Berufsbegleitender Bachelor Soziale Arbeit: Drüben, 30 Jahre später

14.06.2021 Jana Kreß arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich als Erzieherin. Dank ihrer Berufserfahrung und Ausbildung kann sie auch ohne Abitur an der Leuphana Professional School studieren und schließt damit einen alten Lebensplan ab.

Jana Kress ©Privat
Dank des berufsbegleitenden Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der Leuphana kann Jana Kress ihren Hochschulabschluss nachholen, den sie vor 30 Jahren nicht machen konnte.

Die Wende wirbelte Jana Kreß‘ Leben tüchtig durcheinander. 1989 fiel die Mauer, ein Jahr später hätte die junge Frau ihr Lehramtsstudium in der DDR abschließen sollen. Sechs Semester lagen bereits hinter der Studentin. Der Lehramtsamtsabschluss in Deutsch und Kunsterziehung war zum Greifen nahe. Wie viele studierte sie damals ohne Abitur. „Das war dann in der Bundesrepublik nicht mehr möglich. Ich musste mich neu orientieren“, erinnert sich die heute 49-Jährige. Lehrerin war ihr Traumberuf, denn Jana Kreß arbeitet gern mit jungen Menschen. Bereits vor ihrem Studium war sie in der Jugendarbeit aktiv. In der Bundesrepublik lag der Erzieher*innen-Beruf nahe. Jana Kreß hat die Entscheidung nicht bereut: „Ich liebe meine Arbeit. Mein Werdegang ist bis heute abwechslungsreich und voller spannender Begegnungen“, erzählt sie. Jana Kreß hat im Betreuten Wohnen gearbeitet, war in einem Kindertreff in Halle an der Saale tätig, hat sich im Verein im Netzwerk Courage gegen Gewalt und Rassismus engagiert und unterrichtete als Stützlehrerin. Heute gehört sie zum pädagogischen Team des Jugendzentrums Schwarzenbek bei Hamburg.

Dennoch hat sie der verpasste Hochschulabschluss nie ganz losgelassen. Jetzt holt sie ihn an der Leuphana Professional School mit dem Bachelor Soziale Arbeit für Erzieher*innen nach. „Im Studium möchte ich fachlich viel für den Beruf mitnehmen und bis jetzt gelingt mir das sehr gut“, sagt die Erzieherin. Wie etwa im Sozialrecht, einem der inhaltlichen Schwerpunkte: „Erst habe ich gedacht: Alles nur Paragraphen! Aber dann habe ich gemerkt, dass ich mit diesem Wissen Menschen zur ihrem Recht verhelfen kann. Die Studieninhalte bereichern meine Arbeit.“ An ihrem Arbeitsplatz berät Jana Kreß beispielsweise geflüchtete Familien, stellt gemeinsam mit dem Team ein Jugendkulturprogramm auf die Beine oder unterstützt bei den Hausaufgaben. Die Erzieherin arbeitet sich gern in neue Inhalte hinein und hat sich auch deshalb für das Studium entschieden. „Die Vorlesungen sind praxisnah und praxisrelevant. Es war noch nie langweilig. Großes Lob an das Dozent*innen-Team der Professional School“, sagt Jana Kreß. Inhaltlich beschäftigen sich die Studierenden unter anderem mit ökonomischen und politischen Bedingungen Sozialer Arbeit; methodischem Handeln; psychologischen, soziologischen, sozialpädagogischen sowie sozialmedizinischen Aspekten und Theorien Sozialer Arbeit und lernen außerdem die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens. Der Bachelor Soziale Arbeit für Erzieher*innen bietet Studierenden die Möglichkeit, die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiter*in zu erwerben.

Jana Kreß findet es gut, dass sie noch einmal die Möglichkeit hat, ohne Abitur zu studieren. Im Bachelor-Studium bauen Erzieher*innen auf einem Teil ihrer Erstausbildung auf. Sie wird mit 40 Credit Points berücksichtigt. Jana Kreß kann sich aber noch mehr Leistungen für ihr Studium anrechnen lassen. „Ich bin Fachkraft für Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Die Ausbildung hat eineinhalb Jahre gedauert. Dabei habe ich viel zu Methoden und Projektarbeit gelernt. “ Heute unterstützt sie als zweite Vorsitzende des Stadtjugendrings aktiv die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Schwarzenbek, etwa wenn es um die Gestaltung von städtischen Bauprojekten geht. Für ihre Ausbildung möchte sie sich ein Komplementärmodul anrechnen lassen: „Ich habe das bereits mit AlgoA geprüft. Die Ampel zeigte grün.“ Hinter der Abkürzung verbirgt sich eine algorithmusbasierte Anrechnungsprüfung der Professional School. Dieser Selbstcheck kann niederschwellig online durchgeführt werden und richtet sich insbesondere an Studieninteressierte ohne Abitur, aber mit außerschulischer Berufs- und Ausbildungserfahrung. „Ich werde das Modul dennoch belegen, da ich das Wissen mitnehmen möchte. Nur die Prüfung werde ich nicht machen. Das spart mir wieder Zeit“, erklärt Jana Kreß. Voraussichtlich in knapp drei Jahren wird sie ihren Bachelor-Abschluss in der Tasche haben. Ob sie dann in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bleiben wird, sich doch ganz auf die Geflüchteten-Beratung umstellt oder in der Verwaltung arbeiten wird, weiß sie heute noch nicht. Viele Wege stehen ihr offen. Auf einem ist sie schon unterwegs: Sie wird nun endlich ihren Studienabschluss nachholen, den sie vor gut 30 Jahren nicht machen konnte.