„Worth The Struggle“ U.S. Generalkonsul Darion Akins zu Bildung und Demokratie

06.12.2021 Brauchen wir Demokratie? Wie können wir Demokratie stärken? Am 18. November 2021 lud der Bereich Nordamerikastudien (Sprachenzentrum und Institute of English Studies) zum Vortrag „Worth the Struggle: Why Democracy Matters“ von U.S. Generalkonsul Darion Akins ein. Im persönlichen Interview nahm U.S. Generalkonsul Akins Stellung zum Verhältnis von Bildung und Demokratie.

Darion Akins im Zentralgebäude der Leuphana ©Leuphana/Henrike Kattoll
„Historisch gesehen sind es die Student*innen, die sich kritisch mit Themen auseinandersetzen, die sich auf die Welt auswirken.“
Demokratie ist ein komplexes System, das nicht nur gelobt wird: Warum ist es so wichtig, weiterhin starke demokratische Strukturen zu fördern?
Ich denke, dass Demokratien wichtig sind, weil es dabei um die Beteiligung und den Beitrag der Bürger*innen geht. Es geht um die Pflicht des Einzelnen, seine Staatsbürgerschaft durch Beteiligung und Mitwirkung zum Ausdruck zu bringen.
Warum haben Sie sich für eine Karriere, die sich der Demokratie widmet, entschieden?
Wenn ich auf die Vereinigten Staaten zurückblicke, bin ich stolz auf das, was wir sein wollen, aber mir ist gleichzeitig klar, dass wir unsere Ziele nicht immer erreicht haben. Wir haben Ideale wie „alle Menschen sind gleich“, aber wir haben diese Ideale nicht immer erfüllt. Dass ich Diplomat geworden bin, ist meine Art, dazu beizutragen, dass wir versuchen, den Idealen gerecht zu werden, die wir in unserer Verfassung verankert haben.
Einige Leute behaupten, Demokratie läge nicht in der Natur des Menschen. Müssen wir als Bürger*innen demokratischer Länder Demokratie erst lernen, bevor wir an ihr teilhaben können?
Ganz einfach: Nein. Sie kommt von selbst. Jede*r hat eine Stimme, und jede*r will gehört werden. Das ist das entscheidende Element der Demokratie. Wenn man also diesen Wunsch hat, hat man die grundlegende Basis für eine Demokratie. Ich glaube nicht, dass es dazu etwas Besonderes braucht. Das Aufrechterhalten einer Demokratie ist dagegen eine andere Frage. Das erfordert Wissen sowie dass man dieses Wissen einsetzt. Eine Demokratie wird sich nicht selbst erhalten, wenn die Menschen sich nicht aktiv dafür einsetzen, dass die Demokratie lebendig bleibt.
Die Demokratie wird regelmäßig von repressiven Machthabern wie Lukaschenko in Belarus bedroht. Inwiefern stärken Universitäten demokratische Strukturen, um repressiven Mächten zu widerstehen?
Universitäten sind für eine Demokratie unerlässlich. An diesen Einrichtungen werden kritische Denker*innen ausgebildet, die dann in den Diskurs – nicht nur den akademischen, sondern auch den gesellschaftlichen – eintreten. Universitäten schaffen einem Raum, in dem Widerspruch und Meinungsverschiedenheit erlaubt und gefördert werden. 

Die Aufgabe einer Universität ist die Suche nach Wahrheit und Fakten mit dem Ziel, sicherzustellen, dass wir informiert sind und dieses Wissen auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und zunutze machen. Und dabei wird auch der kritische Austausch über Forschungsergebnisse unterstützt. Dies ist ein Bollwerk gegen Fehlinformationen, denn wenn die Menschen in der Lage sind, selbst kritisch zu denken, können wir Desinformation bekämpfen.
Als Berufsdiplomat sind Sie weder für noch gegen eine Partei, sondern müssen neutral bleiben. Ist das für Sie manchmal ein innerer Konflikt?
Nein, überhaupt nicht. Als ich Diplomat wurde, wurde uns klar gemacht, dass unser Auftrag darin besteht, die Verfassung zu verteidigen. Uns wurde immer gesagt, wenn man moralisch und ethisch in Konflikt gerät, ist man als Diplomat verpflichtet, zurückzutreten. Jeder Präsident hat das Recht, seine Politik umzusetzen. Wenn der Präsident jedoch etwas Illegales tut, bin ich nach der Verfassung nicht verpflichtet, diese Forderungen zu erfüllen.
Was fällt Ihnen an den deutschen Studierenden und Universitäten auf?
In Bezug auf die Universitäten kann ich sagen, dass die Student*innen über ein hohes Maß an Wissen verfügen, sehr engagiert sind und bereit sind, offen über verschiedene ­– auch kontroverse – Themen zu diskutieren, um eine Lösung zu finden. Das ist etwas, das ich sehr schätze.
Was können Studierende und junge Menschen aktiv tun, um unsere Demokratie zu unterstützen und zu stärken?
Engagiert euch! Nehmt die Werkzeuge, Ressourcen und Netzwerke, die euch zur Verfügung stehen, und nutzt sie, um euch in eurer Gemeinschaft ­– an der Universität und in der Zivilgesellschaft – zu engagieren. Wir haben Meinungs- und Protestfreiheit, und wenn Studierende diese Rechte wahrnehmen, können sie einen Beitrag leisten. Historisch gesehen sind es die Student*innen, die sich kritisch mit Themen auseinandersetzen, die sich auf die Welt auswirken. Sie schauen nicht nur, wie es sich auf sie auswirkt, sondern auch, wie es sich auf die Zukunft auswirken wird.
Vielen Dank!

Weitere Informationen

Der Vortrag fand im Rahmen der Vorlesungsreihe „Maple Leaf & Stars and Stripes“ statt. Diese interdisziplinäre Vortragsreihe „Maple Leaf & Stars and Stripes“ des Sprachenzentrums bietet eine Vielzahl historischer, politischer, ethnographischer und literarischer Perspektiven auf aktuelle Ereignisse und Themen aus den benachbarten nordamerikanischen Ländern, die sich am 49 Breitengrad treffen: Kanada und die Vereinigten Staaten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nordamerika und Deutschland werden sich kritisch mit verschiedenen Themen auseinandersetzen.

Kontakt

  • Prof. Dr. Maria Moss
  • Maryann Henck, M.A.