Wissen schaffen - Die Forschungspreise

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg leisten mit ihrer Forschung wichtige Beiträge zu akademischen und zu gesellschaftlichen Herausforderungen der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Mit diesen Auszeichnungen hebt die Leuphana exzellente Forschungsleistungen hervor, die in der deutschen und internationalen Forschungslandschaft wettbewerbsfähig sind und wichtige Beiträge zur Reputation der Universität leisten. Mit der Preisverleihung auf dem dies academicus 2015 werden die Forschungspreise zum achten Mal vergeben. Die Preiskategorien in diesem Jahr sind: Leuphana Forschungspreis, Leuphana Monographiepreis, Leuphana Fundraisingpreis, Leuphana Nachwuchspreis Forschung.


Die Preisträgerinnen und Preisträger

Leuphana Forschungspreis

Prof. Dr. Jörn Fischer

Aus der Fakultät Nachhaltigkeit wird Prof. Dr. Jörn Fischer mit dem Leuphana Forschungspreis ausgezeichnet.

Jörn Fischer ist Sofja Kovalevskaja-Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung und Grantholder des renommierten ERC Consolidator Grants der Europäischen Kommission. Mit seiner internationalen und interdisziplinären Arbeitsgruppe arbeitet Professor Fischer zu Themen im Spannungsfeld von Landnutzung und Biodiversität. Seine rege und konsequent international ausgerichtete Publikationstätigkeit machen ihn zu einem weltweit angesehenen Wissenschaftler, dessen Arbeiten breit rezipiert werden. Sowohl der wissenschaftliche wie auch der gesellschaftliche Diskurs sind Anliegen von Jörn Fischer, der mit seiner Arbeit und seinem Team international als Anziehungspunkt für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wirkt.

Beispielhaft zeigt sich der besondere Forschungsansatz Jörn Fischers in dem 2014 von ihm eingeworbenen ERC Consolidator Grant, einem der angesehensten und kompetitivsten Forschungsförderprogramme in Europa. Unter dem Titel „Identifying Social Ecological System Properties Benefiting Biodiversity and Food Security“ forschen Professor Fischer und sein Team zum Zusammenhang von Ernährungssicherheit und Biodiversität mit einem regionalen Fokus auf Äthiopien. Sie adressieren damit eines der drängendsten gesellschaftlichen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Probleme des 21. Jahrhunderts. Wie bereits frühere Forschungsprojekte Fischers – vor allem das im Rahmen der Sofja-Kovalevskaja-Förderung der Alexander von Humboldt-Stiftung durchgeführte Projekt – vereint auch das aktuelle Forschungsvorhaben auf beeindruckende Weise wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Relevanz.

Jörn Fischer ist Mitherausgeber verschiedener führender Fachzeitschriften, u.a. Ecology and Society und Conservation Letters. Seine hervorragende internationale Vernetzung spiegelt sich in seiner Mitgliedschaft in einschlägigen Forschungsnetzwerken wider, darunter die Faculty of 1000 oder das internationale Netzwerk Programme on Ecosystem Change and Society (PECS). Mit seinen vielfältigen Forschungsaktivitäten und seinem herausragenden Engagement für einen stärkeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft leistet Jörn Fischer einen elementaren Beitrag zur Profilbildung der Nachhaltigkeitswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Prof. Dr. Stefan Schaltegger

Aus der Fakultät Nachhaltigkeit wird Prof. Dr. Stefan Schaltegger mit dem Leuphana Forschungspreis ausgezeichnet.

Professor Schalteggers Arbeiten zu Grundlagen und Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements prägen das Forschungsfeld seit Jahren grundlegend. Mit wegweisenden Publikationen, insbesondere im Bereich des Corporate Environmental & Sustainability Accounting and Reporting, leistete er Pionierarbeit. Stefan Schalteggers exzellente Publikationsleistung, die kontinuierlich steigende Zahl an Zitationen sowie seine Erfolge in der Drittmittelakquise unterstreichen die herausragende Qualität seiner Forschung.

