Campusbetrieb sozial

Zu den Kernaufgaben der Gleichstellungsarbeit gehört die Begleitung von Personaleinstellungs- und Berufungsverfahren, mit dem Ziel, den Anteil von Frauen in unterrepräsentierten Bereichen zu erhöhen. Ihr Anteil ist insbesondere in der Gruppe der Professuren mit 38 Prozent in 2023 (36 Prozent Professorinnen auf W2/W3) weiterhin gering. Daher wird das Ziel auch in die Zielvereinbarungen mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie in das Nachhaltigkeitsprogramm aufgenommen.

DATEN: Frauenanteile 2021 - 2023 (pdf)

Die Karriereentwicklung von Wissenschaftlerinnen in der Qualifizierungszeit ist ein zentrales Ziel der Gleichstellungsarbeit. Seit 2001 bietet das Gleichstellungsbüro Mentoring-Formate an zur Förderung von Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur und in Führungspositionen außerhalb von Hochschulen:

• Das Mentoring-Programm ProScience richtet sich an Postdoktorandinnen, Habilitandinnen und Juniorprofessorinnen mit dem Karriereziel Professur.
• Das Mentoring-Programm ProViae unterstützt fortgeschrittene Promovendinnen, die Karrieren in oder außerhalb der Wissenschaft anstreben. In den Jahren 2020 bis 2023 nahmen insgesamt ca. 60 Mentees teil. Der aktuelle Durchgang von ProViae (2023-2024) findet erstmalig in englischer Sprache statt.
• Kompetenztage für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Seit 2021 wird das Format im Rahmen einer Summer School und in Kooperation mit der Graduate School weitergeführt. Je Durchgang nahmen bis zu 70 Wissenschaftlerinnen in der Qualifizierungsphase teil. Die Summer School 2023 war erstmalig sowohl für weibliche als auch für nicht-binäre Promovierende und Postdocs der Leuphana geöffnet. Internationale Promovierende und Postdocs wurden durch englischsprachige Workshops adressiert.
• Das Offene Programm bietet Workshops und Einzelcoachings für Wissenschaftlerinnen in der Qualifizierungsphase an. Seit 2019 nahmen rund 175 Teilnehmerinnen teil. Workshop-Themen waren zum Beispiel „Strategische Karriereplanung“, "Entscheidungsfindung" oder „Karriereweg: Professorin an Fachhochschulen“.
• Programm zur Förderung der Internationalisierung von Wissenschaftlerinnen
• Exzellente Wissenschaftlerinnen können seit 2021 über Stipendien oder Reisekostenübernahme ihre internationale Forschungs- und Publikationstätigkeit ausbauen sowie Netzwerkaktivitäten, die für die Berufbarkeit auf eine Professur wichtig sind, aufbauen beziehungsweise ausweiten. Neben der Realisierung des Gleichstellungsauftrages nach § 3 Abs. 3 NHG trägt das Programm auch zur Internationalisierungsstrategie der Leuphana bei, in der die Steigerung der internationalen Sichtbarkeit in Forschungs- und Lehrkontexten und die gezielte Einbindung internationaler Wissenschaftler*innen fokussiert wird.

Ein Schwerpunkt der Gleichstellungsarbeit lag auf der Erarbeitung eines Diversitätskonzeptes, das Maßnahmen in den Bereichen Antidiskriminierung, Chancengleichheit, Diversität und Inklusion umfasst. Seit dem Beschluss des Diversitätskonzeptes durch das Präsidium Ende 2022 wird an der Umsetzung gearbeitet. Dazu gehören eine Integration von Angeboten zur Förderung von diversitätsorientiertem und diskriminierungskritischem Handeln in die Interne Weiterbildung, die Einführung eines diversitätsbezogenen Monitorings sowie die Förderung von Chancengleichheit durch (teil)anonymisierte Bewerbungsverfahren und die Sensibilisierung für Unconscious Bias für Verwaltung und Wissenschaft.

• Antidiskriminierungsberatung: Eine Kooperation mit der unabhängigen Antidiskriminierungsberatungsstelle diversu e. V. bietet seit Sommer 2022 Beratungen für Angehörige und Mitglieder der Universität. Diskriminierungsvorfälle können auch anonym über ein Online-Meldeportal gemeldet werden. Mit dieser Kooperation haben die Leuphana Angehörigen ein niedrigschwelliges Beratungsangebot.
• Studierende mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen: Beratung zu Nachteilsausgleich, relevanten Ansprechpersonen, Studienfinanzierung und gesetzlichen Grundlagen. Veranstaltungen wie der Diversity-Tag 2023 thematisierten „Disability und Barrierearmut“ mit interaktiven Angeboten zu Sehbehinderung sowie einen Campusrundgang zu Barrierearmut.
• Die Schwerbehindertenquote der Beschäftigten ist im Jahr 2023 auf 4,2 Prozent (2021: 3,3 Prozent) gestiegen; gesetzlich vorgeschrieben sind 5 Prozent.
• Seit 2018 kooperiert das Gebäudemanagement mit der LOEWE-Stiftung, die behinderten Menschen Wohn-, Arbeits-, Ausbildungs- oder Betreuungsplätze bietet. Gemeinsam wurden Entwürfe für Campus-Außenmöbel entwickelt. Die Klienten der LOEWE-Tischlerei haben bereits 56 Gartensessel und 42 Picknicktische für den Campus gebaut sowie spezielle Spielgeräte und Nistkästen angefertigt.

