Personalie: Organisationsforscher Dr. Blagoy Blagoev an die TU Dresden berufen

09.08.2021 Der Professor für BWL, insbesondere Organisation, war zuletzt Akademischer Rat am Institut für Management und Organisation und forscht zu organisationaler Temporalität sowie Wandel und Innovation.

Blagoev Blagoy ©Brinkhoff-Moegenburg/Leuphana
Blagoy Blagoev ist in der Forschung breit aufgestellt und beschäftigt sich sowohl mit Zeit und Zeitlichkeit als auch mit innovativen Organisationsformen.

„Zeit und Zeitlichkeit sind unsichtbar, bestimmen aber alles“ sagt Prof. Dr. Blagoy Blagoev und fasst damit die Relevanz seiner Forschung zusammen. Der Organisationswissenschaftler setzt sich seit seiner Promotion mit diesem innovativen Forschungsgebiet auseinander. In seiner Dissertation untersuchte er, warum in Beratungsunternehmen noch immer exzessive Arbeitszeiten vorherrschen. Dieses System gerät mehr und mehr in die Kritik und gerade herausragende Mitarbeitende seien bei fehlender Work-Life-Balance oft nur schwer zu halten. Versuche, flexiblere Arbeitszeitmodelle anzubieten, führten in dem von Blagoy Blagoev untersuchten Unternehmen paradoxerweise sogar zu Mehrarbeit. Der Forscher erklärt: „Wirtschaftliche Interessen widersprechen oft einer Work-Life-Balance. In der Folge verliert das Unternehmen Mitarbeitende und für die Verbleibenden fällt noch mehr Arbeit an. Der Effekt ist also selbstverstärkend.“

Seine Doktorarbeit an der Freien Universität Berlin wurde mit summa cum laude bewertet und dem renommierten Ernst-Reuter-Preis ausgezeichnet. Vor seinem Wechsel nach Lüneburg war Blagoy Blagoev als Postdoktorand am Management-Department der Freien Universität Berlin und Akademischer Mitarbeiter an der Europa Universität Viadrina tätig. Internationale Forschungsaufenthalte und Gastdozenturen führten ihn unter anderem an die Antwerp Management School, die Copenhagen Business School, Radboud Universität Nijmegen und Universität Graz. Blagoy Blagoev ist in der Forschung breit aufgestellt und beschäftigt sich sowohl mit Zeit und Zeitlichkeit als auch mit innovativen Organisationsformen. Aktuell arbeitet er beispielsweise zu inter-temporalen Spannungen im Nachhaltigkeitsmanagement eines Automobilkonzerns, beschäftigt sich aber auch mit neuen Arbeitsmodellen wie Co-Working-Spaces. Zuletzt erschien ein Essay zum Zeitverständnis während der Corona-Pandemie: „Seit dem Ausbruch geht es kontinuierlich um zeitliche Fragen. Wie schnell sind wir alle geimpft? Wie lange dauert ein Lockdown? Die Corona-Pandemie legt offen, wie unterkomplex unser Zeitverständnis ist“, sagt Blagoy Blagoev.

An der Leuphana forschte er rund drei Jahre lang am Institut für Management und Organisation: „Ich bin hier auf offene Türen und flexible Strukturen gestoßen. Ich konnte meine Ideen verwirklichen und mir eine persönliches Lehr-Portfolio erarbeiten“, sagt der Wissenschaftler. Blagoy Blagoev war zudem Mitglied der Leuphana Organization Studies Group (LOST). Dort tauschen sich junge Organisationsforscher*innen der Leuphana und weiterer Universitäten aus: „Die Arbeit mit der LOST-Gruppe war sehr stimulierend und die Atmosphäre kreativ – gerade weil die Forschungsthemen sehr divers waren. Ich habe aus dieser Zeit viele Ideen mitgenommen, die auch meine Forschung beeinflusst haben.“

Im Juni folgte er dem Ruf an die TU Dresden als Professor für BWL, insb. Organisation.