Im Fokus von Professor Schalteggers Forschungsaktivitäten stehen die grundlegende Theorieentwicklung zum Nachhaltigkeitsmanagement, die Prägung wissenschaftlicher Konzepte und Begriffe wie beispielsweise des „Ecopreneurship“, der „Schadschöpfung“, der „Öko-Effizienz“, des „Sustainability Accountings“ oder der „Sustainability Balanced Scorecard“ und die methodische Integration des Leitbildes der Nachhaltigkeit in betriebswirtschaftliche Managementkonzepte. Dieser Schwerpunkt wird ergänzt durch transdisziplinäre und anwendungsorientierte Forschung zu unternehmerischer Nachhaltigkeit, die sich auf konkrete lebensweltliche Problemstellungen unternehmerischer Akteure konzentriert. Darüber hinaus initiiert Schaltegger innovative Modellprojekte zu unternehmerischer Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibiltiy (CSR) und begleitet sie wissenschaftlich.

Besonderes Merkmal der wissenschaftlichen Arbeit Professor Schalteggers ist der ausgeprägte Praxisbezug seiner Forschung. Auf herausragende Weise gelingt es ihm, aktuelle gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen zu adressieren, ohne dabei höchste wissenschaftliche Ansprüche zu vernachlässigen. Durch seine Mitarbeit in zahlreichen Kommissionen und Gremien leistet Stefan Schaltegger seit Jahren wichtige Beiträge zur Nachhaltigkeitsforschung in transdisziplinärer Perspektive. So ist er Mitglied in der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises sowie Mitglied in den Editorial Boards verschiedener renommierter Zeitschriften. Immer wieder wird sein wissenschaftlicher Rat als Experte in nationalen und internationalen Kommissionen gesucht.

Prof. Dr. Michael Frese

Aus der Fakultät Wirtschaftswissenschaften wird Prof. Dr. Michael Frese mit dem Leuphana Forschungspreis ausgezeichnet.

Auch 2014 gehörte Professor Frese zur Spitzengruppe der im deutschsprachigen Raum tätigen Wirtschafsforscherinnen und –forscher. Im Handelsblatt-Ranking Betriebswirtschaftslehre (Lebenswerk) belegte er Platz 7 unter den 250 forschungsstärksten Betriebswirten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist seit 2009 an der Leuphana tätig und forscht im Rahmen eines Joint Appointment auch an der National University of Singapore, Business School. Michael Frese veröffentlichte mehr als 350 Artikel und Aufsätze und ist Autor von über 25 Monographien und Sammelbänden. Er gehört zu den europaweit am häufigsten zitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Management-Wissenschaften und der Arbeits- und Organisationspsychologie.

Professor Freses Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Fehlermanagement und Fehlerkultur in Unternehmen, psychologische Effekte von Arbeitslosigkeit, Prädikatoren von Eigeninitiative und psychologische Erfolgsfaktoren von Unternehmern. Besonders wichtig ist Michael Frese die Anwendbarkeit seiner Forschung. Dies spiegelt sich beispielsweise in den von ihm und seinem Team konzipierten und wissenschaftlich begleiteten Trainings wider, insbesondere Fehlermanagementtrainings, Führungstrainings und Trainings zur Verbesserung des unternehmerischen Erfolgs und der persönlichen Initiative. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Unternehmerinnen und Unternehmern in Entwicklungsländern. Der Anspruch ist, mehr Menschen in diesen Ländern zu eigenständigem unternehmerischen Handeln zu befähigen, um so die wirtschaftliche Entwicklung des jeweiligen Landes insgesamt zu befördern. Zu den jüngsten Aktivitäten in diesem Bereich gehören drei Projekte in Togo, Mexiko und Äthiopien, die er in Kooperation mit der Weltbank realisiert. Ein vergleichbares Projekt ist das von der Deutschen UNESCO-Kommission, dem DAAD und der BASF-Stiftung geförderte STEP-Programm, in dessen Rahmen zwölfwöchige Entrepreneurship-Trainings für Studierende an Universitäten in verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern durchgeführt werden.

