Eröffnung Utopie-Konferenz 2022: Phantasie, Mut und Klugheit

01.09.2022 Die Transformationsforscherin Maja Göpel und der Philosoph Richard David Precht haben zur dritten Utopie-Konferenz eingeladen. Teilnehmende loten auf dem Campus in Diskussionen und bei Vorträgen die „Zukunft der Freiheit“ aus.

Maja Göpel und Richard David Precht bei der Eröffnung der Utopie-Konferenz. ©Fynn Dresler/Leuphana
Maja Göpel und Richard David Precht bei der Eröffnung der Utopie-Konferenz.

Phantasie, Mut und Klugheit nannte Sascha Spoun die drei wichtigen Eckpfeiler der diesjährigen Utopie-Konferenz: „Ich halte eine Universität für einen guten Ort für eine solche Utopie-Konferenz, denn Universitäten stehen innerhalb einer Gesellschaft für Muße, den Mut und die Tiefe sich grundsätzlich und damit auch weitsichtig mit dem zu befassen, was sein könnte und was sein sollte“, sagte der Präsident der Leuphana Universität Lüneburg bei der Eröffnung der dritten Utopie-Konferenz. In diesem Jahr fand das Philosophie-Festival erstmals wieder in Präsenz auf dem Campus statt. Viele Orte im und rund um das Zentralgebäude luden zum Austausch zwischen den zahlreichen Besucher*innen ein.
Konferenzleiter Sven Prien-Ribcke fand bei aller Freude über die große Zustimmung zur Utopie-Konferenz auch nachdenkliche Worte in Bezug auf die weltpolitische Lage: „Die Gegenwart tritt uns mit ihrer Problemlast fast überwältigend gegenüber. Die Zeiten sind nicht normal. Mit der Utopie-Konferenz nehmen wir uns einen Moment, um uns über die Zukunft miteinander zu verständigen. Wir möchten die Zukunft der Freiheit, die Zukunft der Demokratie gemeinsam ausloten.“
Um dem Thema auf die Spur zu kommen, beleuchtet die Utopie-Konferenz noch bis kommenden Freitag verschiedene politische Ideen wie etwa „Digitale Gemeingüter“, „Energiedemokratie“ oder „Schule als Gasthaus des Lernens“. Über 500 Bürger*innen und Studierende aus der ganzen Republik beteiligen sich in diesem Jahr an dem demokratiepolitischen Experiment.
Konferenz-Gastgeberin Maja Göpel plädierte für eine Offenheit der Debatte: „Wenn wir jetzt schon die Möglichkeitsräume schließen, wie können wir dann später in sie eintreten?“ Sie diskutierte bei der Eröffnung im Zentralgebäude mit Aktionskünstlerin Cesy Leonard, Julia Kloiber, der Gründerin von Superrr Lab, Paulina Fröhlich vom Progressiven Zentrum und dem Sozialunternehmer Manouchehr Shamsrizi über Formen der Freiheit: „Stabilität, Verlässlichkeit und Routine haben uns in einer Sicherheitsvermutung schwelgen lassen“, sagte Maja Göpel. 
Die Transformationswissenschaftlerin ist gemeinsam mit Richard David Precht Gastgeberin der Utopie-Konferenz: „In den vergangenen Jahren herrschte eine Mischung aus Optimismus und Fatalismus. Optimismus im Sinne vieler kluger Menschen, die Ideen für eine bessere Zukunft entwickeln“, sagte der Philosoph und Honorarprofessor der Leuphana. Viele Debatten etwa zu Gender oder Rassismus hätten „schwindelerregende Fortschritte in kürzester Zeit“ erlebt. Dagegen stände ein Fatalismus bei der größten aller Fragen, nämlich der ökologischen: „Selbst wenn wir alles machen, was wir in der Pipeline haben, wird es am Ende nicht reichen. Dieses Denken schien charakteristisch für die vergangenen fünf bis sechs Jahre. Jetzt kommen wir in eine Zeit, wo es schon fast verdächtig ist, optimistisch zu sein. Es gibt fast eine Lust an der Restauration“, sagte Richard David Precht. 
Zu den weiteren Ideengeber*innen der Utopie-Konferenz gehören unter anderem Nadja Yang, Präsidentin der jungen europäischen Ingenieur*innen, die internationale Klimaaktivistin Payal Parekh und die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen Franziska Brandmann sowie die Netzaktivistin Kübra Gümüşay, der Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung Stephan Lessenich, der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda, die politische Theoretikerin Rahel Süß, der Vorstand der Böll-Stiftung und frühere Minister Jan Philipp Albrecht sowie Henrike Schlottmann, die Co-Geschäftsführerin von ProjectTogether.