Gleichstellungsbeauftragte: Dr. Kathrin van Riesen startet in dritte Amtszeit

10.11.2025 Plakate zur Achtsamkeit im Aufzug, der Diversity-Tag oder Karriereförderung von FLINTA*-Personen: Seit 2012 macht sich die Gleichstellungsbeauftragte mit ihrem Team für marginalisierte Menschen stark. Zu Beginn ihrer dritten Amtszeit zieht Kathrin van Riesen Bilanz.

©Leuphana/Tengo Tabatadze
"Wir wollen die Kultur der Universität nachhaltig verändern, Inklusion und Gleichstellung verankern, Chancengleichheit fördern und gleichzeitig die Vielfalt in Lehre, Forschung und Verwaltung stärken," sagt Dr. Kathrin van Riesen.

Sie sind seit über zehn Jahren im Amt. Wie hat sich der Begriff Gleichstellung gesellschaftlich und an der Leuphana verändert?

Vieles hat sich bewegt. Die ursprünglichen Frauenbüros, die in den 70er- und 80er-Jahren entstanden sind, wurden in Niedersachsen in den 90er-Jahren eingerichtet und in den 2000er-Jahren zu Gleichstellungsbüros weiterentwickelt. Der Fokus lag damals noch stark auf der Gleichstellung von Mann und Frau, also sehr binär gedacht. Heute hat sich der Blick erweitert: Themen wie Diversität und Antidiskriminierungsarbeit, geschlechtliche Vielfalt und Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die egalitäre Partnerschaften fördert, spielen eine zentrale Rolle. Berufstätigkeit und Familie sollen heute für alle vereinbar sein – aber das bleibt eine große Herausforderung – nicht nur an Universitäten.

Wie unterstützen Sie hier konkret?

Etwa durch den Aufbau unseres Familienservice. Dieser berät zu Elternzeit, Studium mit Kind oder Kinderbetreuung, etwa in Krippen, dem Vorwahlrecht für studierende Eltern oder er stellt etwa Eltern-Kind-Arbeitsräume zur Verfügung.

Sie sprechen von Diversität. Was unterscheidet ein Diversitätskonzept von einem Gleichstellungskonzept?

Das Gleichstellungskonzept zielt konkret auf die Geschlechtergleichstellung ab. Diversität umfasst ein viel breiteres Spektrum: Inklusion, Diskriminierungsschutz, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen oder chronischen Erkrankungen, aber auch ethnische, soziale und kulturelle Vielfalt. Unser erstes Universitäts-Diversitätskonzept wurde 2023 erarbeitet, aufbauend auf unserer vorangegangenen Arbeit und ergänzend zu unseren Gleichstellungsplänen.

Welche praktischen Maßnahmen haben Sie in diesem Zusammenhang umgesetzt?

Wir haben zum Beispiel die Infrastruktur verändert: Es gibt unter anderem Wickeltische in Toiletten, geschlechtsneutrale Toiletten („WC für alle“), Ruheräume und barrierearme Zugänge und Teilhabe. In der Lehre setzen wir auf Diversity-Zertifikate in Bachelor- und Masterprogrammen. Zudem unterstützen wir die Karriereentwicklung von FLINTA*-Personen durch Mentoringprogramme wie „ProScience“ und „ProVia“.

Wie stehen Frauen in der Wissenschaft da?

Der Anteil von Frauen unter W2-Professoren liegt derzeit bei 32 %, unter Juniorprofessorinnen sogar bei 67 %. Die „gläserne Decke“ zeigt sich vor allem bei W3-Professuren, hier dominieren nach wie vor Männer. Diese Zahl deckt sich mit einem bundesweiten Trend. Hier müssen die Gleichstellungsbemühungen bei uns und auch bundesweit noch intensiviert werden. Insgesamt ist der Frauenanteil in wissenschaftlichen Mitarbeiterpositionen über 50 %. Wir haben viel erreicht, aber der Spitzenbereich bleibt herausfordernd. 

Was planen Sie für die kommenden Jahre? 

Wir wollen die Kultur der Universität nachhaltig verändern, Inklusion und Gleichstellung verankern, Chancengleichheit fördern und gleichzeitig die Vielfalt in Lehre, Forschung und Verwaltung stärken. Das Gastwissenschaftler*innen-Programm für Geschlechterforschung an allen Fakultäten ist ein weiteres Mittel, um diese Ziele zu unterstützen. Mit Dr. Ben Trott haben wir endlich einen Academic Director für Gender Studies. Damit unterstreichen wir: Gleichstellung und Chancengleichheit sind nicht nur gesellschaftlich hochrelevant, sondern längst auch in der Forschung angekommen.

Vielen Dank für das Gespräch!