Trauer um Professorin Karsten

02.11.2021 Lüneburg/Münster. Am 23. Oktober 2021 ist Professorin Dr. Maria-Eleonora Karsten verstorben. Frau Karsten hatte bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand in Jahr 2017 die Professur für "Sozialadministration/Sozialmanagement" inne.

Maria-Eleonora Karsten wurde 1949 in Münster geboren, studierte dann Erziehungs- und Sozialwissenschaft und Psychologie an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster. Sie war eine der ersten Studierenden, die einen Diplom-Abschluss in Erziehungswissenschaft erwarb. Im Anschluss an ihr Studium promovierte sie 1976 zum Thema „Sozialisation im Kindergarten“. Es folgten wissenschaftliche Tätigkeiten im Bereich Fort- und Weiterbildung von Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen und Lehrer*innen sowie in der Hochschuldidaktik u.a. an den Universitäten Münster, Dortmund und der Fernuniversität Hagen. Nach der Vertretung des Amtes einer Universitätsprofessorin für Sozialpädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal folgte der Wechsel nach Lüneburg. 1990 wurde sie zunächst mit der Verwaltung der Professur "Sozialadministration/Sozialmanagement" betraut und im März 1991 dann zur Universitätsprofessorin im Beamtenverhältnis auf Lebenszeit an der Universität Lüneburg ernannt.

Hier leistete sie über Jahre hinweg eine außerordentlich wichtige Aufbauarbeit für den Lehramtsstudiengang der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik, der 1996 an der Universität Lüneburg eingeführt wurde. Diesen Studiengang, es gab ihn nur an wenigen Universitätsstandorten in Deutschland, entwickelte sie nicht nur zu einem sehr erfolgreichen Studienmodell in Lüneburg, sondern prägte auch Generationen von Studierenden mit ihrer engagierten Art und hochschuldidaktischen Kenntnis.

Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte konzentrierten sich insbesondere auf das Sozialmanagement, die Gender Studies und auf die Sozialdidaktik. Mit ihren umfangreichen Arbeiten dazu setzte sie wegweisende Akzente in Wissenschaft, Sozialpädagogik und der Lehrer*innenbildung. In diesem Rahmen engagierte sie sich vor allem für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unterstützte mit fachlicher Kenntnis und bot Rückhalt in unbeständigen Qualifikationsprozessen. Von 1991 bis 2004  war sie Frauenbeauftragte der Universität Lüneburg und von 2005 bis 2013 dezentrale Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät Bildung. Zudem war sie Vertrauensdozentin der Heinrich-Böll- und der Hans-Böckler-Stiftung.

Engagiert hat sie sich nicht nur in der universitären Selbstverwaltung, sondern auch in fachpolitischen Foren der Wissenschafts- und Hochschulpolitik sowie der Sozial- und Frauenpolitik. Unter anderem war sie seit 2003 in der AHPGS-Akkreditierungsagentur tätig und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung sozialpädagogischer Studiengänge in Deutschland. Beratend tätig war sie zudem im Niedersächsischen Forschungsinstitut für Bildung und Erziehung im Kindesalter (nifbe) und unterstützte damit die Vernetzung von Forschung und sozialpädagogischer Praxis. Sie war Mitglied in vielen fachgesellschaftlichen Netzwerken, unter anderem war sie Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) (1990-1994).

Im Jahr 2017 trat sie in den Ruhestand ein. Der Titel ihrer Abschiedstagung lautete: „Nur wer eigene Wege geht, hinterlässt auch eigene Spuren. Wege und Irrwege der Sozialpädagogik“. Diese eigenen Spuren werden dank ihrer wegweisenden Arbeiten zur Sozialdidaktik, zu Frauenberufen und insbesondere zur Professionalisierung der Lehrer*innenbildung der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik lange sichtbar bleiben. Auch im Ruhestand widmete sich Maria-Eleonora Karsten weiterhin der Wissenschaft, hielt Lehrveranstaltungen ab, begleitete Studierende und betreute Promovierende. Ihr Engagement in fachpolitischen Foren, der Wissenschafts- und Hochschulpolitik sowie im Rahmen der Akkreditierung von Studiengängen setzte sie ebenfalls fort.

Mit ihr verlieren die Universität und die Wissenschaft eine außerordentlich engagierte Wissenschaftlerin, eine begeisterte Streiterin für Genderfragen und die Professionalisierung sozialpädagogischer Lehrkräftebildung und vor allem eine verlässliche Kollegin.

Die Leuphana Universität Lüneburg gedenkt ihrer in tiefer Trauer und großer Dankbarkeit. Ihren Angehörigen gilt unser aufrichtiges Mitgefühl.