Kohärenz erleben
Kohärenz erleben – Reflexion von Unterricht: aufgabenorientiert und videobasiert
Das Projekt „Kohärenz erleben – Reflexion von Unterricht: aufgabenorientiert und videobasiert“ bezieht sich auf die hochschuldidaktische Weiterentwicklung der Praxisanteile des Masterstudiengangs „Lehramt an berufsbildenden Schulen – Fachrichtung Sozialpädagogik“. Die Studierenden des Studienprogramms absolvieren zwischen dem zweiten und dritten Semester ein mindestens fünfwöchiges Schulpraktikum in einer Berufsbildenden Schule, an der staatlich anerkannte Bildungsgänge der Fachrichtung Sozialpädagogik angeboten werden. Gerahmt wird dieses Praktikum durch Vor- und Nachbereitungsseminare der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik und den verschiedenen Unterrichtsfächern. Das Projekt soll auf Basis der Zusammenarbeit zwischen der beruflichen Fachrichtung, den Unterrichtsfächern Englisch, Mathematik und Sport, sowie der Praktikumsstelle zu einer innovativen hochschuldidaktischen Weiterentwicklung dieser Seminare beitragen, indem kohärente Lehr-Lernarrangements zur Reflexion von Unterricht entwickelt und damit die individuelle Professionalisierung der Studierenden nachhaltig gestärkt wird. Vor diesem Hintergrund geht es dem Projekt um die Konzeption fachdidaktisch-orientierter und videobasierter Reflexionsaufgaben zur professionellen Unterrichtswahrnehmung, welche im Rahmen der Projektlaufzeit von Oktober 2021 bis September 2022 nicht nur konzeptioniert, sondern gleichfalls in den jeweiligen Seminaren der Praktikumsvor- und -nachbereitung erprobt und evaluiert werden.
Da die derzeitige Forschung und Entwicklung zur aufgabenorientierten und videobasierten Reflexion überwiegend im Allgemeinbildenden Lehramt verankert ist, widmet sich das Projekt „Kohärenz erleben“ explizit der beruflichen Bildung und bearbeitet damit auf hochschuldidaktischer Ebene dringlich benötigte Innovationen. Neben bisher fehlenden authentischen Videos berufsschulischen Unterrichts, betrifft dies vor allem die bisweilen wenig ausgeprägte fachübergreifende Perspektive dieser Hochschuldidaktik, deren Entwicklung aufgrund der Handlungs- und Lernfeldorientierung beruflicher Bildung dringend geboten ist. Intensiviert wird dieses Desiderat aufgrund der unterschiedlichen Praxisfelder, Schulformen und Bildungsgänge, in denen sich die berufliche Fachrichtung Sozialpädagogik bewegt, womit die Reflexion einen besonders hohen Stellenwert als Teil der Professionalisierung erhält. Als weiteren Punkt lässt sich das Kohärenzerleben der Studierenden benennen, welches sich insbesondere im beruflichen Lehramt durch die Trennung von Fachrichtung und Unterrichtsfächern nicht automatisch ergibt. Daher braucht es eine kooperative und fächerübergreifende Herangehensweise, um die fachdidaktischen Perspektiven innerhalb der beruflichen Bildung Sozialpädagogik im Sinne einer praxisorientierten und reflexiven Lehrer*innenbildung zu stärken.
