Die Geschichte der Leuphana Universität Lüneburg

Eine junge, dynamische Universität mit bewegter Geschichte

Was wäre, wenn die Gründungserlaubnis von Kaiser Friedrich III. (1471) und Papst Sixtus IV. (1479) in die Tat umgesetzt worden wäre? Vermutlich würde in Lüneburg eine jahrhundertealte, traditionsreiche Universität stehen. Doch es kam anders: Die Leuphana Universität Lüneburg ist mit einer Geschichte von etwas über 70 Jahren noch eine junge Universität. Durch Gründung und Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, schrittweise Umwandlung in eine eigenständige Universität und Stiftung, Fusion und umfassende Neuausrichtung als Modelluniversität kann sie nichtsdestotrotz auf eine dynamische Geschichte zurückblicken.

1471/1479: Kaiser Friedrich III. erteilt zunächst die Erlaubnis zur Gründung einer hohen Rechtsschule in Lüneburg. Papst Sixtus IV. genehmigt später die Einrichtung einer Hochschule in Lüneburg mit allen oberen Fakultäten und einem Generalstudium.

1946: Gründung einer Pädagogischen Hochschule (PH) in Lüneburg auf Initiative der Briten. Die Hochschule sollte durch die Ausbildung von Lehrer*innen dazu beitragen, eine neue demokratische Tradition in Deutschland zu begründen.

1971: Gründung der Fachhochschule Nordostniedersachsen (FH NON) als Nachfolgeinstitution der Staatlichen Ingenieurakademie für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik in Suderburg und der Staatlichen Ingenieurakademie für Bauwesen in Buxtehude. Ihr Sitz liegt zunächst in Buxtehude. Im Hinblick auf eine damals beabsichtigte Gründung einer Gesamthochschule in Lüneburg werden hier 1978 die Fachbereiche Sozialwesen und Wirtschaft gegründet und 1981 auch die Hochschulverwaltung nach Lüneburg verlegt. Die PH Lüneburg geht damit im Jahr 1978 in eine eigenständige wissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht über.

1980er: In den achtziger Jahren wird das fachliche Spektrum um die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften erweitert. 1989 wird die bisherige Hochschule Lüneburg durch Beschluss des Niedersächsischen Landtags zur Universität.

1990er: In den neunziger Jahren wird das fachliche Spektrum um die Umweltwissenschaften erweitert. 1997 zieht die Universität im Rahmen eines bundesweit beachteten Konversionsprojektes von ihrem bisherigen Standort im Roten Feld in die ehemalige Scharnhorstkaserne der Bundeswehr, den heutigen zentralen Campus.

2003: Als eine der fünf ersten Hochschulen Deutschlands wird die Universität Lüneburg in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umgewandelt. Sie gewinnt damit erweiterte Möglichkeiten zu selbstständigem Handeln, u.a. durch ein eigenständiges Berufungsrecht, durch eine eigenständige Bauherreneigenschaft und durch eigenständige Stellen- und Finanzplanung.

2005: Durch Gesetz des Niedersächsischen Landtags fusioniert die Universität Lüneburg mit der Fachhochschule Nordostniedersachsen und erhält den Auftrag zur Entwicklung einer Modelluniversität für den Bologna-Prozess. Dies führt einerseits zu einer Erweiterung des fachlichen Spektrums der jeweiligen Vorgängerinstitutionen: Aus Sicht der ehemaligen Universität um Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftspsychologie; aus Sicht der ehemaligen Fachhochschule um Lehrerbildung, Kulturwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Umweltwissenschaften. Aufgrund von fachlichen Überschneidungen führt die Fusion andererseits insbesondere in der Betriebswirtschaftslehre und der Sozialpädagogik auch zu Kürzungen. Die neue Universität organisiert sich zunächst in drei Fakultäten (Fakultät I: Bildungs- und Kulturwissenschaften, Fakultät II: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fakultät III: Umwelt-, Natur- und Technikwissenschaften) und vier Standorten (Campus Scharnhorststraße, Campus Rotes Feld, Campus Volgershall, Campus Suderburg)

2006: In Umsetzung des Landesauftrags zur Entwicklung einer Modelluniversität beginnt die Universität Lüneburg eine umfassende Neuausrichtung. Sie entwickelt ein für Deutschland bis heute einmalige Universitätsmodell mit einem College für das Bachelorstudium, einer Graduate School für das Master- und Promotionsstudium und einer Professional School für das Weiterbildungsstudium und lebenslanges Lernen.