2013 wurde Professor Frese in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt. 2014 berief ihn die renommierte US-amerikanische Academy of Management (AOM) in Anerkennung seiner herausragenden Forschungsleistungen in den Kreis ihrer Fellows. Die jüngste Auszeichnung, die ihm zuteil wurde, war die Verleihung des renommierten Greif Research Impact Award 2015 der University of Southern California (USC) an ihn und seine Mitautoren Andreas Rauch, Johan Wiklund und G.T. Lumpkin für einen 2009 publizierten Aufsatz im Entrepreneurship Theory & Practice Journal. Der Greif-Forschungspreis ehrt die einflussreichste Publikation zu Unternehmertum in den vergangenen sechs Jahren.

Leuphana Monographiepreis

Prof. Dr. Matthias Barth

Für sein Werk “Implementing Sustainability in Higher Education. Learning in an Age of Transformation. (Routledge 2014, 202 S.)“ erhält Matthias Barth den Leuphana Monographiepreis.

Professor Barth hat mit seinem jüngsten Buch einen umfassenden und systematischen Überblick über die internationale Diskussion zum Thema Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung vorgelegt. Aufbauend auf seinen eigenen empirischen Forschungsarbeiten diskutiert er aus erziehungswissenschaftlicher und bildungsphilosophischer Sicht die Ziele, Formate und Kontroversen, die das noch junge Forschungsfeld prägen. Das Werk hebt sich deutlich von anderen Publikationen auf diesem Gebiet ab, indem es einen klaren Fokus auf Lernprozesse legt. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur das Lernen von Studierenden und Lehrenden innerhalb der Universität, sondern auch Prozesse des kollaborativen und gesellschaftlichen Lernens. Trotz der Fülle an empirischem Material richtet sich das in einem pragmatischen Sprachstil verfasste Buch nicht nur an ein wissenschaftliches Publikum. Barths Anspruch ist es, seine Leser für eine aktive Mitgestaltung des Feldes der Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung zu gewinnen.

Matthias Barth studierte Umweltwissenschaften in Lüneburg und schloss 2007 seine Promotion in Erziehungswissenschaften an der Leuphana ab. Im Anschluss forschte Barth zwei Jahre lang mit einem Postdoc-Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der RMIT University in Melbourne, Australien. Mit einer Arbeit zu „Learning for Change: An Educational Perspective on Sustainability Science“ habilitierte er sich 2011 an der Leuphana. 2012 berief ihn die Hochschule Ostwestfalen-Lippe als Professor für Didaktik der Umweltwissenschaften. Seit 2014 ist Matthias Barth als Professor für Sachunterricht und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an der Leuphana tätig.

Prof. Dr. Markus Mühling

Für seine Publikation “Resonances: Neurobiology, Evolution and Theology. Evolutionary Niche Construction, the Ecological Brain and Relational-Narrative Theology (Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, 254 S.)“ erhält Prof. Dr. Markus Mühling den Leuphana Monographiepreis.

Durch den ungewöhnlichen Austausch von Theologie mit moderner Evolutionsbiologie und den Ansätzen der Cognitive Science of Religion, den Neurowissenschaften, leistet Mühling mit seiner jüngsten Monographie einen weiteren hoch reflektierten Beitrag zum Dialog der Wissenschaftskulturen. Dabei wählt Mühling einen ungewöhnlichen Weg: Unter Verweis auf die „Theologiegetränktheit“ vieler naturwissenschaftlicher Theorien vertritt Mühling die Ansicht, dass die Naturwissenschaften von der Theologie genauso profitieren können wie umgekehrt die theologische Forschung durch die Rezeption der Naturwissenschaften vorangebracht wird. Als Beleg dafür führt er beispielsweise die in der Evolutionsbiologie angesiedelte Nischentheorie an, die von „human beings as ultimate niche constructors“ spricht – ein direkter Anknüpfungspunkt für die Theologie, die das Letztgültige in Gott und nicht im Menschen verortet.