Zielperspektiven des Projekts
Das Ziel des Projekts ist es demnach die Reflexions- und Praxisbezüge in den beteiligten Modulen der Praktikumsvor- und -nachbereitung nachhaltig zu intensivieren und die Reflexionskompetenzen der Studierenden, im Sinne einer individuellen Professionalisierung, zu fördern. Daher strebt das Projekt die Entwicklung je einer fachdidaktisch orientierten Reflexionsaufgabe zur professionellen Unterrichtswahrnehmung aus den unterschiedlichen Perspektiven der Fachrichtung Sozialpädagogik und den Unterrichtsfächern Englisch, Mathematik und Sport an. Als Grundlage hierfür sollen explorativ authentische Videosequenzen berufsschulischen Unterrichts sozialpädagogischer Berufsbildungsgänge erhoben und im Laufe des Projekts schrittweise als Vignetten aufbereitet werden. Damit einhergehend soll eine Anpassung der jeweiligen Seminarkonzepte, sowie die Erarbeitung der strukturellen Passung der Prüfungsformen, im Sinne des Constructive Alignment, erfolgen. Womit das Projekt anschlussfähig an bereits bestehende Konzepte reflexionsorientierter Studienformate im Kontext der Schulpraktika innerhalb der Lehrer*innenbildung für Grund-, Haupt- und Realschulen an der Leuphana Universität wird. Neben der hochschulinternen Verwendung, der zu kohärenten Reflexionsbausteinen verdichteten videobasierten Reflexionsaufgaben, ist geplant diese als Open Educational Ressources (OER) auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Projekt startet im Oktober 2021 und widmet sich in der ersten Phase der Erhebung und Aufbereitung von Videos authentischen berufsschulischen Unterrichts, auf deren Grundlage fachdidaktisch-orientierte Reflexionsaufgaben konzipiert werden. Parallel dazu verläuft die Anpassung der jeweiligen Seminarkonzepte zu den Vor- und Nachbereitungsseminaren des Schulpraktikums in den beteiligten Fachrichtungen und Unterrichtsfächern. Diese werden dann im Sommersemester 2022 erstmals im Rahmen der entsprechenden Seminarveranstaltungen der Praktikumsvorbereitung erprobt und evaluiert. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fließen zusammen mit den fertigstellten Reflexionsbausteinen in die Zusammenstellung und Veröffentlichung der Materialen als OER ein.
Um die notwendige Zusammen- und Entwicklungsarbeit der beteiligten Studienbereiche zu stärken sind außerdem eine Reihe von begleitenden Workshops geplant, welche sich auf die inhaltliche, methodische und strukturelle Kohärenz beziehen. Im Mittelpunkt steht dabei die kollegiale und fachübergreifende Erörterung des Verständnisses von Reflexion und Reflexionsaufgaben, sowie die Konzeptionierung der Unterrichtsvideos und die Konkretisierung des methodischen Einsatzes. Durchgängig zentral in diesen Workshops ist die kollegiale Erarbeitung der thematischen Schwerpunktsetzung der Aufgaben und Unterrichtsvideos, denn mit diesem fächerübergreifenden Projekt wird hochschuldidaktisches Neuland betreten. Gerahmt wird dieses Vorgehen durch den kollegialen Austausch zu aufgabenorientierter und videobasierter Reflexion von Unterricht, intern mit Lehrenden des Zukunftszentrum Lehrkräftebildung (ZZL) und der Fakultät (Fakultätstagung), sowie extern mit Lehrkräften aus Berufsbildenden Schulen und Vertreter*innen der zweiten Phase der Lehrer*innenbildung.
Förderung
Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Innovation Plus“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur mit rund 50.000 Euro gefördert. Das jährlich ausgeschriebene Programm richtet sich an Lehrende und ermöglicht durch die Schaffung von Freiräumen innovative Lehr- und Lernkonzepte zu entwerfen und zu gestalten. Neben diesem Projekt werden im Antragsjahr 2020/ 21 noch fünf weitere Projekte an der Leuphana Universität Lüneburg gefördert.
Projektleitung
Berufliche Fachrichtung Sozialpädagogik
Prof.in Dr.in Anke Karber
Unterrichtsfach Mathematik
Prof.in Dr.in Kathrin Padberg-Gehle
Unterrichtsfach Englisch
Prof. Dr. Torben Schmidt
Unterrichtsfach Sport
Prof.in Dr.in Jessica Süßenbach
Praktikumsstelle
Dr. Timo Beckmann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Patrick Bielski-Wüsthoff
Leuphana Universität Lüneburg
Universitätsallee 1, C1.314
21335 Lüneburg
Mail: patrick.bielski-wuesthoff@leuphana.de