Wie der Wert der Natur bemessen werden kann, erforscht Natali Lazzari an der Leuphana
03.06.2025 Internationale Vernetzung fördert die Qualität von Wissenschaft und Forschung. Das gilt hinsichtlich der Entwicklung und Umsetzung von Forschungsprojekten ebenso wie für den Umgang mit Ergebnissen. Prof. Dr. Berta Martín-López setzt sich an der Leuphana für Vernetzung ein. Jetzt hat sie Dr. Natali Lazzari aus Spanien mit dem Programm „Horizont Europa“ der Europäischen Kommission nach Lüneburg geholt.

Wie können wir eigentlich den Wert der Natur bemessen? Dr. Natali Lazzari stellt dazu eine Frage: „Wenn du nach Hause gehst – wählst du dann lieber einen Weg unter Bäumen oder den entlang einer Straße?“ Keine Frage: Bäume sind wesentlich attraktiver. So eindeutig die Antwort auch ist, sie ist nur ein erster Zugang zur Erforschung eines wichtigen und umfassenden Themas für den Schutz unseres Planeten.
Im Zentrum von Natali Lazzaris Forschung stehen unsere Ozeane: Ziel internationaler Bemühungen ist es, 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 unter Schutz zu stellen. „Wie aber kann das funktionieren, ohne bereits bestehende Konflikte rund um ihre Nutzung und ihren Schutz zu verschärfen?“, fragt die promovierte Meeres-Biologin. Traditionell sind materielle Interessen und moralische Verantwortung gegenüber der Natur die Grundlage für den Schutz der Meere.
Solche materiellen Aspekte können aber nicht allein die Grundlage dafür sein, Schutzstrategien zu entwickeln, die wirksam sind. „Für ihren Erfolg muss auch die Bedeutung der Beziehung von Menschen zur Natur berücksichtigt werden“, erläutert Lazzari.
An der Leuphana Universität Lüneburg arbeitet sie an der Formulierung einer Forschungsfrage, die zu umsetzbaren Ergebnissen führt – die also bei den internationalen Bemühungen zum Meeresschutz helfen. „Dabei müssen beispielsweise die Bedürfnisse marginalisierter Gruppen berücksichtigt werden“, ergänzt die Forscherin in Bezug auf die jüngeren Mitglieder der Fischergemeinschaft.
Während ihres Aufenthalts arbeitet Lazzari mit Prof. Dr. Berta Martín-López zusammen. Die Professorin für internationale nachhaltige Entwicklung und Planung an der Leuphana ist Co-Direktorin des Social-Ecological System Institute (SESI). „Der internationale Austausch ist nicht nur wichtig für Innovation und Kreativität in unserer Forschung, die auf den Schutz der Natur abzielt“, erklärt Martín-López und fügt hinzu: „Er ist auch wichtig für die persönliche Entwicklung der Forschenden, die ein starkes Netzwerk für Kooperationen aufbauen und von Forschungserfahrungen in anderen Umgebungen lernen können.“ Sie kennt Natali Lazzari seit vielen Jahren und hatte bereits Gelegenheit, mit ihr in mehreren Forschungsprojekten zusammenzuarbeiten. Nun hat Martín-López Natali Lazzari an die Leuphana eingeladen, um diese Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.
Das aktuelle Projekt von Natali Lazzari (Operationalisierung relationaler Werte für einen gerechteren Meeresschutz – REVALSEA) wird von den Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) der Europäischen Kommission im Förderprogramm „Horizont Europa“ finanziert. Ziel des Programms ist es, einen starken Pool von Forschenden aufzubauen und Europa für Wissenschaftler*innen als Forschungsstandort attraktiver zu machen. Dies wird durch die Förderung von Netzwerken für die Doktorand*innenausbildung, Postdoktorand*innenaufenthalte, Personalaustauschprogramme und Mobilitätsprogramme erreicht. Die entsprechenden Ausschreibungen sind für alle Themen offen. Die Bewerber*innen müssen jedoch international mobil sein.
Angesiedelt ist Natali Lazzari mit ihrem Forschungsprojekt an der Universität von Santiago de Compostela in Spanien wo sie ihr Forschungsprojekt am EqualSea Lab durchführt. In Lüneburg verbringt sie vier Wochen, bevor sie nach Australien weiterreist. Dort wird sie neuartige Modellierungstechniken erforschen, um zu verstehen, wie Menschen eine tiefe Verbindung zum Ozean aufbauen und welche Bedeutung diese für den Meeres-Schutz hat. Nach ihrem Aufenthalt im Global Ecology Lab auf der Südhalbkugel wird sie nach Spanien zurückkehren, um gemeinsam mit lokalen Fischer*innen Strategien zu entwickeln, wie deren Wertschätzung für die Natur in den Meeresschutz integriert werden kann. Begleitet wird sie von ihrem 18 Monate alten Kind und ihrem Partner, der ebenfalls Forscher ist.