Studie: VR-Training steigert Bewerbungskompetenz von Studierenden
12.09.2025 Virtual Reality (VR) kann Studierende wirksam auf Bewerbungsgespräche vorbereiten. Das zeigt eine neue Studie der Leuphana Universität Lüneburg, die jüngst im Fachjournal Computers in Human Behavior Reports erschienen ist. Die entwickelten VR-Trainingsmaterialien stehen allen Universitäten und Career Services als Open Source zur Verfügung.
Ob Berufseinstieg, Praktikum oder Jobwechsel — Bewerbungsgespräche gehören zu den Schlüsselsituationen im Berufsleben. Wer hier überzeugt, eröffnet sich Chancen für die eigene Karriere. Gleichzeitig gelten Bewerbungsgespräche als eine der stressreichsten sozialen Interaktionen. Vielen Menschen fällt es schwer, selbstbewusst aufzutreten, sich effektiv zu verkaufen und mit der eigenen Nervosität umzugehen. Trotz der Bedeutung von Bewerbungsgesprächen sind wirksame Trainingsmöglichkeiten in einer realistischen, zugleich aber sicheren Umgebung bislang rar.
„Unser Ziel war es, soziale Schlüsselkompetenzen aus dem Berufsleben in einer realistischen, aber psychologisch sicheren Umgebung zu trainieren“, erklärt Prof. Dr. David Loschelder vom Institut für Management & Organisation, „mit VR können wir Situationen sehr realistisch simulieren, die sich im echten Leben kaum gefahrlos üben lassen – und so gezielt Selbstvertrauen auf- und Ängste abbauen.“
Das Forschungsteam um Prof. Poldi Kuhl und Prof. David Loschelder der Leuphana Universität Lüneburg hat nun gezeigt, dass Virtual Reality (VR) eine hocheffiziente Methode sein kann: Studierende, die in einem immersiven VR-Szenario ein Bewerbungsgespräch trainierten, erzielten vergleichbare Lernerfolge wie die Teilnehmenden eines textbasierten Chat-Trainings. Beide Formate steigerten langfristig die aufgabenbezogene Selbstwirksamkeit und reduzierten Ängste vor anstehenden echten Bewerbungsgesprächen. Dabei benötigte das VR-Training nur halb so viel Zeit wie textbasierte Chat-Trainings. Darüber hinaus hielten die positiven Effekte bis zu vier Monate nach Abschluss des Trainings an: Die Teilnehmenden aus der VR-Bedingung erinnerten sich später noch häufiger an die VR-Erfahrung, empfahlen sie eher weiter und berichteten eine höhere Zahlungsbereitschaft für weitere Trainings.
„Dass die Trainingsprogramme positive Effekte hatten, zeigt den Bedarf der Absolvent:innen in Bewerbungsgesprächen trainiert zu werden“, erklärt der Erstautor Yannik Escher, „das VR-Training wurde dabei noch deutlich positiver, hilfreicher und realistischer wahrgenommen und blieb den Teilnehmenden besser im Gedächtnis.“
Die Forschenden der Leuphana erklären den Erfolg des VR-Formats mit einem neu entwickelten Modell zum Erwerb sozialer Kompetenzen in immersiven Lernumgebungen. Die Ergebnisse zeigen, dass VR-gestützte Bewerbungstrainings nicht nur wirksam, sondern auch besonders effizient und ressourcenschonend sind. Die entwickelten VR-Trainingsmaterialien stehen als Open Source allen Hochschulen im deutschsprachigen Raum zur Verfügung – zum Beispiel für den Einsatz in Career Services. Entsprechende Trainings und Weiterbildungen mit anderen interessierten Universitäten haben bereits stattgefunden.
Das Projekt entstand im Rahmen des von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Projekts DigiTaL.
Kontakt
- Prof. Dr. David Loschelder
- Yannik Escher, Msc.