Offenheit ist für die Wissenschaft der Zukunft unumgänglich

13.12.2022 Am 10. und 11. November 2022 veranstaltete das Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen die vierte Open World Conference. Unter dem Motto „Open Science and Global Dangers“ brachten die Organisator*innen interdisziplinäre Forscher*innen zusammen, um die Dilemmata der Offenheit in der Forschung und der Forschungszusammenarbeit zu diskutieren. Die Keynote hielt Dr. Astrid Kause, Professorin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Psychologie am ISEP zusammen mit Dr. Moritz Kütt vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg.

Prof. Dr. Astrid Kause und Dr. Moritz Kütt bei der Open World Conference in Kopenhagen.  (Foto: ©Zarko Ivetic) ©Zarko Ivetic
Prof. Dr. Astrid Kause und Dr. Moritz Kütt bei der Open World Conference in Kopenhagen. (Foto: ©Zarko Ivetic)

„Offenheit ist für die Wissenschaft der Zukunft unumgänglich“, sagt Astrid Kause, „Bürger*innen brauchen Transparenz darüber, wozu geforscht wird, was die Ergebnisse sind, und was diese für politisches Handeln bedeuten“. Zusammen mit dem Wissenschaftler Moritz Kütt  hielt die Nachhaltigkeitswissenschaftlerin von der Leuphana Universität Lüneburg am ersten Konferenztag die Keynote zum Thema „Was bleibt zu tun für eine offene, globale Wissenschaft?“ Die Wissenschaftler*innen antworteten am Beispiel der beiden globalen Herausforderungen Atomwaffen und Klimawandel. Sie erörterten, dass die Wissenschaft bei der Bewältigung dieser Herausforderungen einen offenen Informationsaustausch ermöglichen sollte, etwa indem Forschungssoftware als Open Source für alle verfügbar wird. Dies ginge nur, wenn Wissenschaft global und unabhängig von Staatsmacht betrieben wird. So seien Staaten des globalen Südens oft die Leidtragenden globaler Gefahren wie Atomwaffen und Klimawandel, jedoch von Lösungen ausgeschlossen.

„Außerdem sollte Forschung für die breite Öffentlichkeit so kommuniziert werden, dass sie verständlich ist“, erklärt Kause, „dafür gibt es ganz viele empirisch gut erforschte Wege. Diese sind zum Beispiel einfache Sprache zu verwenden und Menschen nicht mit Statistiken und Grafiken in die Irre zu führen. Weiterhin gilt es ihnen zu vermitteln, wie vertrauenswürdig Einzelerkenntnisse eigentlich sind. Dafür muss transparent sein, was wissenschaftlicher Konsens und auch Unsicherheit genau für sie heißt. Dies ist in Zeiten, in denen sich Menschen polarisieren oder zurückgelassen fühlen, umso wichtiger: Bürger*innen müssen durch transparente Wissenschaft gestärkt werden. Eine offene, globale Wissenschaft verringert Wissenshierarchien zwischen Wissenschaftler*innen und der Öffentlichkeit sowie zwischen Staaten und Bürger*innen. Sie erlaubt Menschen so, effektiv an politischen Prozessen teilzuhaben.“

Prof. Dr. Astrid Kause forscht am Institute for Sustainability Education and Psychology zu transparenter Wissenschaftskommunikation, der Wahrnehmung von Unsicherheit und Mechanismen sozialer Polarisierung im Kontext Klima und Gesundheit.

Zu den weiteren Redner*innen der Konferenz gehörten u. a. Naomi Oreskes (Professorin für Wissenschaftsgeschichte und assoziierte Professorin für Erd- und Planetenwissenschaften, Harvard), Ole Wæver (Professor für internationale Beziehungen, Fachbereich Politikwissenschaft, Universität Kopenhagen) und Zia Mian (Physiker und Ko-Direktor des Programms für Wissenschaft und globale Sicherheit, Princeton University).

Inspiriert wurde die Konferenz von Niels Bohrs Brief an die Vereinten Nationen aus dem Jahr 1950, in dem er eine „offene Wissenschaft“ empfahl, um die Gefahren der atomaren Aufrüstung zu überwinden.