Professor Mühling studierte Theologie an der Universität Kiel und wurde nach Stationen an den Universitäten Kiel und Heidelberg 2007 in der Evangelischen Landeskirche in Baden ordiniert. Seine wissenschaftliche Karriere verfolgte Markus Mühling parallel weiter. 2007 erhielt er ein Heisenberg-Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 2009 war er als Gastprofessor am renommierten King’s College der University of Aberdeen in Schottland tätig. Seit 2011 forscht und lehrt Mühling als Professor für Systematische Theologie und Wissenschaftskulturdialog an der Leuphana Universität Lüneburg. Er ist Mitglied des Center of Theological Inquiry (CTI) in Princeton (USA), wo er 2013 mehrere Monate lang im Rahmen eines Fellowship zum Thema „Evolution and Human Nature“ forschte. Aus diesem Forschungsaufenthalt ist u.a. die hier ausgezeichnete Publikation hervorgegangen.

Leuphana Fundraisingpreis

Prof. Dr. Kurt Czerwenka

Zum dritten Mal in Folge wird Kurt Czerwenka als erfolgreichster Einzel-Fundraiser mit dem Leuphana Fundraisingpreis ausgezeichnet.

Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Maren Voßhage-Zehnder hat Professor Czerwenka im Jahr 2014 für die Leuphana Sommerakademie Mittel von 940.000 Euro eingeworben. Czerwenka ist Mitglied des Instituts für Bildungswissenschaft und war langjähriger Leiter des Instituts für Schul- und Hochschulforschung. Seit Jahrzehnten begleitet er als Impulsgeber die Entwicklung der Lehrerbildung an der Universität und in der Region. Professor Czerwenkas Forschungsschwerpunkte sind im Bereich der Lehrerprofessionalität und des Lehrerhandelns angesiedelt. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Umgang mit Heterogenität und Problemen in der Schule sowie dem Übergang von Schülerinnen und Schülern in den Beruf.

Die von ihm entwickelte „Leuphana Sommerakademie“ ist ein Coaching- und Veranstaltungsformat, das den Übergang junger Menschen von der Schule in den Beruf adressiert – eine zentrale Herausforderung für die Gesellschaft. Die Sommerakademien leisten einen wichtigen Beitrag zu einem umfassenden Förderkonzept zur Verbesserung der Berufsfähigkeit von Schülern, insbesondere der Sekundarstufe I. Für dieses Ziel ist es Kurt Czerwenka gelungen, ein großes Netzwerk gesellschaftlicher Akteure aufzubauen, an dem u.a. die Bundesagentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammern sowie gemeinnützige Organisationen beteiligt sind. Mit regionalen Partnern führt die Geschäftsstelle inzwischen in drei Bundesländern Sommerakademien durch, die von zahlreichen Förderern unterstützt werden.

Nachdem der Fokus der Sommerakademien in den ersten Jahren ihres Bestehens auf der Berufsfähigkeit von Hauptschülerinnen und Hauptschülern lag, sind inzwischen Nachfolgeprojekte auch an Gesamtschulen sowie ein Modellprojekt zum Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiastinnen an die Universität entstanden. In mehreren Bundesländern bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sommerakademien unter Leitung von Professor Czerwenka grundlegende Fortbildungsveranstaltungen für unterschiedliche Schulen an. Zahlreich Publikationen sind inzwischen aus der wissenschaftlichen Begleitforschung hervorgegangen.

Die Leuphana Sommerakademien sind ein besonderes Beispiel einer handlungsorientierten Wissenschaft, die konkrete Beiträge zu lebensweltlichen Problemen leistet und gleichzeitig die akademische Forschung befruchtet. Auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2009 setzt sich Professor Czerwenka im Rahmen seiner Seniorprofessur dafür ein, dass das Konzept nicht nur eine modellhafte Maßnahme bleibt, sondern längerfristige Begleitungen von Schülerinnen und Schülern ermöglicht.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für nachhaltige Entwicklung

Für einen herausragenden Fundraising-Gruppenerfolg erhalten gleich vier Projektgruppen den Leuphana Fundraisingpreis.

