Leuphana-Ökologin erforscht Klima und Umwelt der Steinzeit

25.04.2022 Auf den Spuren der Neanderthaler - Die niedersächsische Fundstelle Lichtenberg in der Gemeinde Woltersdorf im Wendland liefert wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen von Klimaveränderungen

Lüneburg/Woltersdorf. Prof. Dr. Brigitte Urban von der Leuphana Universität Lüneburg gehört zu einer Gruppe von Wissenschaftler*innen, die im Raum Lichtenberg Umweltbedingungen, Alter von Erdschichten und die Anpassung der Neanderthaler an Klimaveränderungen in der Zeit zwischen 130.000 und 70.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung ermittelt. Die Grundlage dafür bilden Ablagerungen und Ausgrabungsprofile am Rande eines früheren Sees und ehemaliger Feuchtgebiete im nordostniedersächsischen Vorland des Drömling.

Mit ihrer Arbeitsgruppe der Abteilung Landschaftswandel des Instituts für Ökologie rekonstruiert Brigitte Urban in dem interdisziplinären Projekt die Evolution von Ökosystemen und die damaligen klimatischen Verhältnisse. Genutzt werden dafür botanische Mikro- und Makroreste aus Bohrkernsedimenten und Ausgrabungsprofilproben. Auch Ablagerungs- und Bodenbildungsvorgänge während der vielfältigen Klimabedingungen seit der letzten Warmzeit vor 125.000 Jahren können mit Hilfe der Untersuchungen nachvollzogen werden.

Die Ergebnisse der bis weit in die letzte Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit) hineinreichenden Rekonstruktionen bilden eine wichtige Grundlage für das Verständnis menschlichen Verhaltens und geben anderen geowissenschaftlichen Erkenntnissen einen wichtigen chronologischen Rahmen. Außerdem ermöglichen sie Einblicke in landschaftsdynamische Prozesse, die ohne anthropogenen Einfluss im wesentlichen klimagesteuert stattgefunden haben.

Die Arbeitsgruppe ist seit 2017 auch an den geowissenschaftlichen und paläoökologischen Untersuchungen der weltbekannten, 300.000 Jahre alten altsteinzeitlichen Speerfundstelle im Tagebau Schöningen (Landkreis Helmstedt) beteiligt. Dort gelang es, einen ähnlichen, allerdings deutlich älteren Warm-Kaltzeit-Zyklus anhand der Sedimentstudien zu identifizieren. Aus den Ergebnissen lassen sich ebenfalls wichtige Rückschlüsse auf Mensch-Umwelt-Interaktionen und Verhaltensanpassungen an Klimaänderungen ziehen.

Beteiligte Institutionen
MPI Eva Leipzig, FAU Erlangen-Nürnberg, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, LIAG Hannover, LBEG Hannover, Leuphana Universität Lüneburg, FU Berlin, TU Braunschweig, Uni Leipzig, MLU Halle, Universität Jena, LMU München, Eberhard Karls Universität Tübingen, Aberystwyth University Wales, UK.

Eine Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft zum Forschungsprojekt finden Sie hier.