Den Schutz der Artenvielfalt in Äthiopien verbessern möchte Dr. Dinkissa Benti mit seiner Forschung an der Leuphana
10.11.2025 Mithilfe eines Humboldt-Stipendiums erforscht Dr. Dinkissa Beche Benti zwei Jahre an der Leuphana, wie im Südwesten Äthiopiens ein Cluster-Biosphärenreservat eingerichtet werden kann. Er möchte auch herausfinden, wie dies die biologische Vielfalt verbessern kann, welche Faktoren eine solche Entwicklung behindern können und welche Bedeutung eine funktionierende natürliche Umwelt für uns Menschen hat.
©Dr. Marie-Luise Braun
Wenn Dr. Dinkissa Benti gefragt wird, warum er in die Forschung gegangen ist, fängt er an zu lächeln: „Ich liebe die Natur. Ich möchte, dass die Menschen in Harmonie mit ihr leben können.“ Leider aber würden die Anzeichen für einen ökologischen Niedergang in seinem Heimatland Äthiopien immer deutlicher, merkt er an. Das gelte auch für Gebiete, die international als Hotspots der Biodiversität anerkannt sind und zu den weltweit wichtigsten Zentren für wilden Arabica-Kaffee zählen. Insgesamt herrscht in diesen Gebieten – die als „Genzentren“ bezeichnet werden, eine besonders hohe genetische Vielfalt bei bestimmten Tieren und Pflanzen. Mit seiner Forschung möchte Dinkissa Benti die Bedingungen für den Erhalt der Biodiversität verbessern.
„Insgesamt zielt das Projekt darauf ab, evidenzbasierte Erkenntnisse für die Einrichtung eines neuen UNESCO-Biosphärenreservats im Südwesten Äthiopiens zu liefern“, erklärt Dinkissa Benti und fügt hinzu: „Der Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung des Schutzes der biologischen Vielfalt, der Bewertung des Potenzials für die Vernetzung verschiedener Gebiete und dem Verständnis des immateriellen Beitrags der Natur für die Menschen in der Region.“ Mit dem letzten Punkt konzentriert er sich auf die Frage, welche Bedeutung eine funktionierende natürliche Umwelt für uns Menschen hat.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat Dinkissa Benti sein Forschungsprojekt in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil befasst er sich mit der Frage, wie Arten sich zwischen verschiedenen Gebieten rund um das geplante Biosphärenreservat bewegen können – mit anderen Worten, wie verschiedene Schutzgebiete als Lebensräume miteinander verbunden sind. „Die Studie konzentriert sich auf wenige Schlüsselarten von Bäumen, Vögeln und Säugetieren mit unterschiedlichen ökologischen Verbreitungsgebieten und Schutzprioritäten“, erläutert der Forscher und ergänzt: „Durch die Analyse von Satellitenbildern und die Erstellung von Widerstandsoberflächen soll das Projekt geeignete Verbindungswege für die Bewegung und den Austausch von Organismen identifizieren.“
Im zweiten Teil seines Forschungsprojekts konzentriert er sich auf die Bewertung des immateriellen Beitrags der Natur für den Menschen. „Dieses Arbeitspaket zielt darauf ab, die kulturellen Ökosystemleistungen der Landschaft zu verstehen, einschließlich der Identifizierung potenzieller Ökotourismus- und Kulturerbestätten“, erklärt Dinkissa Benti. Mithilfe verschiedener Methoden, wie Interviews mit Interessengruppen, zielt seine Forschung darauf ab, Gebiete mit einem hohen immateriellen Beitrag der Natur für den Menschen zu identifizieren und Herausforderungen zu bewerten, die deren nachhaltige Nutzung behindern.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt seine Forschung und seinen Aufenthalt an der Leuphana mit einem Georg-Forster-Postdoktorandenstipendium. Die Stiftung hat es nach dem Naturforscher, Ethnologen und Reiseschriftsteller (1752-1794) benannt, gerade weil sie Forscher in ihrer Mobilität unterstützen will. Während seines Aufenthalts in Lüneburg wird Dinkissa Benti auch nach Äthiopien reisen, um dort zu forschen. Dies ist für den zweiten Teil seiner Forschung geplant, in dem er die „Photovoice“-Methode anwendet: Dabei fotografieren die Teilnehmenden von Forschungsprojekten ihre Umgebung vor dem Hintergrund einer bestimmten Fragestellung. Die Methode kann beispielsweise dazu verwendet werden, um über eine Situation nachzudenken, Bedürfnisse und Anforderungen zu identifizieren oder mögliche Lösungen zu entwickeln.
Dinkissa Bentis Gastgeber an der Leuphana ist Prof. Dr. Jörn Fischer vom Institut für Sozialökologische Systeme (SESI). Die beiden kennen sich seit mehreren Jahren und haben unter anderem gemeinsam an Publikationen zum Thema Biodiversität gearbeitet. „Als ich von dem Humboldt-Stipendium hörte, habe ich Jörn gefragt, ob er mich als Projektmentor unterstützen würde”, erinnert sich Benti und betont, wie dankbar er der Leuphana und der Humboldt-Stiftung für ihre Unterstützung ist.
Der Wunsch, die Natur in seiner Heimat zu unterstützen, motivierte Dinkissa Benti bereits dazu, Biologie zu studieren und in Pflanzenbiologie und Biodiversitätsmanagement zu promovieren. Nun geht er noch einen Schritt weiter und untersucht, wie ein Biosphärenreservat besonders effektiv eingerichtet werden kann. Es wird nicht sein letztes Forschungsprojekt sein.