MBA Sustainability Management: Gründen für naturpositive Lieferketten

14.12.2025 Seit Jahren engagieren sich die Leuphana-Alumnae Regina Kallfelz und Miriam Farsi für nachhaltige Lieferketten in der Textil- und Beautyindustrie. Nun gehen sie mit dem EXIST Gründerstipendium für Gründungen aus der Wissenschaft gemeinsam mit dem Centre for Sustainability Management) einen Schritt weiter: Die Soil Sisters Group macht regeneratives Wirtschaften und naturbasierte Lösungen in der Textil-und Beautyindustrie sichtbar. Für Interessierte an berufsbegleitendem Studium und Weiterbildungen bietet die Professional School der Leuphana Universität Lüneburg am 7. und 8. Januar 2026 einen Online-Infotag an.

©Soil Sisters
„Es reicht nicht, Schadstoffe erst am fertigen Produkt zu vermeiden – die gesamte Lieferkette muss sauberer werden –angefangen beim Rohstoff“, resümiert Regina Kallfelz.

Millionenbudgets für Marketing stehen oft einer wenig nachhaltigen Praxis gegenüber: Regina Kallfelz und Miriam Farsi kennen die Modebranche. Beide haben dort lange erfolgreich gearbeitet: „Gestartet habe ich meine Karriere 2009 im Qualitätsmanagement. Das Endprodukt musste schadstofffrei sein. Was davor passierte, war für den Verkauf unwichtig“, berichtet Regina Kallfelz. Die Textilmanagerin wurde nachdenklich. „Ich habe nach Fortbildungsmöglichkeiten gesucht, die mir erklären, wie Wirtschaft und Management nachhaltig funktionieren können“, erinnert sich die Wahlhamburgerin.

Das berufsbegleitende MBA-Programm Sustainability Management am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana gab ihr das nötige Rüstzeug, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken. Nach ihrem Abschluss 2016 war sie oft in Produktionsländern wie China, Myanmar oder Bangladesch unterwegs– und sah die Realität der Textilproduktion mit eigenen Augen: „Es reicht nicht, Schadstoffe erst am fertigen Produkt zu vermeiden – die gesamte Lieferkette muss sauberer werden –angefangen beim Rohstoff“, resümiert sie. 

Mit der Freundschaft zu Miriam Farsi begann etwas Neues. Die beiden Frauen lernten sich bei „Generation Restoration“ kennen. Ziel des Vereins ist es, Flüchtlingscamps durch regenerative Landwirtschaft nicht nur nachhaltiger zu gestalten, sondern den Menschen dort eine berufliche Perspektive und Einkommensquelle zu bieten. 

Miriam Farsi, seit 2021 Alumna, arbeitete zuvor in der Luxusmodebranche. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder entschied sie sich klar für Nachhaltigkeit: „Ich will Teil der Lösung werden.“ Ihren berufsbegleitenden MBA Sustainability Management schloss sie mit einer Masterarbeit zur Agroforstwirtschaft in Marokko ab: „70 Prozent der Menschen leben dort von Landwirtschaft, die jedoch nur einen kleinen Teil der Wirtschaftskraft ausmacht“, erläutert sie. Die regenerative Landwirtschaft sieht sie als Schlüssel, um Einkommen zu schaffen, Böden zu schützen und Perspektiven in Krisenregionen zu eröffnen. Miriam Farsi hat durch das Studium an der Leuphana Professional School vor allem gelernt, Menschen fachlich-argumentativ zu überzeugen: „Das ist einer der wichtigsten Hebel, um Veränderung anzustoßen", sagt sie.

Die beiden Gründer*innen wollen die Textilbranche nachhaltiger und gerechter gestalten. „Die Textil- und Beautyindustrie steht unter Druck: Ressourcenverschwendung, Artensterben und Ausbeutung prägen das Bild. Doch durch bodenaufbauende Anbaumethoden, smarte Technologien, systemische Kooperationen und regionale Lösungen kann der Naturfaseranbau Teil der Lösung werden“, so Regina Kallfelz.

