Utopie-Konferenz 2021: „Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns“

26.08.2021 Der Arzt und Klimaaktivist Dr. Eckart von Hirschhausen rief bei der Utopie-Konferenz 2021 zum Perspektivwechsel auf. Die Gastgeber*innen Maja Göpel und Richard David Precht diskutierten außerdem mit dem ehemaligen Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser über das bedingungslose Grundeinkommen.

Joe Kaeser ©Leuphana/Jannik Sander
Joe Kaeser (Mitte) mit den Gastgeber*innen der Utopie-Konferenz Maja Göpel und Richard David Precht.

„Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, was würde dann demnächst passieren?“, fragte Utopie-Konferenz-Gastgeber Richard David Precht. Dr. Eckart von Hirschhausen antwortet prägnant: „Die Utopie ist ganz einfach: Ich hätte gern Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen und erträgliche Temperaturen. Alle diese vier Grundpfeiler unserer Biologie und Physiologie sind gerade in Gefahr.“ Der Mediziner plädierte für einen Perspektivwechsel: „Wir dürfen uns nicht getrennt von der Natur sehen. Im Kern geht es darum, dass wir unsere Lebensgrundlage zerstören. Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns.“ Der Arzt, Fernsehmoderator und Kabarettist ist einer der vielen Gäste aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die zwei Tage lang an der Leuphana Universität Lüneburg Visionen für ein nachhaltiges Morgen entwickelten. 

Kontrovers war die Unterhaltung zwischen Maja Göpel, Richard David Precht und Joe Kaeser. Der ehemalige Siemens-Chef nutzte die Gelegenheit, ein Vorurteil über ihn zu korrigieren: „Das Gerücht, ich sei ein Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens hält sich hartnäckig. Ich habe das weder je so gesagt noch so gemeint. Ich halte nicht besonders viel vom bedingungslosen Grundeinkommen.“ Kaeser erklärte, dass es ihm vielmehr um eine Grundversorgung als soziale Absicherung gehe unter der Bedingung der „Selbstverantwortung von Individuen sich arbeitsfähig zu halten.“ Richard David Precht hakte nach: Warum sollten sich Menschen für Arbeiten bereithalten, die im Zuge der digitalen Revolution nicht mehr gebraucht werden? Kaeser aber sieht einen Wert in der Arbeit an sich und glaubt, dass neue Berufe entstehen werden. Allerdings sei die „Zukunft der Arbeit auch nicht die Verlängerung der Vergangenheit“. Er plädierte für eine „soziale-ökologische Marktwirtschaft“ und dafür, die Menschen bei der Transformation mitzunehmen und Veränderungen zu erklären: „Das Letzte was wir brauchen können, sind statt autonom fahrender Autos brennende Autos in den Straßen.“

Ausblick auf die Utopie-Konferenz 2022

Der Utopie-Sommer 2021 ist der Auftakt. Das große Festival ist vom 30. August bis zum 2. September 2022 in Lüneburg geplant. Gastgeber*innen sind erneut Maja Göpel und Richard David Precht.

Kontakt

  • Sven Prien-Ribcke, M.A.