Studierende im Porträt: Annastassia Schwan - „Nicht weil ich muss, sondern weil ich will“

Soziologie? Psychologie? Oder Philosophie? Keiner der Fachbereiche allein hat Annastassia Schwans Fragen beantwortet. „Ich interessiere mich für Menschen, genauer gesagt für die sich ständig verändernde soziale Dynamik, die um uns herum existiert. Durch interkulturelle Kommunikation, Soziologie und Psychologie möchte ich die Menschen verstehen, aber ebenso, wie und warum sie miteinander interagieren und wie wir dabei vorankommen können“, sagt die 22-jährige Studentin. Über Freund*innen hörte sie von Liberal Education. Der Begriff steht für ein intensives, eigenständiges Studium, das auf individuelles Lernen ausgerichtet ist. Breite und Tiefe sollen sich ergänzen. Die Studierenden sind für die Auswahl der Lerninhalte selbst verantwortlich.  Diese basieren auf einem bestimmten Fragenkatalog, den sie während des Studiums möglichst weitgehend beantworten wollen. Das Studienprogramm bedeutet mehr Wahlfreiheit, aber auch mehr Verantwortung. Für Annastassia Schwan ist diese Verbindung spannend und herausfordernd zugleich: „Manchmal wünsche ich mir einen vorgefertigten Stundenplan. Die Wahl unter vielen verschiedenen Optionen ist oft nicht leicht, aber kleine Rückschläge sind es wert, wenn ich der Beantwortung meiner zentralen Fragen näher kommen möchte. Ich besuche einen Kurs nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.“
Ihre Eltern leben auf Bali. Seit sie in Europa studiert, sieht sie ihre Familie nur noch selten. „Aber es gibt hier sehr gute Universitäten - vor allem im Bereich der Liberal Education“, sagt sie. Die Niederlande gehören zu den Vorreitern, weshalb Annastassia Schwan dort ihr Studium begonnen hat: „Mir gefielen die Inhalte, aber die Stadt war nicht die richtige für mich.“ Ihre Suche führte sie zur Leuphana: „Die Universität ist gut dimensioniert, nicht zu klein, nicht zu groß. Es ist eine eng verbundene Gemeinschaft und alle sind motiviert und engagiert.“

Mittlerweile studiert Annastassia Schwan im fünften Semester und engagiert sich im Fakultätsrat des Studium Individuale. Zudem war sie „Peer Advisor“. Bei dem Programm der Leuphana unterstützen Studierende aus höheren Semestern Studienanfänger*innen, sich mit dem Studium Individuale vertraut zu machen. Diese Tätigkeit hat zu einem Berufswunsch geführt: Annastassia möchte gern Coach und Beraterin werden. Zunächst möchte sie aber ein Master-Studium in Sozialwissenschaften absolvieren. „Ich würde gerne meine Studien in Europa fortsetzen“, sagt sie. Aber ihre Familie sei wegen der Entfernung traurig. „Mein Vater ist Deutscher und vor dreißig Jahren nach Indonesien ausgewandert. Dort hat er meine Mutter kennengelernt. Meine Familie versteht aber, dass die Möglichkeiten in Europa besser zu meinen Interessen und Werten passen.“

Die Studentin absolviert derzeit ein Auslandssemester an der University of Warwick in England. „Dort kann ich noch weitere Kurse zu meiner Thematik belegen. Zudem überlege ich, in Großbritannien an einem Master-Programm teilzunehmen“, erklärt Annastassia Schwan. Deutsch ist für sie eine neu erworbene Sprache: „An der Leuphana werden viele Kurse auf Englisch angeboten, und wenn ein spannendes Seminar nur auf Deutsch angeboten wird, sind die Dozenten meist sehr entgegenkommend und bieten eine englischsprachige Alternative an.“ Dennoch ist die Zeit in der Leuphana nicht nur von akademischem Nutzen. „Die Welt ist nicht schwarz-weiß und kategorisch, alles ist miteinander verflochten und die Menschen sind alle unterschiedlich. Das Studium Individuale verleiht mir verschiedene Perspektiven, wobei ich mich aber an ein zentrales Thema halte. Dadurch erhalte ich nicht nur eine aufschlussreiche akademische Perspektive, sondern auch meine Weltsicht. Es bringt mich dazu, im Alltag kritisch zu sein und das, was ich für wahr halte, stets neu zu bewerten.“

- Bachelor Studium Individuale