Mit exzellenten Anträgen fakultätsübergreifender Projektgruppen war die Leuphana die erfolgreichste Universität im Wettbewerb des Förderprogramms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“. Es wurden über 4,7 Mio. Euro durch die VolkswagenStiftung und das Land Niedersachsen bewilligt.

“Leverage Points for Sustainability Transformation: Institutions, People and Knowledge”: Professoren Daniel Lang (Sprecher), Jens Newig, Jörn Fischer, Thomas Schomerus, Ulli Vilsmaier , Henrik von Wehrden und Dr. Julia Leventon , Dr. David Abson- Eine zentrale Herausforderung für die Nachhaltigkeitsforschung besteht darin zu verstehen, wie Dynamiken gekoppelter sozial-ökologischer Systemen einen Transformationsprozess in Richtung Nachhaltigkeit unterstützen können. Das Projekt fokussiert auf bislang wenig beachtete sogenannte „leverage points“, d.h. Systemeigenschaften, bei denen kleine Änderungen zu fundamentalem Wandel im Gesamtsystem führen. Untersucht werden drei nachhaltigkeitsrelevante Interventionspunkte: institutionelle Dynamiken, Mensch-Umwelt-Interaktionen und nachhaltigkeitsbezogene Wissensproduktion. In dem Projekt sollen empirische Untersuchungen in zwei kontrastierenden europäischen Regionen (Transsilvanien/Rumänien und Niedersachsen) auf lokaler Ebene und unter Einbeziehung lokaler Akteure vorgenommen werden. Schwerpunktmäßig werden Energie sowie Nahrungsmittel / Ernährung als nachhaltigkeitsrelevante Schlüsselthemen untersucht.

“Complexity or control? Paradigms for sustainable development”: Professoren Ulli Vilsmaier (Sprecherin), Erich Hörl, Daniel Lang, Manfred Laubichler (Arizona State University). Das Projekt untersucht gegenwärtige Vorstellungen von Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Vorstellungen über nachhaltige Entwicklung nach wie vor einem Steuerungsideal unterliegen. Dieses Ideal ist Ausdruck einer Kontrollfaszination, die die Entwicklung von Wissenschaft und Technik in den westlichen Kulturen über Jahrzehnte geprägt hat. Die Wirkmächtigkeit der Nachhaltigkeitsidee wird durch dieses Kontrollparadigma stark eingeschränkt. Alternativen zur Illusion einer allumfassenden Steuerung gibt es zwar, sie bedürfen allerdings der Konsolidierung und breiteren Anerkennung. Diesem Ziel will sich das Projekt nähern, indem es die Geschichte von Kybernetik, von der Theorie komplexer Systeme und von Nachhaltigkeit in den Blick nimmt. Auf dieser Grundlage wollen die Wissenschaftler epistemologische und methodische Grundlagen für eine transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung weiterentwickeln, um einen substantiellen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten.

„Die Stadt als Möglichkeitsraum“ : Professoren Volker Kirchberg (Sprecher), Ute Stoltenberg, Ursula Weisenfeld und Dr. Sascha Kagan. Das Projekt fragt nach der Rolle der Zivilgesellschaft für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf städtischen sozialen Bewegungen und Akteuren, deren Aktivitäten künstlerische, kreative und alternative Zugänge zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur und zum Zusammenleben verschiedener Gruppen in der Stadt bieten. Am Beispiel der Stadt Hannover soll untersucht werden, wie Wissen und Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung  aufgebaut und genutzt werden, wie tragfähige soziale und ökonomische Strukturen entstehen und dabei ein Bewusstsein und eine Kultur des Zusammenlebens für eine nachhaltige Entwicklung geschaffen und weitergegeben werden können.

