Sind Ausweise künftig nur noch digital?
20.02.2023 Leuphana-Forscher untersucht den digitalen Wandel der Identifizierung
Lüneburg. Ob Geburtenregistrierung, Kontakte zwischen Bürgern und Behörden oder Grenzkontrollen: Die Feststellung und der Nachweis von Identität sollen digital werden. Welche Veränderungen damit zum Beispiel für das Verhältnis zwischen Staat und Bürgern verbunden sind, untersucht Prof. Dr. Stephan Scheel von der Leuphana Universität Lüneburg in seinem jetzt begonnenen Forschungsprojekt „Doing Digital Identities“. Das auf eine Laufzeit von fünf Jahren angelegte Vorhaben wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einer Summe von 1,5 Millionen Euro gefördert.
Bisher wurden die Auswirkungen digitaler Ausweisgeräte hauptsächlich in Bezug auf kriminelle Verdächtige und Zuwanderer untersucht, nicht aber mit Blick auf die Mehrheit der Bevölkerung. Scheel will für sein Projekt den aktuellen Moment des digitalen Wandels nutzen, um zu erforschen, wie sich die politische Institution der Staatsbürgerschaft im digitalen Zeitalter neu gestaltet und wie sich die Beziehungen zwischen Bürgern und staatlichen Behörden verändern.
Der Experte für politische Soziologie will das Design, die Implementierung und die Nutzung von digitalen Ausweisgeräten in einer internationalen und fünf nationalen Fallstudien erforschen. Neben Deutschland wird seine Forschung sich auch auf Estland, Indonesien, Malawi und Sierra Leone erstrecken. Jede der Länderfallstudien ist einzigartig und dient dazu, ganz unterschiedlich entwickelte oder sich erst entwickelnde Systeme und ihre Auswirkungen zu betrachten.
„Mich interessiert in diesem Zusammenhang besonders die Frage, wie digitale Ausweisgeräte die gelebte Erfahrung von Staatsbürgerschaft neu gestalten“, erläutert Scheel. Dabei gehe es um den Rechtsstatus als Form der Zugehörigkeit zu einer politischen Gemeinschaft und um die Möglichkeit der Durchsetzung sozialer und politischer Rechte.