Verabschiedung: Prof. Dr. Anthimos Georgiadis – Der weitsichtige Physiker

18.01.2023 In den 90er Jahren gehörte Anthimos Georgiadis zu den Pionieren des Augen-Laser-Verfahrens. Später prägte er die Ingenieurwissenschaften an der Leuphana maßgeblich, indem er etwa die Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon ermöglichte. Mit der „roboterfabrik“ machte er Zukunftstechnologien für jedermann erfahrbar. Jetzt geht der Professor für Messtechnik und Intelligente Systeme in den Ruhestand.

Prof. Dr. Anthimos Georgiadis ©Leuphana/Marie Meyer
„Sowohl für Studierende als auch für die Mitarbeitenden der regionalen Unternehmen bietet die Robonatives Initiative die Möglichkeit, interaktiv das Thema Robotik zu erfahren und Kompetenz in diesem Bereich auf- und auszubauen“, sagt der Professor.

Laser sind in der Augenheilkunde nicht mehr wegzudenken. Kurz- und Weitsichtigkeit können in bestimmten Fällen behoben werden. Prof. Dr. Anthimos Georgiadis gehörte in den 90er Jahren zu den Pionieren, die mit Hilfe eines hochpräzisen Lasers, dem so genannten Excimerlaser, die Kurzsichtigkeit behandelten. „Bis heute ist unsere Publikation dazu die meist zitierte meiner wissenschaftlichen Laufbahn“, sagt der Physiker. Damals forschte er noch an der Universität Kreta und gründete gemeinsam mit dem Augenarzt Dr. Loannis G. Pallikaris das Institute for Medical Laser Technologies in Ophthalmic Surgery (VEIC), Crete. Bis heute werden dort Augenoperationen mit dem Laser durchgeführt. „Unsere Forschung wurde damals auch von der FDA gefördert“, erklärt Anthimos Georgiadis. Die Federal Drug Administration überwacht in den USA die Arzneimittelzulassungen.

Auch an der Leuphana forschte der Physiker zur Lasertechnik: Gemeinsam mit der Lüneburger Firma LAP GmbH Laser Applikationen arbeitet das Institut für Produktionstechnik und - systeme der Leuphana daran mit Lasertechnik die Krebstherapie zu verbessern. Es soll höchstmögliche Sicherheit bei der Bildgebung und Patientenmarkierung für die punktgenaue Anwendung von Strahlungsquellen in der Tumortherapie gewährleistet werden. „Dieses Problem beschäftigt die Medizin schon lange; mich seit der Doktorarbeit. Es ist immer noch nicht richtig gelöst“, erklärt Anthimos Georgiadis.

Der Forscher arbeitete im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere oft mit Unternehmen zusammen wie dem international agierenden Brandschutzunternehmen Wagner aus Hannover: „Die Entwicklung von neuen Sensoren ist für mich wissenschaftlich sehr interessant gewesen. Mit speziellen Polymer-Streifen können in der Luft schon die allerersten Produkte eines Schwelbrandes erkannt werden“, erklärt der Physiker. Die Brandschutztechnik wird beispielsweise in Server-Räumen oder auf Container-Schiffen genutzt. Das System sei mittlerweile so sensibel, dass es sogar Zigarettenmarken unterscheiden kann. „Das sind intelligente Systeme“, sagt der Forscher.

Auch in der Produktion werden immer mehr intelligente Systeme eingesetzt, um die Qualität zu sichern bzw. zu erhöhen. Anthimos Georgiadis hat im Rahmen von europäischen und nationalen Projekten intelligente Systeme entwickelt für die fehlerfreie Fertigung (zero defect manufacturing) oder für die Bearbeitung von schwer zerspanbaren Materialien. Solche Systeme werden jetzt zur automatischen Überwachung und weiterhin zur Optimierung mittels maschinellen Lernens eingesetzt. Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz werden auch zur Entwicklung von so genannten prädiktiven Wartungssystemen in der Fertigung angewendet wie beispielsweise kugellagerbasierte rotierende Systeme.

2015 stieß Anthimos Georgiadis die Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht an. „Wir haben durch die Kooperation Zugriff auf Großforschungsanlagen mit Lasern und Elektronenmikroskopen. Für die Leuphana ist die Kooperation eine hervorragende Ergänzung der Forschungsinfrastruktur“, sagt er. Umgekehrt profitiere auch das Helmholtz-Zentrum Hereon durch die universitäre Anbindung etwa durch drei neue Professuren.

Noch vor zwei Jahren eröffnete Anthimos Georgiadis die „roboterfabrik“ an der Leuphana, die Teil der „Robonatives Initiative Nordostniedersachsen“ ist. „Sowohl für Studierende als auch für die Mitarbeitenden der regionalen Unternehmen bietet die Robonatives Initiative die Möglichkeit, interaktiv das Thema Robotik zu erfahren und Kompetenz in diesem Bereich auf- und auszubauen“, sagt der Professor. Beispielsweise werden in laufenden Projekten gemeinsam mit Industrieunternehmen autonome Fahrzeuge für die Produktion oder Produktionslogistik entwickelt.

Anthimos Georgiadis verabschiedet sich noch nicht ganz aus Forschung und Lehre. Er betreut in den kommenden Monaten noch Doktorand*innen unter anderem am 3D-Campus in Bergedorf, dem Forschungszentrum DESY, dem Fraunhofer-Institut und bei Bosch.

Anthimos Georgiades schloss sein Studium der Physik an der RWTH Aachen und der Universität zu Köln 1980 mit dem Diplom ab. 1985 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Bis 1992 lehrte er als Gastprofessor für Physik an der Universität von Kreta. Von 1992 bis 1995 war er Gastprofessor an der Universität von Thessalia. Als Mitgründer des Instituts für medizinische Lasertechnologien in der Augenchirurgie (VEIC) der Universität von Kreta war er dort bis 1995 Geschäftsführer. 1996 wurde Anthimos Georgiades Professor für „Messtechnik und Elektronik“ am Fachbereich Automatisierungstechnik der FH NON, 2002 dann Professor für „Messtechnik und Intelligente Systeme“ am Fachbereich Automatisierungstechnik der FH NON. 2003 wurde er zum Gastprofessor an der Democritus Universität von Thraki, Griechenland berufen. 2005 wurde Anthimos Georgiadis Professor für „Messtechnik und Intelligente Systeme“ an der Leuphana Universität Lüneburg.

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