Konferenzwoche 2022: „Wir haben uns getäuscht“

03.03.2022 Die Eröffnung der 15. Konferenzwoche „NEW DEAL: Green and Peaceful“ stand im Zeichen des Kriegs in der Ukraine. Universitätspräsident Sascha Spoun sprach von „erschreckenden und grausamen Ereignissen“ und betonte die Bedeutung universitärer Lehre in Krisenzeiten.

Eröffnung der 15. Konferenzwoche ©Leuphana/Jannik Sander
Ursula Schröder, wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg, sprach über die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa.

Sascha Spoun erinnerte in seiner Rede an die Friedensbewegung der 80er Jahre: „Wir glaubten damals mit Diplomatie und Dialog, mit Verständnis, Handel und Abrüstung ließe sich Krieg in Europa für immer verhindern. Wir haben uns getäuscht.“ Der Präsident verurteilte die „erschreckenden und grausamen Ereignisse in der Ukraine“ und sprach vom „Eintreten des nicht für möglich Gehaltenen“. Sascha Spoun unterstrich die Bedeutung von universitärer Bildung in Krisenzeiten in seiner Ansprache an die rund 1300 Erstsemesterstudierenden: „Sie durch differenziertes, kritisches Denken vorzubereiten auf das Kommende, das jetzt noch Undenkbare durch Fachwissen, Reflexion und das gemeinschaftliche Ringen um Erkenntnis, dies ist und bleibt ein wesentliches unserer Ziele an der Leuphana, denn dann werden wir besser in der Lage sein, die richtigen Antworten zu finden auf Erschreckendes und Bedrohendes.“

Über die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa sprach Ursula Schröder, wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg. Die momentane Situation bezeichnete sie als „sehr riskant, weil wir es mit einer Lage zu tun haben, in der eine Atommacht gegen erbitterten Widerstand in einen Invasionskrieg stößt und wir nicht genau wissen, wie diese Lage schnell in einen Waffenstillstand überführt werden kann.“ Sie warnte vor einer Aufrüstungsspirale: „Man muss sehr genau schauen, welche Solidaritätsformen mit der Ukraine, die notwendig und unabwendbar sind, die am besten geeigneten sind, um diesen Konflikt nicht weiter militärisch zu eskalieren.“ Die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine wertete sie aber als „kleines, gutes Zeichen“

Noch bis Freitag, 4. März haben die Erstsemesterstudierenden Gelegenheit mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu diskutieren. Zu den weiteren Gästen der Konferenzwoche gehören der Schriftsteller Navid Kermani, die Sozialunternehmerin des Jahres Henrike Schlottmann, die Rapperin und Linguistin Reyhan Şahin, der Migrationsforscher und Erfinder des „EU-Türkei-Deals“ Gerald Knaus, die Außenpolitik-Expertin und Feministin Kristina Lunz sowie der Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf.

Die Konferenzwoche bildet den Abschluss des Leuphana Semesters. Auf der Konferenzwoche stellen die Studierenden ihre Projektarbeiten aus dem ersten Studiensemester vor. In gut 50 verschiedenen Projektseminaren entwickelte der akademische Nachwuchs gemeinsam mit den Lehrenden mehr als 300 Programmpunkte.

Aufgrund der Corona-Pandemie wird auch die Konferenzwoche 2022 digital durchgeführt.