Forschung zum Unified Sports® – Inklusion auf Augenhöhe

19.12.2022 2023 finden in Berlin die Special Olympics World Games statt. Im so genannten UnifiedSports® treten gemischte Teams zusammengesetzt aus Menschen mit und ohne geistige Behinderung gegeneinander an. Prof. Dr. Jessica Süßenbach und Dr. Steffen Greve untersuchen, wie Unified Sports® gleichzeitig wettkampfstark und inklusiv sein kann.

Jessica Süßenbach und Steffen Greve mit Studierenden vor dem Olympiastadion in Berlin ©Jessica Süßenbach
Jessica Süßenbach und Steffen Greve mit Studierenden vor dem Olympiastadion in Berlin

Basketball und Handball sind taktisch und technisch anspruchsvolle Sportarten. „Das Unified-Regelwerk sieht vor, dass die Sportler*innen ein ähnliches Leistungsniveau erreichen sollen. In der Praxis ist das häufig nicht der Fall“, sagt Dr. Jessica Süßenbach, Professorin für Sportpädagogik und Sportwissenschaft. Die Teams setzen sich zusammen aus Athlet*innen mit geistiger Behinderung und Partner*innen ohne Behinderung: „Letztere tendieren dazu, sich im Spiel zurückzuhalten und sehen sich mehr als Unterstützer*innen für die Athlet*innen. Dies ist im Wettkampf oftmals problematisch“, erklärt Dr. Steffen Greve, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bewegung, Sport und Gesundheit.

Das Forschungsprojekt „Universelle Wettkampfentwicklung im Unified Sports® in den Sportarten Handball, Basketball und Floorball bei Special Olympics Deutschland (UWentUS)“ will Strategien entwickeln, damit Unified Sports® gleichzeitig kompetitiv und inklusiv sein kann: „Ziel ist eine gleichberechtigte Teilhabe, bei der alle Spieler*innen gefordert werden und ihr Bestes geben können. Eine Differenzkategorie wie „geistig behindert“ sollte auf dem Spielfeld möglichst keine Rolle spielen“, erklärt Jessica Süßenbach.

In Kooperation mit der Katholischen Hochschule Freiburg und der Universität Tübingen untersuchen die Forscher*innen per Videografie Spielhandlungen. „Zudem haben wir bei den Nationale Spielen, die dieses Jahr in Berlin stattgefunden haben, bereits Interviews mit Spieler*innen, Kampfrichter*innen und Trainer*innen geführt.“ Die Lüneburger Forscher*innen beschäftigen sich insbesondere mit Handball. Oftmals wird hier ein Ungleichgewicht sichtbar: Einerseits halten sich Partner*innen zurück, um die Athlet*innen nicht zu übervorteilen. Andererseits können Spieler*innen ein Match bei einem knappen Spielstand dominieren, um doch noch zu gewinnen.

 „Es gibt aber auch Sportarten mit einfacheren Regeln wie beispielsweise Floorball“, sagt Jessica Süßenbach. Diese Form des Hallenhockeys wird in Rahmen von UWentUS ebenfalls erforscht, ist deutlich weniger komplex in Technik und Taktik und wird bereits häufig an Schulen gespielt.

Die Wettkampfangebote sollen gemeinsam mit Special Olympics Deutschland (SOD) weiterentwickelt werden. In diesen Prozess werden zudem Funktionär*innen, Trainer*innen, Athlet*innen und Partner*innen sowie der Fachausschuss Wissenschaft von SOD einbezogen, dessen Vorsitzender Prof. Dr. Florian Kiuppis von der kooperierenden Katholischen Hochschule Freiburg ist. Die Forscher*innen möchten ihre Ergebnisse auf weitere Sportarten übertragen und in die universitäre Lehre einbringen.

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft fördert UWentUS mit 255.000 Euro.

Kontakt

  • Prof. Dr. Jessica Süßenbach
  • Dr. Steffen Greve