Alumni im Porträt: Dr.-Ing. Martin Frönd – Der Problemlöser

28.09.2020 Der Ingenieur schloss als erster Doktorand an der Leuphana mit dem neu eingeführten Dr.-Ing. ab. Im Rahmen seiner Promotion entwickelte er ein innovatives Fertigungsverfahren im Bereich des 3D-Drucks zur Herstellung metallischer Strukturen.

Martin Frönd ist damit der erste Doktorand an der Leuphana, der in den Ingenieurswissenschaften mit dem Dr.-Ing. abschloss. ©Leuphana
Martin Frönd ist damit der erste Doktorand an der Leuphana, der in den Ingenieurswissenschaften mit dem Dr.-Ing. abschloss.

Martin Frönd wusste schon als Schüler, wie förderlich technisches Verständnis ist: Der Ingenieur ist im Wendland aufgewachsen. War sein Moped kaputt, musste er schrauben - oder laufen. „Ich habe es dann oft gemeinsam mit meinem Vater repariert“, erinnert sich der 29-Jährige.“ Diese Art von Erfolgserlebnissen, Probleme anwendungsorientiert zu lösen, prägten seine Berufswahl: „In Physik und Mathematik steht hinter einer Gleichung immer nur eine Lösung. Klare Antworten liegen mir.“ 2011 bewarb er sich daher für das Studium der Ingenieurwissenschaften an der Leuphana. Das Studium erfüllte seine Erwartungen, war allerdings auch herausfordernd: „Aber ich hatte so viel Freude an den Inhalten, dass ich die Prüfungen ganz gut schaffte“, erinnert sich Martin Frönd. Damals sah sich der Student noch nicht in der Forschung: „Mir war eine gute Vorbereitung für die Arbeit in einem produzierenden Industrieunternehmen wichtig. Da hierzu meiner Meinung nach ebenso ein starkes Bewusstsein über die nachhaltige Gestaltung von erfolgreichen Geschäftsprozessen gehört, habe ich im Minor BWL gewählt.“

In seinem anschließenden Master-Studium „Management and Engineering“ änderte sich sein Vorhaben zum schnellen Einstieg in die Industrie vorerst: Dr.-Ing. Benjamin Klusemann, Professor für Local Engineering, insbesondere Process Simulation und Inhaber einer Shared-Professorship mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG)war gerade an die Leuphana berufen worden. Martin Frönd saß äußerst interessiert in seiner Vorlesung: „Professor Klusemann stieg sehr tief in technische Hintergründe ein, konnte diese jedoch sehr anschaulich vermitteln.“ Der Student fragte, ob er seine Masterarbeit bei dem Wissenschaftler schreiben dürfe. Benjamin Klusemann willigte ein, vorausgesetzt die Modulnote sei gut genug - sie war es. Benjamin Klusemann ist zudem Abteilungsleiter am Institut für Werkstoffforschung am HZG, wohin er Martin Frönd zu einem Bewerbungsgespräch für eine experimentelle Arbeit einlud. „Die Kooperation mit dem HZG ist ein großer Gewinn für die Forschungsarbeit der Leuphana. Während meiner Masterarbeit konnte ich dort eigenverantwortlich mit einem industriellen Hochleistungslaser arbeiten, sowie die bearbeiteten Titanbauteile in sehr gut ausgestatteten Laboren untersuchen. Laserstrahlschweißen ist ein gängiges Verfahren in der modernen Fertigungstechnik, da es ein schneller und effektiver Prozess ist, der gut automatisiert werden kann. Allerdings entstehen während des Laserschweißprozesses oft hohe Spannung und Bauteilverformungen, diese sollten im Rahmen meiner Masterarbeit experimentell untersucht und reduziert werden“, erklärt Martin Frönd. 

In der Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Lasermaterialbearbeitung von Aluminium. „Einem Werkstoff, der von großem industriellem Interesse ist, jedoch ebenfalls große Herausforderungen bei der Verarbeitung mit sich bringt“, beschreibt Martin Frönd. „Die Fragestellung meiner Doktorarbeit war darin motiviert, dass der laserbasierte 3D-Druck von Aluminium industriell zwar sehr attraktiv schien, dieser Werkstoff jedoch eine immense Laserstrahlreflektion von mehr als 95 Prozent aufweist. Somit war der laserbasierte 3D-Druck von großen Aluminiumstrukturen bislang sowohl technisch als auch wirtschaftlich kaum umsetzbar.“ Ein Problem, dass der junge Wissenschaftler in seiner Doktorarbeit anwendungsorientiert löste und für gleich zwei seiner Publikationen einen Forschungspreis von der Leuphana erhielt. „Am Anfang der Promotion ging unter den Doktoranden der Witz um: Für jeden Buchstaben des Dr.-Ing. braucht man ein Jahr. Aber die Betreuung war hervorragend und die Unterstützung durch Familie, Partnerin und Freunde ebenfalls, sodass ich deutlich früher abschließen konnte“, reflektiert der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter dankbar. Er publiziert mehrere wissenschaftliche Artikel und reichte seine Dissertation bereits nach knapp drei Jahren ein. Martin Frönd ist damit der erste Doktorand an der Leuphana, der in den Ingenieurswissenschaften mit dem Dr.-Ing. abschloss. Der Titel wird nur in Deutschland verliehen und gilt weltweit als Markenzeichen für deutsche Ingenieurskunst. Martin Frönd ist stolz auf seinen Abschluss als Dr.-Ing.: „Wir sind Ingenieure. Das darf auch im Titel genannt werden.“

Der Traumjob folgte auf dem Fuß: „Mittlerweile bin ich als stellvertretender Qualitätsleiter bei einem international aufgestellten Kegelrollenlager-Hersteller tätig. Der Übergang in die Industrie erfolgte reibungslos und die täglichen Aufgaben machen mir unglaublich viel Spaß. Hier kommt alles zusammen, was ich in Studium und Promotion gelernt habe: Mit meinem Team analysiere ich täglich unterschiedliche Problemstellungen und erarbeite wirkungsvolle technische Lösungen. Darüber hinaus ist an mancher Stelle auch überfachliches Geschick gefordert, um bestehende Strukturen zu bewerten und eventuell anzupassen. Insbesondere durch die Arbeit in der Wissenschaft habe ich gelernt, innovativ zu denken und Altes zu verwerfen, wenn es nicht mehr genügt. Die Management-Studies an der Leuphana haben mir zudem eine sehr gute Grundlage für die Auseinandersetzung mit strategischen Fragestellungen vermittelt“, beschreibt Martin Frönd.