Der Familienservice der Leuphana unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Studium. Familie umfasst jegliche Lebensgemeinschaft, in der langfristig soziale Verantwortung für andere Personen (wie pflegebedürftige Angehörige) übernommen wird. Seit 2011 ist die Universität Lüneburg mit dem FaMi-Siegel für familienfreundliche Unternehmen in der Region Nordostniedersachsen ausgezeichnet.

• Beratung bei Fragen rund um Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Studienfinanzierung und Vereinbarkeit von Studium/Berufstätigkeit und der Pflege von An- und Zugehörigen.
• Kinderbetreuung: Neben der Villa Milchzahn mit 8 Betreuungsplätzen für Kinder von Beschäftigten und Studierenden bietet das Lille Hus 5 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Eine Betreuungsbörse vermittelt Studierende mit pädagogischer Ausbildung als private Babysitter.
• Veranstaltungen: Jährliche Informations- und Vernetzungsveranstaltungen für Studierende mit Kindern und Online-Formate zu Vereinbarkeitsthemen. Seit 2023 Online-Veranstaltungsreihe "Pflege im Fokus" in Kooperation mit dem Netzwerk Familien(service)büros an Niedersächsischen und Bremer Hochschulen..
• Vorwahlrecht: Teilzeitstudierende und Studierende mit zeitlichen Einschränkungen durch Kinderbetreuung, Schwangerschaft, Pflege eines pflegebedürftigen nahestehenden Angehörigen, Schwerbehinderung oder schwerer Erkrankung haben ein Vorwahlrecht bei Lehrveranstaltungen, als eine Form des Nachteilsausgleichs. Im SoSe 2023 nahmen 334 Studierende das Vorwahlrecht wahr, im WiSe 2023/24 waren es 350 Studierende.

Forschung

An der Leuphana findet geschlechter- und diversitätssensible Forschung dezentral durch verschiedene Professuren in den Fakultäten statt. Ein fakultätsübergreifendes Netzwerk „Geschlechter- und Diversitätsforschung“ fördert die Vernetzung und Sichtbarkeit dieser Themen.

• Programm zur Förderung von Gastprofessuren mit Schwerpunkten auf intersektionaler Geschlechterforschung: Im Jahr 2023 wurde aus Mitteln des Professorinnenprogramms III ein Programm zur Förderung von Gastprofessuren mit Schwerpunkt auf intersektionaler Geschlechterforschung mit Laufzeit bis Februar 2026 aufgelegt, um exzellente nationale und insbesondere internationale Wissenschaftler*innen für einen Forschungs- und Lehraufenthalt zu gewinnen.

Verschiedene Veranstaltungsangebote in Lehre und Studium eröffnen den Teilnehmenden Reflexionsräume für Denkgewohnheiten, neue Perspektiven auf Themen und methodische Vorgehensweisen sowie diversitätssensible Arbeitsabläufe. Eine digitale Reflexionswerkstatt für Lehrende zu "Rassismus in der universitären Lehre" fand im Rahmen des Diversity-Tages 2022 statt. Im WiSe 2023/24 gab es ein Training „Diversity and inclusion training“ in der Reihe „The good scientist – a seminar on research integrity”. Ein weiteres Beispiel ist die Veranstaltungsreihe des Schreibzentrums "Decolonising and diversifying the curriculum", bei der Lehrende angesprochen wurden, die eine größere Vielfalt in ihren Lehrplan integrieren möchten, die außerhalb der weißen, männlichen westeuropäischen Norm liegt und die eine Dekolonisierung und Diversifizierung in der Lehre vorantreibt. Außerdem wurden Hinweise zum Thema „barrierearm lehren“ auf der Homepage bereitgestellt.

• Gender-Diversity-Zertifikate: Seit 2012 für Bachelorstudierende und seit 2020 für Masterstudierende, um die Reflexion und kritische Analyse von gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen, Zugangschancen, sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Heterogenität anzuregen.
• MINT-Förderung: Programme zur MINT-Förderung für junge Frauen werden in Kooperation mit dem Institut Produktionstechnik und -systeme (IPTS) durchgeführt. Dazu gehören Mentoring-Angebote, „MINT-Summer-School-Technik“, Angebote im Rahmen des Zukunftstags, „Jugend forscht“ und das BMBF-Projekt „Hybrides MINT-Studienwahlorientierungsprogramm für Frauen im Kontext digitaler Transformation – PROMINT“ (2022-2025), das evidenzbasierte Erkenntnisse zur MINT-Studienwahlorientierung für Frauen liefern soll.