2007: Als Folge ihrer Neuausrichtung gibt sich die Universität einen neuen Namen als Leuphana Universität Lüneburg und setzt ihr neues Studien- und Universitätsmodell um. Das Leuphana College für Bachelorstudierende nimmt mit einem neuartigen Studienmodell und zunächst 10 Major- und 27 Minorstudiengängen sowie 3 Studiengängen mit Lehramtsoption und 12 Unterrichtsfächern den Betrieb auf. Die Leuphana Professional School für Weiterbildungsstudierende geht mit zunächst 7 Masterstudiengängen an den Start. Die Leuphana Graduate School für Master- und Promotionsstudierende folgt ein Jahr später mit zunächst 8 Masterstudiengängen.

2009: Mit dem Innovations-Inkubator Lüneburg startet die Leuphana ein EU-Großprojekt mit einem Volumen von rund 98 Mio. EUR als Beitrag zur Entwicklung der Region Lüneburg. Unter anderen stärken internationale Kompetenztandems zum Aufbau neuer Forschungsschwerpunkte, Verbundprojekte zur Förderung von Praxiskooperationen, Unternehmensgründungen und -ansiedlungen sowie neue Weiterbildungsstudiengänge und Studienangebote die Wissensbasis der Region. Ebenfalls 2009 geht der Campus Suderburg mit ingenieurwissenschaftlichen Studienangeboten im Bereich Boden- und Wasserbau an die FH Wolfenbüttel, die heutige Ostfalia Hochschule, über.

2010: Die Universität reorganisiert ihre Fakultäten erneut und gründet die heute bestehenden vier Fakultäten Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit und Wirtschaft.

2013: Die DFG-Kolleg-Forschergruppe "Medienkulturen der Computersimulation" (MECS) nimmt ihre Arbeit auf.

2016: Das DFG-Graduiertenkolleg "Kulturen der Kritik" - das erste DFG-geförderte Graduiertenkolleg an der Leuphana - nimmt seine Arbeit auf. Das Kolleg untersucht anhand konkreter Fälle der Kunst-, Medien- und Sozialkritik den Zusammenhang von Kritik und Kultur in der Geschichte der Moderne bis zur Gegenwart.

2017: Das neue Zentralgebäude der Leuphana, entworfen von Daniel Libeskind, wird eröffnet.

2018: Die erste Utopie-Konferenz findet im neu­en Zen­tral­gebäude statt.

2019: Gemeinsam mit der University of Glasgow gründet die Leuphana das European Centre for Advanced Studies (ECAS).

2020: Während viele deutsche Hochschulen den Vorlesungsbeginn für das Sommersemester aufgrund der Coronakrise verschieben, gelingt es der Leuphana, pünktlich digital mit mehr als 90 Prozent ihrer rund 1.600 geplanten Lehrveranstaltungen in die Vorlesungszeit zu gehen, denn sie hat frühzeitig die notwendigen technischen sowie didaktischen Voraussetzungen für digital gestützte Lehrangebote geschaffen. 

2022: Die Universität gründet die Fakultät Staatswissenschaften. Diese fünfte und jüngste Fakultät trägt ein in Deutschland neuartiges Profil im Bereich „Public Affairs“  und thematisiert in ihrer Forschung die großen Transformationen unserer Zeit.

2023: Gefördert aus Mitteln des „Niedersächsischen Vorab“ der VolkswagenStiftung gründet die Leuphana das Leuphana Institute for Advanced Studies (LIAS) in Culture and Society. Es wird in den kommenden fünf Jahren internationalen Wissenschaftler*innen die Möglichkeit bieten, sozial- und kulturwissenschaftliche Grundlagenforschung auf höchstem Niveau zu betreiben.

Urkunde von 1571, Vorderseite ©StadtALg, UA, 5014
Kaiser Friedrich III. erteilt dem Rat und den Bürger*innen zu Lüneburg das Recht, dass an einem geeigneten Ort in der Stadt zwei oder drei Doktoren Rechtsvorlesungen halten und nach vorhergehenden Prüfungen Promotionen zum Baccalarius und Doktor vornehmen können. Urkunde von 1571, Vorderseite
Urkunde von 1571, Rückseite ©StadtALg, UA, 5014
Urkunde von 1471, Rückseite
Urkunde von 1579, Vorderseite ©StadtALg, UA, 5460
Urkunde von 1479, Vorderseite
Urkunde von 1579, Rückseite ©StadtALg, UA, 5460
Urkunde von 1479, Rückseite