„Nachhaltiger Konsum von Informations- und Kommunikationstechnologie in der digitalen Gesellschaft - Dialog und Transformation durch offene Innovation“ (koordiniert an Universität Osnabrück): Professoren Stefan Schaltegger und Erik Hansen. Das von der Universität Osnabrück (Koordination), der Universität Oldenburg und der Leuphana Universität Lüneburg gemeinsam durchgeführte Projekt untersucht die Möglichkeiten offener Innovationsprozesse für die nachhaltige Gestaltung des Konsums von Informations- und Kommunikationstechnologie. Ziel derartiger Prozesse ist die integrative Beteiligung unterschiedlicher Akteure – Konsumenten, Unternehmen, Politikvertreter – an der Ausgestaltung nachhaltigerer Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und gesetzlicher Rahmenbedingungen. Mit ihrer Forschung wollen die im Projekt tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Entwicklung unternehmerischer und politischer Maßnahmen beitragen, die eine Einbindung von Bürgern und institutionellen Akteuren in Innovationsprozesse ermöglichen, z.B. in Form von staatlichen Anreizsystemen, Initiativen zu Gesetzesvorlagen, Beiräten, „Reparatur-Cafés“ oder partizipativer Produktentwicklung.

Leuphana Nachwuchspreis Forschung

Dr. Marlene Heidel

Marlene Heidels mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation zum Thema „Die Unvorhersagbarkeit der Kunst. Mechanismen des kulturellen Wandels am Beispiel der DDR-Kunst“ trägt wesentlich zur Weiterentwicklung des Forschungsgebiets der DDR-Kunst bei, das sich als ein bisher eher vernachlässigter Bereich der kulturwissenschaftlichen Forschung darstellt. Die Arbeit wird im Herbst 2015 im Lukas-Verlag erscheinen.

Marlene Heidel ist es gelungen, bereits während der Promotionsphase mehrere Publikationen zu realisieren, u.a. den Sammelband Bildgespenster. Künstlerische Archive aus der DDR und ihre Rolle heute (transcript, 2014), der die im Rahmen ihrer Promotion verfolgten Forschungslinien in einen größeren Kontext stellt. Daneben ist es ihr gelungen, einen zweiten Schwerpunkt in der Kultursoziologie mit Arbeiten zu Fragen der Selbstthematisierung und der „Bekenntniskultur“ aufzubauen und sich in weitere Themenbereichen der Bildungswissenschaft und Kunstgeschichte über gut platzierte Publikationen zu profilieren. Seit 2005 hat sie außerdem eine intensive Vortragstätigkeit entwickelt und dabei verschiedene Vorträge an renommierten Institutionen gehalten, u.a. am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Besonders hervorzuheben ist die eigenständige Konzeption und Realisierung einer Sektion „Kulturwissenschaft“ im Rahmen des 12. Internationalen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Semiotik im Jahr 2008.  

Bis Januar 2014 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen des Verbundprojektes „Bildatlas. Kunst in der DDR“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung tätig. Aktuell arbeitet Frau Heidel an der Schule Breddin.

Prof. Dr. Jörn Fischer

Aus der Fakultät Nachhaltigkeit wird Prof. Dr. Jörn Fischer mit dem Leuphana Forschungspreis ausgezeichnet.

Jörn Fischer ist Sofja Kovalevskaja-Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung und Grantholder des renommierten ERC Consolidator Grants der Europäischen Kommission. Mit seiner internationalen und interdisziplinären Arbeitsgruppe arbeitet Professor Fischer zu Themen im Spannungsfeld von Landnutzung und Biodiversität. Seine rege und konsequent international ausgerichtete Publikationstätigkeit machen ihn zu einem weltweit angesehenen Wissenschaftler, dessen Arbeiten breit rezipiert werden. Sowohl der wissenschaftliche wie auch der gesellschaftliche Diskurs sind Anliegen von Jörn Fischer, der mit seiner Arbeit und seinem Team international als Anziehungspunkt für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wirkt.