Ein Beispiel: Aus organischen Abfällen – etwa den Stängeln der Baumwollpflanze – lässt sich Pflanzenkohle herstellen. Sie entsteht, wenn organische Abfälle unter Luftabschluss verbrannt werden. Pflanzenkohle wirkt wie ein Schwamm, kann die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und zugleich CO₂ speichern. Sogenannte CO₂ Credits können als Zertifikate verkauft werden –  und eine weitere Einkommensquelle für Farmer sein. „Durch klimabedingte Starkwetterereignisse fallen Ernten deutlich schlechter aus“, erklärt Miriam Farsi. „Damit Investitionen gezielt in regenerative Anbaupraktiken auf den Farmen fließen, ermöglichen wir Unternehmen den Erwerb dieser CO₂-Zertifikate“. So entsteht eine langfristige Verbindung zwischen Unternehmen und Farmern. Ein entscheidendes Merkmal des Startups Soil Sisters: „Es geht nicht um irgendein Ausgleichszertifikat. Unternehmen unterstützen jene Farmer, die für sie Naturfasern anbauen. Damit wird aus Offsetting Insetting, denn die Maßnahmen werden in der eigenen Lieferkette umgesetzt.“

So entsteht eine Art solidarische Landwirtschaft für die Textilbranche. Davon profitieren Farmer, die zusätzliche Einnahmen generieren, und Unternehmen, die ihre Lieferketten resilienter und naturpositiv gestalten, erläutern beide.

Aktuell bereiten sich beide im einjährigen Förderprogramm auf ihre wissenschaftsbasierte Gründung vor, unterstützt vom Gründungsservice der Leuphana. Im Vorfeld absolvierten sie an der Leuphana das Scale F-Programm und stellten im Juni 2025 erfolgreich einen Antrag auf ein EXIST-Gründerstipendium. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Jacob Hörisch, Professor für Nachhaltigkeitsökonomie und -management am CSM.

Miriam Farsi und Regina Kallfelz teilen eine Überzeugung: „Wir müssen regenerativ handeln. Sieben der neun planetaren Grenzen sind überschritten. Jetzt geht es darum, Natur aktiv wiederherzustellen. Mit unseren innovativen Werkzeugen erhöhen wir Sichtbarkeit und Akzeptanz und schaffen Verbindung und Verbindlichkeit für naturbasierte Lösungen,“ sagt Regina Kallfelz. „Gemeinsam haben die rohstoffabhänge Beauty- und Textilindustrie ein enormes Potenzial, den Wandel zu beschleunigen, denn auf 15% der weltweiten Ackerflächen wächst Baumwolle und die Schönheits- und Wellnessindustrie ist wirtschaftlich inzwischen genauso bedeutsam wie die globale Öl- und Gasindustrie“, ergänzt Miriam Farsi.

Der MBA Sustainability Management hat beide auf die große Herausforderung vorbereitet und unterstützt weiterhin: „Auch nach den vielen Jahren sind wir immer noch eng mit der Leuphana und dem CSM verbunden. Die Gemeinschaft trägt uns und der Austausch bringt uns immer ein Stück weiter voran.“

Infotag zum berufsbegleitenden Studium an der Professional School

Für Interessierte an berufsbegleitendem Studium und Weiterbildungen bietet die Professional School der Leuphana Universität Lüneburg am 7. und 8. Januar 2026 einen Online-Infotag an. Teilnehmende erhalten kompakte Einblicke in Bachelor-, Master- und Zertifikatsprogramme und können direkt mit Studiengangsverantwortlichen sowie Studierenden ins Gespräch kommen. Die Anmeldung für den Infotag ist online möglich. 

Das Programm startet an beiden Tagen jeweils um 16 Uhr. Nach allgemeinen Vorträgen präsentieren die Studiengangsverantwortlichen in digitalen Vorträgen und Gesprächen ihre Studienangebote und stehen für Fragen zur Verfügung. Neben Studiengängen und Zertifikaten werden auch die Professional School selbst, Finanzierungsmöglichkeiten für ein Studium, die Organisation des E-Learnings sowie die unterschiedlichen Teilnahmevarianten für die berufsbegleitende Weiterbildung näher vorgestellt.