Neue Publikation von Mats Kahl in Energy Economics
27.08.2024
Im Jahr 2022 sah sich Europa einer im 21. Jahrhundert beispiellosen Energiekrise gegenüber. Nach der Erholung der europäischen Wirtschaft im Jahr 2021 stieg die Energienachfrage stark an. Gleichzeitig verursachte die Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland eine Verknappung des Treibstoffangebots und einen weiteren Anstieg der Preise.
Um die Belastung der Verbraucher durch die stark gestiegenen Treibstoffpreise abzufedern, setzten Regierungen in ganz Europa Entlastungspakete mit Steuererleichterungen und weiteren Maßnahmen um. In Deutschland wurde neben dem 9-Euro-Ticket der Tankrabatt eingeführt, der die Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate senkte. Der deutsche Tankrabatt war von Juni bis August 2022 in Kraft.
In dem Artikel „Was the German fuel discount passed on to consumers?” untersucht Mats Kahl, ob deutsche Tankstellen den Tankrabatt vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen erhebliche Schwankungen der Weitergaberaten über die Zeit und in verschiedenen geografischen Regionen.
Im Durchschnitt war die Weitergabe des Tankrabatts zwar sehr hoch, blieb jedoch bei allen Kraftstoffarten unvollständig. Eine vollständige Weitergabe hätte eine Preissenkung von knapp 17 Cent pro Liter Diesel und gut 35 Cent pro Liter Benzin impliziert. Tatsächlich wurden durchschnittlich knapp 15 Cent pro Liter Diesel und gut 31 Cent pro Liter Benzin an die Konsumenten weitergereicht.
Wenn der jährliche Verbrauch auf die deutschen Fahrzeugbestände umgelegt würde, dann hätte sich nach den empirischen Untersuchungen aus dem dreimonatigen Tankrabatt eine Gesamtentlastung von 35€ je Diesel- und 53€ je Benzinfahrzeug ergeben. Bei voller Weitergabe des Tankrabatts wäre eine Entlastung von 39€ je Diesel- und 60€ je Benzinfahrzeug zu erwarten gewesen. Insbesondere in ländlichen Regionen und im Süden Deutschlands waren die Weitergaberaten niedriger.
Mit dieser in Energy Economics publizierten Studie liefert Mats Kahl wertvolle Einblicke in die Effekte der Steuerpolitik auf den Kraftstoffmarkt und hebt hervor, wie unterschiedlich wirtschaftspolitische Maßnahmen über Zeit und Raum wirken können.
Die vollständige Studie ist unter einer Open-Access-Lizenz verfügbar unter https://doi.org/10.1016/j.eneco.2024.107843