Niedersachsen-Impuls-Professur für Entwicklungspsychologen Manuel Bohn

15.08.2024 Wie entwickelt sich Sprache bei Kindern? Dr. Manuel Bohn, Juniorprofessor für Entwicklungspsychologie, untersucht kulturvergleichend den Zusammenhang zwischen Alltagserfahrungen und kommunikativen Fähigkeiten. Für die großangelegte Studie erhält der Forscher knapp zwei Millionen Euro vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie der VolkswagenStiftung. Das Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren und startet 2025.

©Leuphana / Ciara Charlotte Burgess
„Wir möchten verstehen, wie und ob sich die Sprachentwicklung in Deutschland, der Türkei und Kenia gleicht. Überall auf der Welt lernen die Kinder sprechen, aber die Wege können verschieden sein“, erklärt Manuel Bohn.

Oft basieren entwicklungspsychologische Theorien auf Daten, die in westlichen Ländern erhoben wurden. „Global betrachtet, sind wir aber die Ausnahme. Die Art und Weise wie Kinder in Deutschland aufwachsen, ist nicht die Norm“, erklärt Manuel Bohn. Um wissenschaftliche Ergebnisse besser generalisieren zu können, untersucht der Forscher das Verhalten von rund 300 Kindern in drei Ländern: Deutschland, Kenia und der Türkei. Das Projekt „A Global Developmental Psychology“ vergleicht die Entwicklungsverläufe von Kindern und deren Alltagserleben. Dazu tragen die Mädchen und Jungen während der Studie eine Kameraweste, die ihr Verhalten, ihr Sprechen und die Umgebung aufzeichnet. Das Filmmaterial wird mit KI ausgewertet. „Uns interessiert, welches Wissen Kinder über Sprache haben und wie sie damit mit anderen in Interaktion treten. Die kognitiven Grundlagen dafür entwickeln sich nicht im luftleeren Raum, sondern werden massiv von Alltagserfahrungen beeinflusst. Wir möchten verstehen, wie und ob sich die Sprachentwicklung in Deutschland, der Türkei und Kenia gleicht. Überall auf der Welt lernen die Kinder sprechen, aber die Wege können verschieden sein“, erklärt Manuel Bohn. Mit der Förderlinie „Niedersachsen-Impuls-Professur“ unterstützen das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung die niedersächsischen Hochschulen dabei, vielversprechende akademische Talente in frühen Karrierephasen für den Wissenschaftsstandort Niedersachsen zu gewinnen bzw. zu halten. Die maximale Fördersumme beträgt zwei Millionen Euro.

Prof. Dr. Manuel Bohn schloss 2013 sein Studium der Psychologie an der Universität Wien mit dem Master of Science ab. 2016 wurde er am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig, Abteilung für Vergleichende und Entwicklungspsychologie promoviert und blieb dort bis 2017 als Postdoc. Von 2017 bis 2020 war er Marie Skłodowska-Curie Stipendiat am Language and Cognition Lab der Stanford University, USA sowie am Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung. Bis zu seiner Berufung an die Leuphana Universität Lüneburg war Manuel Bohn als Gruppenleiter (Senior Scientist) tätig, Abteilung für Vergleichende Kulturpsychologie, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig.