Für ein Semester von Tokio nach Lüneburg: Studierende der japanischen Hōsei-Universität berichten

22.03.2023 Von September bis Februar waren 13 Studierende der Hōsei-Universität in Tokio für ein Auslandssemester an der Leuphana. Ryo Azuma und Hiroto Fukushima erzählen von ihren Eindrücken.

Gruppenfoto der japanischen Programmstudierenden ©Dr. Annett Röper-Steinhauer
Die Programmstudierenden aus Tokio bei einer Exkursion ins Museum für ostasiatische Kunst im Humboldt Forum Berlin.

„Hier in Deutschland funktioniert alles ein bisschen anders in Japan“, finden Ryo Azuma und Hiroto Fukushima. Sie sitzen im „Klippo“ im Zentralgebäude, inmitten vieler weiterer Studierende, die sich hier treffen um zu quatschen, zu lernen oder in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Die beiden 21-Jährigen erzählen von ihren Erlebnissen und Eindrücken als japanische Programmstudenten, die vom pulsierenden Tokio für ein halbes Jahr ins beschauliche Lüneburg gereist sind. Wie kam es dazu? Für Ryo und Hiroto ist es ein Auslandssemester, das sie im Rahmen ihres Studiums absolvieren. Beide studieren Interkulturelle Kommunikation an der japanischen Hōsei-Universität. Über deren Kooperation mit der Leuphana kamen sie und elf weitere japanische Studierende in diesem Herbst für ein Semester nach Lüneburg. Seit 2019 gibt es das Study Abroad Programm für Hōsei Studierende an der Leuphana, nach pandemiebedingter Pause konnten in diesem Jahr endlich wieder Studierende aus Tokio nach Lüneburg kommen. Ein Vorteil: „In Norddeutschland wird hochdeutsch gesprochen, das macht es für uns einfacher die Sprache zu lernen“, erklären Ryo und Hiroto. Beide besuchen gerade den B1-Deutschkurs an der Leuphana.

Für Hiroto Fukushima ist es das erste Mal in Deutschland, Ryo Azuma war während seiner Schulzeit schon einmal hier. Er besuchte Deutschland damals im Rahmen eines Programmes, in dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit hatten, weltweit über die Nuklearkatastrophe von Fukushima aufzuklären. Der Austausch ist vier Jahre her. „Ich bin in der Präfaktur Fukushima geboren und habe damals mit anderen Schülern über meine Erfahrungen gesprochen“, erzählt der heute 21-Jährige. Ryo ist im dritten Studienjahr und damit ein „junior“ an seiner Universität, während Hiroto im zweiten Jahr ist und damit als „sophomore“ gilt. „Das System an japanischen Universitäten ähnelt eher dem der USA“, erklären beide. Neben dem Kurs zum Spracherwerb standen für die japanischen Studierenden im aktuellen Semester Seminare zu Deutscher Kultur und Gesellschaft sowie über die Rezeption japanischer Kunst und Kultur in Deutschland auf dem Programm. Darüber hinaus hatten die Studierenden die Möglichkeit, im Komplementärstudium weitere Module frei zu wählen.

Im vergangenen halben Jahr haben Ryo und Hiroto viel unternommen – zusammen mit apl. Prof. Dr. Werner Preuß hat sich die Gruppe auf die Spuren der Lüneburger Geschichte begeben. In einem Seminar des Komplementärstudiums, geleitet von Dr. Annett Röper-Steinhauer, gingen sie gemeinsam mit Leuphana Studierenden der Frage nach, wie japanische Kunst in deutschen Museen gesammelt und ausgestellt wird. Eine Exkursion führte die Seminargruppe in das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, um dort eine gemeinsame Teezeremonie abzuhalten, eine weitere ins Museum für ostasiatische Kunst im Humboldt Forum Berlin. Im Rahmen des Sprach- und Orientierungsprogrammes haben die japanischen Studierenden ein gesamtes Wochenende in der Hauptstadt verbracht und dort zum Beispiel den Bundestag und das jüdische Museum besichtigt. Mit Hendrik Janssen, der an der Leuphana studiert und als studentische Hilfskraft im International Office tätig ist, hat die Gruppe einen Ausflug nach Bremen in die Kunsthalle sowie auf den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt unternommen. Er stand den Programmstudierenden während des gesamten Aufenthaltes unterstützend zur Seite.

In Lüneburg haben Hiroto und Ryo einiges gelernt, vor allem über sich selbst: „Ich liebe das Reisen und möchte auch in Zukunft noch viel von der Welt sehen“, erzählt Ryo. Er habe dennoch festgestellt, dass er langfristig in Japan leben und arbeiten möchte. Bei Hiroto ist es etwas anders: Er möchte nach dem Bachelor gerne noch einen Master machen – und zwar im Ausland. „Es ist nicht mein erstes Auslandssemester, während der Schulzeit war ich schon einmal für ein halbes Jahr in Norwegen“, sagt er. „In Japan fangen die meisten nach dem Bachelor direkt an zu arbeiten, aber ich würde gerne noch ein weiteres Studium machen und finde das Reisen den Blickwinkel erweitert. Deshalb hoffe ich, dass ich die Möglichkeit bekomme, das Masterstudium im Ausland zu absolvieren.“

Weitere Informationen

Die nächste Gruppe von der Hōsei Universität reist im September 2023 an. Leuphana Studierende, die sich als Buddy zur Verfügung stellen möchten oder Interesse an einem Sprachtandem haben, können sich bei Anja Stegert melden.

Kontakt

  • Anja Stegert, M.A.