Es darf nach Feiern zumute sein: Graduiertenfeier im Juni 2025
19.06.2025 „Darf einem zu Feiern zumute sein?“, fragte Präsident Sascha Spoun die Absolvent*innen vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen in der Welt. Der ganze Tag, jede Teilfeier, jeder Glückwunsch, jede Auszeichnung und jeder Tanzschritt beim Ball bestätigte: Ja, es darf, denn ohne Zuversicht können wir auf Dauer nicht leben.
Nachfolgend finden Sie die Berichte zu den Feiern aller Schools. Sie können hier direkt zur Graduate School und hier zur Professional School springen.
Feier des College: Selbstvertrauen ist der Schlüssel zur Selbstverwirklichung
Das Auditorium des Zentralgebäudes ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die Gäste sommerlich, doch festlich gekleidet und eine Stimmung von Vorfreude liegt in der Luft. Die Alltagsbeleuchtung weicht der Festtagsbeleuchtung in fröhlichen blauen und gelben Farben und der Kammerchor eröffnet die Graduiertenfeier mit einem Musical-Song.
„Der heutige Tag ist Ihr Tag, liebe Absolventinnen und Absolventen, er markiert einen Abschluss, eine Zäsur und ist ein Anlass zum Feiern. Aber ist Ihnen überhaupt zum Feiern zumute?“, fragte Präsident Sascha Spoun die Graduierten, „dürfen Sie in Feierlaune sein? Die Welt scheint in Flammen zu stehen, Gewalt und Schrecken kein Ende zu nehmen. Die Welt, wie wir sie kennen, erkennen wir zunehmend nicht wieder. Darf einem da noch zum Feiern zumute sein?“ Die Frage lässt sich nicht von der Hand weisen und der betroffenen Reaktion des vollen Saals merkte man an, dass er einen Nerv getroffen hat. „Meine Antwort lautet“, fuhr er fort, „ja, zu gegebener Zeit. Nur dann, aber dann unbedingt. Denn stets in Feierlaune zu sein, entspräche einem bedenklichen Verdrängen der Realität. Gar nicht mehr zu feiern, führte indes zu einem Herabsinken in die Depression der Ohnmacht. Ohne Zuversicht können wir auf Dauer nicht leben und Festlichkeiten helfen uns, Zuversicht zu gewinnen. Zugleich benötigt aber auch alles seinen Raum, um authentisch zu bleiben.“ Er lud die Anwesenden ebenso ein, kurz innezuhalten, und den Opfern von Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen zu gedenken.
Sascha Spoun machte den Absolvent*innen trotz der politischen Weltlage und anderen Unsicherheiten Mut: „Wenn Sie sich selbst verwirklichen wollen, dann wird Ihnen das auch gelingen. Und wenn Ihnen das gelingen wird, dann können Sie auch zuversichtlich in Ihre Zukunft blicken. Denn wenn Sie sich in Ihrer Zukunft selbst verwirklichen, dann kann diese gar nicht anders als gut für Sie sein.“ Ein gesundes Selbst-Vertrauen sei entscheidend, um nicht auf charismatische Führer zu warten und ihren leeren Versprechungen über eine wahrhafte Größe und wahre Ziele zu glauben. „Sie benötigen keine Heilsbringer, die es angeblich für Sie richten, denn Sie bleiben bei sich, Sie können sich selbst helfen.“ Auch die vermeintliche Zukunftsberaubung durch KI sei zwar bedrohlich, aber bisher nichts weiter als eine Spekulation, die so vielleicht nie eintreffen wird. „Daher will ich Sie ermutigen: Verleugnen Sie sich nicht selbst! Bleiben Sie bei sich und vertrauen Sie auf sich selbst! Bewahren Sie sich Ihren Willen zur Selbstverwirklichung!“, sagte Präsident Sascha Spoun.
Der Vorsitzende des Alumni-Vereins, welcher die Graduiertenfeier großzügig und ermöglichend unterstützt hat, Mats Kahl, freute sich für die Graduierten: „Sie haben es geschafft. Sie gehen nun gestärkt aus diesem Lebensabschnitt hervor. Sie sind und werden die zukünftigen Leistungsträger*innen unserer Gesellschaft.“
Die AStA-Sprecher*innen Denise Granzow und Theo Lohse appellieren auf Englisch an die Absolvent*innen, ihre erlernten Fähigkeiten wie Empathie und kritisches Denken auch außerhalb der Universität anzuwenden: “When you go out tomorrow and start your next chapter of life do it with humility and perseverance. Be conscious of injustice and have the bravery to fight it.”
