Verabschiedung: Prof. Dr. Martin Lohmann – Vom Glück des Reisens

03.05.2022 Der Professor für Wirtschaftspsychologie, insbesondere Marktpsychologie, gehört zu den wenigen deutschen Tourismusforscher*innen. Im März 2022 ging er in den Ruhestand.

Prof. Dr. Martin Lohmann ©Brinkhoff-Mögenburg/Leuphana
„Träume und Sehnsüchte sind sehr stabil“, sagt Tourismusforscher Martin Lohmann.

Macht Reisen glücklich? „Ja, manchmal“, antwortet Prof. Dr. Martin Lohmann. Es käme vor allem darauf an, wie man Glück definiere. „Reisen sorgt vor allem für kurzfristige Glücksgefühle. Aber man kann die Erinnerungen lange bewahren und auch später noch davon zehren“, erklärt der Psychologe. Etwa 50 Prozent der Menschen erleben auf Reisen Glücksmomente: „Das ist sehr hoch, wenn wir es mit dem Erleben von Glück im Alltag vergleichen“, sagt Martin Lohmann.

2001 nahm er den Ruf an die heutige Leuphana Universität Lüneburg an und gehört zu den wenigen Tourismus- und Reise-Forscher*innen in Deutschland: „Wir sind ein kleiner Kreis von Fachwissenschaftler*innen.“ Eine Aussage, die überrascht angesichts der Bedeutung des Reisens für Menschen. Nach dem Ende der Beschränkungen innerhalb der Corona-Pandemie zeigte sich das besonders: „Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Menschen weiter zu Hause bleiben. Aber sie reisten genauso viel wie vor der Pandemie, teils sogar noch mehr. Träume und Sehnsüchte sind eben sehr stabil“, erklärt Martin Lohmann.

In der touristischen Grundlagenforschung beschäftigte er sich unter anderem mit Customer Value von Reisen, Trends in der touristischen Nachfrage, Impactforschung, Nachhaltigkeit, touristischer Marktforschung wie Gästebefragungen oder Imageanalysen. Dazu kam anwendungsbezogene Forschung und Beratung etwa für touristische Unternehmen und Verbände oder Urlaubsregionen. Martin Lohmann forschte auch zum Reisen im Alter: „Hierzu gab es bereits in den 60er Jahren Untersuchungen. Es ist erstaunlich, dass sich das Bild von diesen Reisenden kaum gewandelt hat. Viele haben noch ein stereotypes Bild von alten Menschen im Kopf. Dabei sind Senior*innen von heute meist sehr flexibel, frei und unabhängig“, sagt Martin Lohmann.

Der Diplom-Psychologe war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg und forschte dort experimentell zu Lärm und Erholung. Später arbeitete er als Forschungsreferent des Studienkreises für Tourismus in Starnberg und war unter anderem verantwortlich für die jährliche Reiseanalyse. 1991 übernahm er die wissenschaftliche Leitung und Geschäftsführung des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Kiel. Außerdem unterrichtet er regelmäßig in Masterstudiengängen am MCI in Innsbruck, im Rahmen des CAS Tourismusökonomie und Digitalisierung an der Universität Bern und im Studiengang Master in Sustainable Tourism and Hospitality Management (STHM) der CBS in Kopenhagen. Dieser Lehrtätigkeit möchte er auch in seinem Ruhestand weiter nachkommen. Zudem plant er als Senior Advisor in der Tourismusforschung weiter beratend tätig zu sein.