Beispielhaft zeigt sich der besondere Forschungsansatz Jörn Fischers in dem 2014 von ihm eingeworbenen ERC Consolidator Grant, einem der angesehensten und kompetitivsten Forschungsförderprogramme in Europa. Unter dem Titel „Identifying Social Ecological System Properties Benefiting Biodiversity and Food Security“ forschen Professor Fischer und sein Team zum Zusammenhang von Ernährungssicherheit und Biodiversität mit einem regionalen Fokus auf Äthiopien. Sie adressieren damit eines der drängendsten gesellschaftlichen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Probleme des 21. Jahrhunderts. Wie bereits frühere Forschungsprojekte Fischers – vor allem das im Rahmen der Sofja-Kovalevskaja-Förderung der Alexander von Humboldt-Stiftung durchgeführte Projekt – vereint auch das aktuelle Forschungsvorhaben auf beeindruckende Weise wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Relevanz.

Jörn Fischer ist Mitherausgeber verschiedener führender Fachzeitschriften, u.a. Ecology and Society und Conservation Letters. Seine hervorragende internationale Vernetzung spiegelt sich in seiner Mitgliedschaft in einschlägigen Forschungsnetzwerken wider, darunter die Faculty of 1000 oder das internationale Netzwerk Programme on Ecosystem Change and Society (PECS). Mit seinen vielfältigen Forschungsaktivitäten und seinem herausragenden Engagement für einen stärkeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft leistet Jörn Fischer einen elementaren Beitrag zur Profilbildung der Nachhaltigkeitswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Dr. Kevin Dadaczynski

Kevin Dadaczynski ist ein forschungsstarker junger Wissenschaftler, der über sein Promotionsprojekt hinaus hervorragende wissenschaftliche Leistungen erbracht hat. Neben seiner mit „magna cum laude“ bewerteten Dissertation zum Thema „Settingbezogene Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention“ kann Kevin Dadaczynski bereits eine beeindruckende Zahl an Veröffentlichungen vorweisen. Seit 2008 hat er 42 Publikationen vorgelegt, 11 davon in englischer Sprache. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen sind in einschlägigen peer-reviewed Zeitschriften zur Gesundheitsförderung, Prävention und Bildungsforschung erschienen.

Dr. Dadaczynski ist an verschiedenen nationalen und internationalen drittmittelfinanzierten Projekten beteiligt, die von Kranken- und Unfallversicherungsträgern, Ministerien oder der Europäischen Kommission gefördert werden. Bei allen diesen Projekten war er maßgeblich an der Antragstellung beteiligt. Zudem hat er sich in der Planung, Organisation und Durchführung von Fachtagungen und Konferenzen hervorgetan. Er ist international mit seinen Themen der Gesundheitsförderung in Bildungssettings auf Kongressen und Tagungen mit eigenen Beiträgen aktiv vertreten. Darüber hinaus ist Kevin Dadaczynski international hervorragend vernetzt. Seine Ernennung zum Mitglied der „Research Group“ und der „Core Group“ im internationalen „Schools for Health in Europe“-Netzwerk ist ein anschaulicher Beleg dafür.

Seine außergewöhnlichen Leistungen haben auch in Bewerbungsverfahren auf Professuren ihren Niederschlag gefunden, bei denen er bereits Listenplatzierungen erreicht hat.

Derzeit ist Dr. Dadaczynskis als Postdoktorand am Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Leuphana beschäftigt.

Dr. Daniel Fischer

Daniel Fischer hat eine herausragende, mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation vorgelegt, die das übliche Anforderungsprofil an diese Qualifikationsstufe weit übertrifft. Seine kumulativ angelegte Doktorarbeit „Der Beitrag von Schule zur Bewältigung der globalen Konsumherausforderung: Konzeptionelle Klärungen und empirische Beiträge im Spannungsfeld zwischen Erziehungs- und Nachhaltigkeitswissenschaft“ besteht aus einem Rahmenpapier sowie 7 Hauptpublikationen. Inhaltlich ist die Arbeit an der Schnittstelle von Erziehungs- und Nachhaltigkeitswissenschaft angesiedelt, deren Verhältnis er in seinem Rahmenpapier als übergreifenden Zusammenhang ausleuchtet. Das Spektrum seiner dazugehörenden Schriften reicht von theoretisch-konzeptionellen Arbeiten, die Ansätze verschiedener Disziplinen zusammenführen und eigenständig weiterentwickeln, über empirische Beiträge bis hin zu methodologisch-reflexiven Verortungen der eigenen Arbeiten.

