Rebecca Lang: „Frauen haben das Recht da zu sein“

Universitätsmusikdirektorin dirigierte zwei internationale Opern mit großem Erfolg

05.12.2022 Immer noch dominieren Männer das Dirigieren. Als engagierte Feministin und Musikerin möchte Rebecca Lang mit verschiedenen Aktionen an der Leuphana Frauen in der Musik fördern. Ebenso legt sie hohen Wert darauf, auf die Werke unterrepräsentierter Gruppen, wie LGBTQIA+ Komponist*innen, bewusst aufmerksam zu machen.

Rebecca Lang und der gesamte Cast bei der Oper Tosca in Perth, Westaustralien
Rebecca Lang bei der Oper in Perth ©WA Opera und Clinton Bradbury
Universitätsmusikdirektorin und internationale Dirigentin Rebecca Lang
Dirigentin Rebecca Lang ©Detlef Eden
Rebecca Lang verbeugt sich nach einer erfolgreichen Oper auf der Bühne in Belfast, Nordirland
Rebecca Lang bei der Oper in Belfast ©NI Opera und James Ward Photography

„Frauen haben das Recht da zu sein“, betont die Universitätsmusikdirektorin und Dirigentin Rebecca Lang, wenn sie mit der immer noch fehlenden Akzeptanz weiblicher Dirigentinnen konfrontiert wird. Da das Dirigent*innentum eines der letzten Bereiche in der Musikbranche war, in der sich Frauen durchsetzen konnten, wird es auch heute noch von Männern dominiert. Rebecca Lang spricht für viele Frauen, wenn sie sagt, sie habe immer noch das Gefühl, „wenn man als Frau da vorne steht, müsste man fast besser als die männlichen Kollegen sein, um die Möglichkeit zu bekommen“. Mittlerweile befinde sie sich jedoch in einer Phase ihres Lebens, in der sie als Dirigentin etabliert ist und nicht mehr um Anerkennung kämpfen muss. Erst in diesem Jahr dirigierte sie mit großem Erfolg zwei internationale Opern. Im Juli brachte sie Tosca in Perth, Westaustralien auf die Bühne und im September dirigierte sie La Traviata in Belfast, Nordirland. Mit dem bislang erlangten Wissen und den Erfahrungen, die die äußerst erfolgreiche Dirigentin machte, sieht sie sich nun in der Verantwortung, bewusst junge Frauen in der Musik zu fördern.

Als Dirigent*in sei es wichtig, selbstbewusst vor einer großen Gruppe stehen und klare Ansagen tätigen zu können. „You have to take up space“, rät die Musikdirektorin vor allem ihren Studentinnen immer wieder. „Männer können das ganz gut“ sagt sie, aber Frauen müssen immer noch üben. „Ich hätte mir auch gewünscht in meinem Studium oder als ich noch jung im Beruf war, Möglichkeiten zu haben, Sachen auszuprobieren oder Fragen zu stellen“. Aus diesem Grund ermöglicht sie einerseits einem Team aus Studentischen Hilfskräften an der Leuphana im Rahmen des Kulturmanagements und der Lehre, die Berufspraxis in sicherer Umgebung auszuprobieren und Fehler zu machen. Andererseits nutzt Rebecca Lang jede Chance, Frauen beim Dirigieren zu fördern. Sie gab Studierenden bereits einige Dirigierstunden in der Hoffnung, solche zukünftig häufiger durchführen zu können. Auch lud sie eine Teilnehmerin der Initiative „Women On The Podium“, die eigeninitiativ und mit großem Interesse auf die Dirigentin zukam, ein, bei den Proben zur Oper „Tosca“ in Australien anwesend zu sein und von ihr zu lernen. „Sie zeigte genau die Einstellung und Motivation, die ich fördern möchte“.

Bei der Musikwahl liegt der Fokus der international erfolgreichen Dirigentin auf unterrepräsentierten Gruppen, wie etwa zeitgenössische Komponist*innen, in der Musikbranche. „An der Leuphana als Musikdirektorin befinde ich mich in einer Position, in der ich die Verantwortung für Programmierung von Konzerten übernehme.“ Sie legt großen Wert darauf, im Bereich Komposition einen Ausgleich im Programm einzubringen und damit das Publikum darauf aufmerksam zu machen, dass es auch andere wichtige Werke gibt. „Unsere Studierenden finden es wertvoll, nicht nur Stücke von alten weißen Männern zu spielen“. Den ersten Berührungspunkt mit der Thematik Gender und Musik an der Leuphana machte Rebecca Lang vor etwa zwei Jahren mit dem Clara Schumann Fest. Dabei wurden das Leben und die Werke von Clara Schumann als Ausgangspunkt gesetzt, um sich mit der Thematik zu befassen. Nun steht in Planung, für jedes Semester ein Seminar anzubieten, das Musik und Feminismus verbindet. Im aktuellen Semester wird es im Rahmen des Seminars „PHENOMENAL WOMEN – An Analysis of Significant Female Jazz Musicians from the 1920s to the 1960s” eine Ausstellung geben, die eine kreative Umsetzung der von den Teilnehmenden verfassten Essays über bestimmte „Phenomenal Women“ darstellt. Die Ausstellung wird am 11.01.2023 im Forum stattfinden und umrahmt das dazu gehörige Seminar-Abschlusskonzert mit Musical-Star Zodwa Selele (Gesang) und Rebecca Lang (am Flügel).

Noch in diesem Semester wird es weitere Veranstaltungen mit den Leuphana Ensembles um Rebecca Lang geben. So findet am 12., 13. und 14. Dezember dieses Jahres das sogenannte „Winter Picnic Series“ im Forum statt. Dabei treten alle Leuphana Ensembles an drei Abenden in unterschiedlichen Kombinationen auf. Hinter der Idee steckt eine lockere Atmosphäre, um gemeinsam mit Freund*innen und Familie ein Picknick mit Live-Musik zu genießen. Ist man doch eher an einem traditionellen Konzert interessiert, bietet sich das etablierte „Abschlusskonzert“ mit ebenso allen Ensembles an. Es findet am 01. Februar 2023 im Audimax statt. Hierbei werden die musikalischen Ergebnisse des gesamten Semesters vorgestellt.