Dass die Universität mehr als nur eine Ausbildungsstätte ist, betonte die Vizepräsidentin für das College Jelena Bäumler. Mit Bezug auf die Angriffe auf die Harvard-Universität seitens der Trump-Regierung betonte sie den gesellschaftlichen Wert von Universitäten und deren Errungenschaften: „An dieser Stelle wünsche ich Ihnen nicht nur alles Gute für die Zukunft, sondern ich gebe Ihnen noch einen Wunsch meinerseits mit: Verteidigen Sie die Wissenschaftsfreiheit. Nicht nur in Hörsälen und Laboren, sondern überall dort, wo sie herausgefordert und infrage gestellt wird.“
Die Studentin Keziah-Naomi Tsagli sparte in ihrer Rede auch die kleinen, typischen Sorgen Studierender nicht aus („Wie oft habe ich gesagt: „Morgen gehe ich zur 8-Uhr-Vorlesung“ – und bin wieder eingeschlafen.“) und das Lachen der Anwesenden bestätigte, dass sie damit nicht die einzige war. Keziah-Naomi Tsagli hob in ihrer Rede aber auch diejenigen besonders hervor, die ihr Studium ohne viel Unterstützung von zu Hause neben zwei bis drei Nebenjobs oder mit Kind bewältigt haben. „Lasst euch nie erzählen, dass ihr etwas nicht könnt. Lasst euch nie einreden, dass eure Träume zu groß, eure Herkunft zu klein, eure Ideen zu naiv sind. Wir sind dazu gemacht, über uns hinauszuwachsen. Wir sind dazu gemacht, unbequem zu sein. Wir sind dazu gemacht, mutig zu sein – auch wenn wir zittern.“ Die Gäste der Feier waren davon sichtlich berührt und auch Präsident Spoun, zurück auf der Bühne, kommentierte Keziah-Naomi Tsaglis Rede mit: „Jetzt wissen Sie, warum ich so zuversichtlich in Bezug auf ihre Zukunft bin!“
Beim anschließenden Sektempfang im Foyer herrscht vielstimmiges und emsiges gegenseitiges Gratulieren, Selfies und Gruppenfotos werden in verschiedenen Posen ausprobiert, gemacht und verschickt, anwesende Eltern sind sichtlich sehr stolz. „Ich fand die Feier sehr schön. Mir hat besonders die Rede der Absolventin gefallen, weil sie so witzig und persönlich war“, sagt die Absolventin Annabell Dlugi. Auch ihr Kommilitone Tengizi Tabatadze ist begeistert: „Das war aufregend. Das Gefühl etwas abgeschlossen zu haben ist toll und das, obwohl ich schon den Master begonnen habe.“
Feier der Graduate School
Bei der Graduiertenfeier zelebrierten im Sommersemester 2025 etwa 130 Absolvent*innen der Graduate School ihren Abschluss. Besondere Ehrungen erhielten die Masterabsolvent*innen mit herausragenden Leistungen sowie die acht Promovierten, die ihr Dissertationsprojekt erfolgreich abgeschlossen haben.
Simone Abels, Vizepräsidentin für die Graduate School, würdigte in ihrer Gratulationsrede vor allem das Engagement und die Courage der Absolvent*innen im Umgang mit dem Unbekannten sowie ihre Resilienz in persönlich wie gesellschaftlich herausfordernden Zeiten. Dies seien „genau die Qualitäten, die in der heutigen, sich schnell wandelnden Welt von großer Bedeutung sind.“ In ihrer Rede stellte sie insbesondere heraus, dass das Studieren und Forschen an einer Universität kein Privileg sein dürfe, das Personen aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Herkunft oder Sexualität verwehrt bleibe. Die Heterogenität der anwesenden Graduierten sei ein Hinweis darauf, dass an der Leuphana die freie Entfaltung ihrer Mitglieder möglich gemacht werden. Das Privileg, Teil der Leuphana zu sein, rühre anderswo her. Es bedeute, „frei denken zu dürfen, sich für eigens gewählte Projekte engagieren zu dürfen und andere in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Dies ist im Vergleich zu anderen Orten ein absolutes Privileg, wie wir derzeit geradezu schmerzhaft vor Augen geführt bekommen“, so Abels in Anlehnung an die Eingriffe der Trump-Regierung an US-Universitäten wie Harvard. Die Vizepräsidentin schloss ihre Rede mit der Gratulation im Namen des gesamten Teams der Graduate School und den Worten: „Seien Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben. Ihre harte Arbeit und Ihr Engagement verdienen höchste Anerkennung. Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft Mut, Neugier und vor allem Freude daran, weiterhin zu lernen und zu wachsen – und dies als Privileg zu schätzen zu wissen.“
Auch Johannes Jansen, frischgebackener Absolvent des Masterstudienprogramms Management & Entrepreneurship, der als Vertreter der Studierenden der Graduate School eine kurzweilige Rede hielt, griff das Privileg des Studierens auf und unterstrich die Besonderheit der erbrachten Leistung. Insbesondere weil es sich teilweise so anfühle, als werde ein Masterabschluss wie das Erfüllen einer Mindestanforderung behandelt, sei es notwendig, dieses Moment zu nutzen, um innezuhalten und etwas Stolz auf die eigenen Leistungen zuzulassen: „Niemand kann euch so sehr auf die Schulter klopfen wie ihr selbst.“ Gleichzeitig sei die „Herzensbildung“, die er in den Jahren an der Leuphana erfahren habe besonders wertvoll gewesen. Dafür wechselte der Redner zwischenzeitlich ins Englische, um zu adressieren, was einzelne Kommiliton*innen ihm fürs Leben mit auf den Weg gegeben haben. Die Zeit an der Leuphana habe akademisches Wachstum und herausfordernde Fragestellungen für die Studierenden und Promovierenden bedeutet, „uns allen aber vor allem neue Geschichten geschenkt.“
Feier der Professional School: Feierlicher Abschluss unter strahlend blauem Himmel
Die Leuphana Professional School verabschiedete feierlich 31 Absolvent*innen der berufsbegleitenden Studiengänge in Betriebswirtschaftslehre, Baurecht und Baumanagement, Digital Production Management, Performance Leadership und Wirtschaftsingenieurwesen. Bei hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad und strahlendem Sonnenschein feierten die Graduierten der Professional School ihren Abschluss und die neuen Perspektiven und Horizonte, die sich ihnen nun erschließen.
