wurden aus ca. drei Meter langen Sektionen zusammengesetzt. Auch hier waren für die einzelnen Bauzwischenstände Unmengen an Stützen erforderlich, wobei sich nach deren Entfernen der gesamte Gebäudeteil um lediglich 1 cm absenkte. Einer der Untergurte des Fachwerks läuft durch das Auditorium hindurch, alle übrigen Gurte halten sich an den Wänden des Forschungszentrums in der Gebäudemitte. Aus Brandschutz- und Statikgründen mussten die einzelnen Träger des Fachwerks mit Beton ummantelt werden, ihre Verbindung besteht aus individuell angefertigten Stahlverbünden. Nur eine solch ausgeklügelte Herstellung ermöglichte diesen außergewöhnlichen Gebäudeteil.

Das Zentralgebäude ist in aufwändiger Handarbeit entstanden. Zum Beispiel mussten unzählige Stahldrähte für die außergewöhnlichen Formen geflochten werden, bevor sie in Beton gegossen werden konnten. Die Gebäudestatik war daher nicht nur für Architekten und Prüfer eine Herausforderung, sondern für alle beteiligten Handwerker.