Lucia Moholy: Exposures – Ausstellung von Prof. Dr. Jordan Troeller in der Kunsthalle Praha
25.06.2024 Bis zum 28.10.2024 in Prag ist eine von Prof. Dr. Jordan Troeller (Institut für Kunst, Musik, und ihre Vermittlung) kuratierte Ausstellung zu der tschechisch-jüdischen Fotografin Lucia Moholy (1894-1989) zu sehen.
Im Laufe Ihrer Karriere veröffentlichte die in Prag geborene Schriftstellerin und Künstlerin Lucia Moholy mehr als 600 Fotografien, Mikrofilme, Briefe, Artikel und Bücher. Sie war an der Bauhaus-Bewegung der zwanziger Jahre beteiligt, musste aus Berlin 1933 fliehen, fand danach Anschluss in London mit der Gründung eines Porträtstudio, arbeitete für UNESCO als „technical specialist“ in microfilm in der Türkei und wurde in den 1960ern und 1970ern zu einer zentralen Gestalt der Kunst in Zürich.
„Ihre Karriere erstreckt sich über sieben Jahrzehnte“, erklärt Jordan Troeller, „und beschäftigt sich mit Fragen der Fotografie ebenso wie mit kulturellem Erbe und Bibliothekswissenschaft. Doch diese Breite wird sehr oft auf die mittlerweile ikonischen Fotos reduziert, die sie während ihrer fünf Jahre am deutschen Bauhaus gemacht hat. Gemeinsam mit meinen Co-Kuratoren Jan Tichy und Meghan Forbes wollten wir diese Bandbreite an Leistungen einem breiten Publikum zugänglich machen. Viele ihrer Arbeiten haben Herausforderungen vorweggenommen, denen wir heute gegenüberstehen, darunter die Rolle von Bibliotheken im digitalen Zeitalter, die Verbreitung von Informationen durch Technologie und die Fragilität des historischen Gedächtnisses, insbesondere unter den Bedingungen von Krieg und Migration.“
Der innovative Aspekt der Ausstellung ist die Einbettung von Arbeiten des zeitgenössischen tschechischen Künstlers Jan Tichy. „Dies ist das Element, das diese Ausstellung von vielen anderen Präsentationen ihrer Arbeiten unterscheidet: Durch die Einbeziehung von Film und Installation von Jan können wir materiellen Abwesenheiten als Folge von Moholys Exil und die Bedingungen rund um das Schicksal ihres Archivs thematisieren. Auf diese Weise mobilisieren wir künstlerische Praxis als Form kuratorischer Praxis. Dies ist ein extrem spannender Ansatz der Kunstvermittlung, den wir auch mit Studierenden hier an der Leuphana betonen. Kuratieren unter Bedingungen des Verlusts – wenn Material einfach nicht mehr da ist oder verloren gegangen ist – ist heute eine enorme Herausforderung, seitdem immer mehr übersehene Praktiker öffentliche Anerkennung finden.“
Die Ausstellung wird von der Kunsthalle Praha organisiert, in Zusammenarbeit mit der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, wo sie vom 8. Februar bis 1. Juni 2025 läuft. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit wissenschaftlichen Aufsätzen, herausgegeben von Jordan Troeller und erschienen bei Hatje Cantz.
Jordan Troeller ist Juniorprofessorin für Kunstwissenschaft, Ästhetische Praxis am Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung.