Trauer um Professor Helmut de Rudder

22.01.2021 Lüneburg. Im 91. Lebensjahr verstarb im Januar Professor Dr. Helmut de Rudder. Der Emeritus hatte bis 1995 eine Professur für Soziologie an der Lüneburger Universität inne.

Helmut de Rudder wurde 1930 in Hamburg geboren. Er studierte Soziologie, Geschichte und Pädagogik an der dortigen Universität und promovierte 1956 bei Helmut Schelsky. Danach arbeitete er einige Jahre im Amerika-Haus Hannover bevor er 1959 als Assistent an die Pädagogische Hochschule Lüneburg kam. 1964 wurde er dort Professor für Soziologie.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit in Forschung und Lehre engagierte sich de Rudder intensiv auf dem Feld der Hochschulpolitik und in der akademischen Selbstverwaltung. Von 1971 bis 1973 leitete er die Abteilung Lüneburg der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen (PHN) als Dekan. Von 1972 bis 1978 war er Mitglied des Senats der PHN in Hannover.

Von 1973 bis 1980 leitete de Rudder im Nebenamt als Vorsitzender die Planungskommission Gesamthochschule Nordostniedersachsen. Auch wenn die Planungen damals scheiterten, hatten sie doch fortwirkende Konsequenzen, denn so wurde in der politischen Landesplanung der Gedanke fixiert, dass Lüneburg Hochschulstandort sein und bleiben muss.

Von 1980 bis 1983 war de Rudder Mitglied der zentralen Studienreformkommission Lehrerbildung des Landes Niedersachsen, 1981 bis 1984 Mitglied und später Vorsitzender der vom Wissenschaftsministerium eingesetzten Aufbaukommission für den Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Hochschule Lüneburg.

1985 wurde de Rudder zum Rektor der Hochschule Lüneburg gewählt. In seine erste Amtszeit fällt u. a. die Teilung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften und die daraus hervorgegangene Gründung des Fachbereichs Kulturwissenschaften im Jahre 1986. Der Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird während seiner Amtszeit durch Institutsgründungen aufgebaut.

1987 wurde de Rudder für eine zweite Amtszeit zum Rektor gewählt. In diesem Jahr kam es auch zur Gründung einer Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Lüneburg (heute: Universitätsgesellschaft), die von ihm initiiert wurde und zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte. Höhepunkt dieser zweiten Amtszeit war die Landtagsentscheidung zur Novelle zum Niedersächsischen Hochschulgesetz anläßlich einer HRG-Anpassung. Mit der Novellierung erhielt die Hochschule Lüneburg den Namen Universität. In den Augen de Rudders keine Lebensversicherung, aber eine mit Leben zu füllende Zukunftsinvestition.

Zusätzlich zur seinem verdienstvollen Engagement für den Hochschulstandort begeisterte de Rudder Generationen von Studierenden als akademischer Lehrer mit seinem profunden Wissen und seinen präzisen Analysen. Einen besonderen Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Oeuvres bildete die international vergleichende Bildungssoziologie. Außerdem beschäftigte er sich am Institut für Schul- und Hochschulforschung mit Fragen der Hochschul- und Wissenschaftsentwicklung.

Die Leuphana Universität Lüneburg gedenkt seiner in tiefer Trauer und großer Dankbarkeit.
Seinen Angehörigen gilt unser aufrichtiges Mitgefühl.