Mit „Klimasternen“ zu einer nachhaltigen Ernährungsweise
19.05.2020 Leuphana-Wissenschaftler zeigen mit einem Entscheidungsexperiment, dass schon ein kleiner Anstoß dazu beitragen kann, dass Konsument*innen schlechte Ernährungsgewohnheiten ablegen.
Lüneburg. Eine Forschergruppe der Leuphana Universität Lüneburg und der Nordakademie hat jetzt nachweisen können, dass bereits ein kleiner „Anstupser“ während des Einkaufs Konsument*innen dabei unterstützen kann, eine nachhaltigere Ernährungsentscheidung zu treffen. In einem Entscheidungsexperiment untersuchten sie dafür die Reaktionen von gut 500 Versuchsteilnehmer*innen. In dem Experiment testeten sie, welchen Einfluss verschiedene Verpackungsmerkmale darauf haben, dass sich Kund*innen für die Fleisch- oder eine Gemüse-Variante eines Angebots entscheiden. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Abbildung der Lebensmittelampel „Nutri-Score“ und die Darstellung von „Klima-Sternen“ die Häufigkeit der Entscheidungen für eine nachhaltigere Ernährungsweise signifikant erhöhen.
Für ihre Untersuchung haben die Forscher ein Entscheidungsexperiment mit Lasagne-Zubereitungen entwickelt, bei dem Testpersonen zwischen Gerichten mit oder ohne Fleisch wählen konnten. Getestet wurde, welchen Einfluss verschiedene Verpackungsmerkmale darauf haben, dass sich die Befragten für die eine oder andere Variante einer Lasagne entscheiden. Das Experiment hat unter anderem gezeigt, dass die Abbildung der Lebensmittelampel „Nutri-Score“ und die Darstellung von „Klima-Sternen“, eine stark vereinfachte Angabe der CO2-Emissionen einer Mahlzeit, zu häufigeren Entscheidungen für Gemüse-Varianten führt. Dies trifft vor allem bei nachhaltigkeitsmotivierten Personen zu, während starke Fleischesser die Stupser weitgehend ignoriert haben. „Das Experiment gibt Aufschluss darüber, welche Darstellungen auf Verpackungen helfen, die eigenen Präferenzen für gesünderes und nachhaltigeres Essen besser umzusetzen“, erläutert Professor Dr. Stefan Schaltegger von der Leuphana.
Die Wissenschaftler interessierten sich für das Thema, weil bekannt ist, dass aktuelle Ernährungsgewohnheiten erhebliche CO2-Emissionen verursachen. Dabei trägt vor allem der hohe Anteil tierischer Produkte in unserer Ernährung zum Klimawandel und zur Entstehung gesundheitlicher Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Durch Anbau, Aufzucht, Verarbeitung, Transport, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln wird insgesamt fast so viel CO2 ausgestoßen wie durch den gesamten Mobilitätssektor. Die Wissenschaftler suchten deshalb nach Möglichkeiten, das Kaufverhalten in Richtung einer klimaschonenden und gesunden Ernährung zu ändern.
„Informations- und Aufklärungskampagnen für einen klimaschonenden und gesunden Lebensmittelkonsum sind wichtig, haben aber bisher das alltägliche Kaufverhalten kaum geändert“, stellt Professor Dr. Holger Petersen von der Nordakademie fest. Durch eine verbesserte Gestaltung von Lebensmittelverpackungen könne es jedoch gelingen, nachhaltigkeits- und gesundheitsorientierten Verbraucher*innen durch kleine „Anstupser“ – Wissenschaftler*innen sprechen von „Nudges“ – dabei zu helfen, ihre Grundsatzentscheidung für eine nachhaltige Ernährungsweise beim Einkauf auch tatsächlich umzusetzen, fasst Professor Schaltegger das Untersuchungsergebnis zusammen.
Der Download der Studie ist hier möglich.