Seit dem Beginn seines Promotionsvorhabens im Jahr 2008 war Daniel Fischer an über 60 Publikationen beteiligt, darunter 22 peer-reviewte Zeitschriften- oder Buchbeiträge. Die Tatsache, dass er dabei mit mehr als 60 verschiedenen Kolleginnen und Kollegen publiziert hat, belegt anschaulich seine hervorragende Vernetzung in der Fachcommunity. Für eines seiner Hauptpaper erhielt Dr. Fischer im Jahr 2011 den Best Paper Award der European Educational Research Association (EERA). Darüber hinaus hat er in seiner Promotionszeit über 50 Fachvorträge gehalten. Er erhielt zahlreiche Preisgelder und Nachwuchsfördermittel für seine wissenschaftliche Arbeit und war an mehreren erfolgreichen Antragstellungen für Drittmittelprojekte maßgeblich beteiligt.

Aktuell ist Daniel Fischer als Postdoktorand am UNESCO Chair „Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung“ der Leuphana tätig.

Prof. Dr. Jacob Hörisch

Jacob Hörisch ist ein außergewöhnlicher Nachwuchswissenschaftler, der mit seinen empirisch-quantitativen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des Nachhaltigkeitsmanagements als wissenschaftlicher Disziplin der Betriebswirtschaftslehre leistet. Innerhalb von nur drei Jahren schloss er seine mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation zum Thema „The Role of Large Companies in Sustainability Transitions. An Empirical Analysis of Corporate Sustainability Focusing on Influencing Factors, Implementation and International Differences“ ab. Bereits ein halbes Jahr nach seiner Promotion erhielt er einen Ruf auf eine Juniorprofessur für Sustainable Innovation & Entrepreneurship.

Während seiner Zeit an der Leuphana veröffentlichte Jacob Hörisch zahlreiche Artikel in international sichtbaren Fachzeitschriften. Gemeinsam mit Prof. Dr. Ed Freeman, einem der Gründer der Stakeholder Theory, verfasste er einen vielbeachteten Artikel in Organization & Environment, der seit Juni 2014 zu den meistgelesenen Artikeln des Journals gehört. Auf der British Academy of Management Conference 2013 wurde er mit dem Best-Paper Award des „Sustainable & Responsible Business-Tracks“ ausgezeichnet. Seine Beiträge auf internationalen Konferenzen wurden mehrfach mit „Best Contribution“ ausgezeichnet. Aktuell betreut er für die Zeitschrift Administrative Science einen Special Issue zum Thema „Sustainable Entrepreneurship“ und organisiert einen Track für die EGOS-Conference 2016.

Derzeit ist Jacob Hörisch Juniorprofessor für Sustainale Innovation & Entrepreneurship an der Alanus Hochschule. Der Leuphana ist er als Research Fellow am Centre  for Sustainability Management auch weiterhin verbunden.

Zur Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger

Auf Grundlage eines vom Präsidium beschlossenen Ausführungspapiers werden Forschungsleistungen des Vorjahres erhoben und bewertet. Die Bewertung berücksichtigt internationale Standards der jeweiligen wissenschaftlichen Fachgemeinschaft und Forschungskultur. Die Forschungsstärke wird vornehmlich an den Publikationsergebnissen, der Einwerbung von Drittmitteln und der Bezugnahme anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf bestehende Forschungsergebnisse (Zitationen) gemessen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger werden in einem Nominierungsverfahren ermittelt, an dem die vier Fakultäten, das Zentrale Projektmanagement des Innovations-Inkubators Lüneburg sowie die Senatskommission Forschung mitwirken.