Awarenessarbeit trifft Festivalorganisation

Diversity Day 2024

27.05.2024 Mit diesen Themen beschäftigt sich das seit 20 Jahren bestehende lunatic Festival. Das lunatic ist ein Musik-, Kunst- und Kulturfestival für alle Menschen, die sich für gesellschaftliche Themen und Begegnungen begeistern. Das Festival wird jedes Jahr von einem wechselnden Team Leuphana Studierender geplant und 2024 am 31. Mai und 1. Juni umgesetzt. Dieses Jahr gab es ein Kleinteam, welches sich mit Inklusion, Nachhaltigkeit und Awarness (INA) auseinandergesetzt hat.

©Leuphana
Durch diese praktische Arbeit, regelmäßige Workshops und den Austausch in der Zusammenarbeit mit verschiedensten Personen, hat sich bei mir über die Zeit ein wachsendes Bewusstsein für die strukturellen Probleme entwickelt, welche wir versuchen mit unserer Arbeit anzugehen", erzählt Helge Frein aus dem lunatic Team 2024.
Liebes INA-Team, was versteht ihr im lunatic Team unter Awareness?
Unter Awareness versteht das lunatic-Festival einen bewussten Umgang miteinander und eine Bemühung gesellschaftliche Machtstrukturen im Miteinander mitzudenken. Awareness beginnt bei uns sehr sichtbar in Form von Awareness-Teams auf dem Gelände und zieht sich über weitere Angebote zur Unterstützung bis hinein in unser Booking.
Warum ist Awareness wichtig?
Awarenessarbeit richtet sich konkret an Menschen, welche strukturelle Diskriminierung aufgrund von verschiedenen Machtverhältnissen erfahren. Uns ist bewusst, dass diskriminierende gesellschaftliche Strukturen nicht von jetzt auf gleich verschwinden. Wir möchten jedoch mit dem Raum, den wir auf unserem Festival öffnen, Bewusstsein für diese Strukturen schaffen und somit eine Reflexion und einen bewussten Umgang mit diesen Strukturen anregen.
Was wird deiner/ eurer Einschätzung nach bei Awarenessarbeit oft vergessen?
Awareness wird in meinen Augen zu häufig noch immer als ein Angebot explizit für die Besuchenden verstanden. Awareness richtet sich jedoch nicht nur an Besuchende, sondern auch an all diejenigen, die das Festival mit ihrer Arbeit erst ermöglichen. Ein Beispiel aus den letzten Jahren im Awareness-Kontext ist das wachsende Bewusstsein für die eigenen Grenzen des Awareness-Personals.
Was kann jede*r tun, damit mensch sich selbst aware und inklusiv verhält?
Eine ganz simple Sache, die jeder Mensch tun kann, ist bei Unsicherheiten nachfragen. Eine simple Nachfrage bei Unsicherheit über das “richtige” Verhalten zeigt bereits, dass sich Gedanken gemacht werden. Wenn ich also z.B. potenziell an die Grenze eines anderen Menschen gerate und mir aber nicht sicher bin ist Nachfragen in den meisten Fällen ein guter erster Schritt.
Wir persönlich empfinden, dass es nicht schwer ist, niedrigschwellig inklusiv zu sein. Wir glauben, es ist wichtig überhaupt an Personen mit Behinderung und ihre Bedürfnisse zu denken. Beispiele dafür wären: Barrierefreie Toiletten, diese sind nicht nur accessible für Rollstuhlfahrer*innen, sondern auch für Familien (Eltern, die ihre Kinder auf Toilette begleiten), Personen die Platzangst haben, Personen die kräftiger Gebaut sind usw. Bei dem Beispiel sieht man wie eine einzelne Sache eine breite Personen Gruppe abdecken kann.
Was können andere Veranstalter*Innen von eurer Arbeit lernen?
Worauf wir ziemlich stolz sind, ist auf jeden Fall, dass wir Gebärdendolmetscher*innen dies Jahr haben. Außerdem kam zu unserer Kinderbetreuung schon viel positives Feedback.
Wie kommuniziert ihr die INA Themen?
Zum einen kommunizieren wir über unsere verschiedenen social Media Kanäle, wie auch mit Stickern und Plakaten. Zum anderen wird es konkret auf unserem Festival selbst Plakate und Aushänge geben, über die wir versuchen die Thematiken an die Menschen heranzutragen. Außerdem wurden Kontakte mit unter anderem der Lebenshilfe aufgebaut.
Wer kann Awarenessperson auf dem Festival sein?
Awarenessperson kann an sich jede Person werden, die dazu beitragen möchte, ein sichereres Umfeld zu schaffen. Für die Größe unseres Festivals ist es von Vorteil bereits Erfahrung gesammelt zu haben. Dies ist an der Universität bei verschiedensten Veranstaltungen möglich. Eine Grundvoraussetzung ist der Wille für betroffene Personen einzustehen und die Fähigkeit mit anderen Menschen mitzufühlen, um in belastenden Situationen für Andere da zu sein.
Wichtig ist auch ein Verständnis für die Machtstrukturen, welche wir mit unserer Arbeit angehen möchten. Dieses Verständnis kann in jedem Fall erlernt werden. Hierfür gibt es an verschiedenen Orten öfters Bildungsangebote (ActAware, Vorträge an der Uni und natürlich Eigenbildung in Online-Recherche).
Was habt ihr an der Leuphana vor der Festivalarbeit schon über Awareness gelernt?
Ich habe vor der Festivalarbeit bereits selbst an verschiedenen Veranstaltungen Awareness-Arbeit geleistet. Angefangen habe ich auf Privatveranstaltungen und kleineren Univeranstaltungen, bis ich dann im letzten Jahr zum ersten Mal Teil des Awareness-Teams eines größeren Festivals war. Durch diese praktische Arbeit, regelmäßige Workshops und den Austausch in der Zusammenarbeit mit verschiedensten Personen, hat sich bei mir über die Zeit ein wachsendes Bewusstsein für die strukturellen Probleme entwickelt, welche wir versuchen mit unserer Arbeit anzugehen.
Danke Euch!

Zum bereits achten Mal nimmt die Leuphana Universität teil am bundesweiten "Diversity Day". Der diejährige Diversity-Tag an der Leuphana wird zum Themenschwerpunkt „Awareness“ sein. Awareness bezeichnet das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für Situationen, in denen die Grenzen anderer Menschen überschritten werden oder wurden. Am „Diversity Day“ wird es den ganzen Tag über Programmpunkte zu diesem Thema an der Leuphana geben.

Kontakt

  • Valentina Seidel, M.A.