Nachhaltige Energiewende: Wirtschaft und Kommunen

04.09.2025 Am 2. September 2025 fand an der Leuphana Universität Lüneburg, durchgeführt gemeinsam mit der Klimaschutz- und Ener-gieagentur Niedersachsen (KEAN), dem ECOLOG-Institut und der Stiftung für Finanzierung und Finanzwirtschaft, das dreizehnte Energieforum statt. Gemeinsam mit Wissenschaft und Praxis wurde unter dem Titel „Stand und Perspektive der Energiewende: Was haben wir er-reicht und wohin führt uns der weitere Weg?“ über Fortschritte, Herausforderungen und zukünftige Wege der Energiewende diskutiert.

Bericht von Pia Redenius und Philip van Stuyvenberg

Das Panel „Nachhaltige Energiewende: Wirtschaft und Kommunen“ beschäftigt sich mit der Frage: „Wie steht es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Kommunen und Unternehmen?“. Zu diesem Thema moderierte Prof. Dr. Harald Heinrichs von der School of Sustainability der Leuphana Universität Lüneburg die Diskussion mit Pia Redenius, ebenfalls von der Leuphana Universität Lüneburg, Lea Welzel, Referentin für Energie und Politik des Lüneburger Familienunternehmens Clage, sowie Oliver Waltenrath, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz des Landkreises Harburg.

Zunächst gab Pia Redenius eine wissenschaftliche Einordnung des Themas: Dazu präsentiert sie Ergebnisse aus Erhebungen des Betrieblichen Nachhaltigkeitsbarometers Niedersachsen (BNBN) und des Kommunalen Nachhaltigkeitsbarometers Niedersachsen (KNBN). Darin zeigt sich, dass Betriebe Nachhaltigkeit als wichtiges Thema erkennen und ein ganzheitliches Verständnis davon zeigen. Allerdings verfügt nur rund ein Drittel der befragten Betriebe über ein ambitioniertes Klimaziel – und viele halten die bisherigen unternehmerischen Maßnahmen nicht für ausreichend, um das Pariser Klimaziel zu erreichen. In Kommunen hingegen steht Klimaschutz eher im Fokus, ambitionierte Klimaziele sind – vor allem in Kreisen und Städten- verbreitet. Auch hier werden die Maßnahmen allerdings von 68% als (eher) nicht ausreichend eingeschätzt. Bezeichnend ist zudem, dass Kommunen und Unternehmen sich wechselseitig nicht als treibend ansehen. Das unterstreicht die Wichtigkeit von Kooperationen und Vernetzung auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, die bisher nur untergeordnet stattfindet. 

Lea Welzel bringt die Unternehmensperspektive ein. Sie betont, dass aus unternehmerischer Sicht Überbürokratisierung ein starkes Hemmnis bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen darstellt, Bürokratie jedoch oft notwendig ist, um Vergleichbarkeit und Messbarkeit von Maßnahmen herzustellen. Ähnliches zeigt sich auch im BNBN, bei dem Unternehmen klar zwischen Bürokratie und Regularien unterscheiden. Zertifizierungen wie ISO 14001 oder ISO 50001 sowie regelmäßige externe Prüfungen und interne Schulungen können, so Welzel, eine nachhaltige Unternehmenskultur langfristig stärken.

Aus Sicht der Kommunen beschreibt Oliver Waltenrath Klimaschutz als „Konjunkturgeschäft“: Mal eröffnen sich Chancen fast von selbst, mal geht es nur mühsam voran. Haupthemmnisse seien fehlende finanzielle und personelle Ressourcen sowie die komplexe Handhabung von Fördermitteln.

Zum Abschluss betont Harald Heinrichs, dass Nachhaltigkeit von Unternehmen und Kommunen nicht als Pflichtübung angesehen werden sollte, sondern als Innovationskraft, die neue Chancen eröffnet. Dies sind etwa Einsparpotentiale bei Klimaschutz und Energiewende. Auf kommunaler Ebene sieht er im Datenmonitoring ein wichtiges Instrument, um Vergleichbarkeit und Langfristorientierung zu schaffen. Auch das Ordnungsrecht (z.B. Bauleitplanung) könne stärker für Klimaschutz genutzt und Maßnahmen gegen den Verlust von Biodiversität und die Stärkung von Klimaanpassung ausgebaut werden. Insgesamt gelinge Nachhaltigkeit am besten durch klare politische Rahmensetzung und Unterstützung sowie durch Austausch, Kooperation und gemeinsame Allianzen. Nur wenn Kommunen, Unternehmen und Wissenschaft ihre Kräfte bündeln, ließen sich Klimaziele erreichen.

Weitere Ergebnisse des BNBN und KNBN sind in der Schriftenreihe Nachhaltigkeit, Politik, Gesellschaft (ISSN 2942-6669) veröffentlicht.