Die Personalentwicklung begleitet Mitarbeiter*innen innerhalb ihres kompletten Lebenszykluses an der Leuphana: von der Eignungsdiagnostik zur Personalauswahl und dem Onboarding über Weiterentwicklungsangebote bis hin zum Austritt finden Maßnahmen individuell und im Team sowie ganzheitlich als Kulturentwicklung statt.

Kulturentwicklungsangebote sind unser Verwaltungsnetzwerk, welches dem Austausch, der Informationsvermittlung und der Vernetzung dient und im Berichtszeitraum alle zwei Wochen online mit einer Teilnehmendenspanne von 80 bis 140 Mitarbeitenden stattfand. Auch das Ideenmanagement und das Gesundheitsmanagment unterstützen die Kulturentwicklung. Mit dem Start des ersten Moduls des Führungskräfte-Dialogs im November 2023 nehmen wir eine für die Gestaltung der Kultur wichtige Schlüsselrolle in den Fokus. Der Führungskräfte-Dialog wird mit 4 Modulen für eine Gruppe von circa 50 Führungskräften im Jahr 2024 fortgesetzt.

Weitere Instrumente und Angebote:

• Jahresgespräche in Wissenschaft und Verwaltung
• Weiterbildungsangebot zur persönlichen und fachlichen Entwicklung in Sprachen, Medien und Informationstechnik, Management und Arbeitsorganisation sowie Kommunikation
• Persönliche Coaching- und Entwicklungsberatungsprozesse
• Teamentwicklung und Changemanagement
• Flexible Arbeitszeit und flexibler Arbeitsort

Mitarbeitendenbefragung GBU Psych

Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung der psychosozialen Belastungen (GBU Psych) hat die Leuphana vom 10.01. bis 11.02.2022 die zweite Mitarbeitendenbefragung durchgeführt (die erste Befragung fand 2016 statt). Als Instrument wurde der COPSOQ-Fragebogen (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) im Online-Verfahren eingesetzt. Mit der Durchführung und Auswertung wurde das unabhängige Institut FFAW (Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften) beauftragt.

Es haben 502 Personen teilgenommen; das entspricht einer Beteiligungsquote von 46%. Die Ergebnisse wurden am 21.06.2022 in einer Beschäftigtenversammlung gemeinsam mit dem Hauptamtlichen Vizepräsidenten, dem Arbeitspsychologen (regomed Arbeitsmedizin), der Personal- und Organisationsentwicklung sowie Vertreter*innen des Personalrates vorgestellt. Anschließend wurden die Ergebnisse in Interviews bzw. Gruppen-Workshops für verschiedene Statusgruppen von September bis November 2022 weiter analysiert, mögliche Ursachen eruiert und konkrete Maßnahmen abgeleitet.

Gesundheitsförderung

2023 führten wir zum 2. Mal (letzte Durchführung 2018) das Reflexions-und Entwicklungsinstrument „Gesunde Hochschule“ des HIS Instituts für Hochschulentwicklung e.V. (HIS HE) und der Techniker Krankenkasse (TK) durch. Das Instrument ist eine strukturierte Zusammenstellung von Qualitätskriterien, mit dessen Hilfe Hochschulen systematisch ihren Status quo des Gesundheitsmanagements ermitteln und Entwicklungspotenziale identifizieren können. Das Instrument wurde eigenständig durch den Arbeitskreis Gesundheit mithilfe von 2 Workshops und Einzelgesprächen mit weiteren Stakeholdern bearbeitet. Begleitend zur Durchführung und Auswertung stand ein erfahrener Gesundheitsmanagement-Mentor aus dem Hochschulnetzwerk zur Seite.

Sport und Bewegung

• Beschäftigtensport: Seit dem Jahr 2000 können alle Beschäftigten wöchentlich eine Stunde während ihrer Arbeitszeit Gesundheitssport ausüben. Die Kurse reichen von Achtsamkeit, Rückenfitness, danzaMANIA bis zu Yoga.
• Mobilisation Break (MoBe) – eine angeleitete Bewegungspause in der Vorlesung, am Arbeitsplatz oder im Team.

Arbeitspsychologische Beratung durch einen externen Betriebspsychologen. Themen im Jahr 2023 waren v.a. Team (Mitarbeitende - Führungskraft), Burnout-Prävention und Überlastung.

Weitere Angebote:

• Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
• 5 Defibrillatoren, Still- und Ruheräume
• Ergonomische Beratung am Arbeitsplatz oder im Homeoffice
• „Outdoors – Draußen Energie tanken“ vom 5. bis 9. Juni 2023: In der gesunden Woche gab es 14 Angebote in den 3 Säulen der Gesundheitsförderung Bewegung (z.B. Paddelreife, Bike-Fitting, Wirbelsäulen-Screening), Ernährung (z.B. Gesunde Brot-Box) und Resilienz (z.B. Anti-Stress-Training im Wald, Achtsame Pause auf dem Campus) mit insgesamt 205 buchbaren Plätzen und 143 tatsächlichen Teilnahmen. Das entspricht einer Auslastung von 70%.