Über 100 Gäste – darunter Familien, Freund*innen und Wegbegleiter*innen der Absolvent*innen – waren gekommen, um die Leistungen der Graduierten zu würdigen und gemeinsam ihren Übergang in einen neuen Lebensabschnitt zu feiern. Vizepräsident für Professional School, Internationalisierung, Entrepreneurship und Transfer, Markus Reihlen, begrüßte die Anwesenden in seiner Ansprache herzlich und würdigte die besondere Leistung der Absolvent*innen, ein berufsbegleitendes Studium – mit all seinen spezifischen Herausforderungen, insbesondere an Zeitmanagement und Selbstorganisation – erfolgreich gemeistert zu haben. Gemeinsam mit der stellvertretenden Geschäftsführerin Maria Schloßstein, die als Moderatorin durch die Veranstaltung führte, blickte er auf die individuelle und gemeinschaftliche Entwicklung der Studierenden während ihrer Studienzeit zurück.
Bei der feierlichen Graduiertenfeier blickten die Absolvent*innen nicht nur zurück auf intensive Studienjahre, sondern auch nach vorn – mit Mut, Zuversicht und Weitblick. In ihren Reden gaben Marco Taedcke (B.A. Betriebswirtschaftslehre) und Nina Trojak (B.Sc. Wirtschaftsingenieurwesen) sehr persönliche Einblicke in ihre Studienzeit – mit all ihren Herausforderungen, Umwegen und Erfolgen.
Marco Taedcke berichtete von seinem Auslandsaufenthalt in Hongkong, der ursprünglich auf anderthalb Jahre angelegt war – und schließlich zweieinhalb Jahre dauerte. Trotz großer räumlicher Distanz konnte er sein Studium erfolgreich durchziehen: „Ich habe mein Studium in der Ferne fortgesetzt – dank Vertrauen, technischer Unterstützung und einem modernen Bildungskonzept, das praxisnah, anpassungsfähig und menschlich ist.“ Besonders hob er hervor, dass es nicht allein um Prüfungen oder Noten gehe – sondern um den Mut, sich auf Neues einzulassen: „Wenn sich eine Chance zeigt – ein Studium, ein Umzug oder ein Traum – sollte man sie ergreifen. Und zwar sofort.“
Nina Trojak schilderte eindrücklich, wie sie Beruf, Familie und Studium unter einen Hut brachte – und wie sehr es sie forderte, oft bis in die späten Abendstunden: „Nach einem langen Arbeitstag, wenn die Kinder im Bett waren, saß ich wieder über den Studienunterlagen.“ Für sie – und viele andere – sei es nie nur um den Titel gegangen, sondern vor allem um den Weg dorthin: „Wir wollten Neues lernen, Komfortzonen verlassen, andere Wege gehen.“ Sie beschrieb eindrucksvoll, wie sich Zweifel und Neugier die Waage hielten – und wie das Studium nicht nur Wissen, sondern auch Selbstbewusstsein gestärkt habe. „Wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben – nicht nur auf den Abschluss, sondern auf all das, was wir unterwegs gemeistert haben.“
Beide Redner*innen erinnerten daran, dass niemand diesen Weg allein gegangen ist. Ihr Dank galt ihren Familien, Freund*innen, Kommiliton*innen und allen Unterstützer*innen – denn sie alle waren Teil dieser Reise.
Den feierlichen Höhepunkt bildete die feierliche Übergabe der Abschlussurkunden, die von Vertreterinnen der einzelnen Studiengänge begleitet wurde. In ihren persönlichen Ansprachen würdigten sie das außergewöhnliche Engagement, die individuellen Erfolge sowie die besonderen Wege, die jeder Absolventin während des Studiums gegangen ist. Die offizielle Verleihung der Urkunden wurde von anerkennendem Applaus begleitet – ein Moment des Stolzes, der die große Leistung aller Anwesenden sichtbar machte.
Kontakt und Eventmanagement
- Jan Geisler