Studierende im Porträt: Pia Bradler – Von Flechten, Ungarn und Nachhaltigkeit

22.09.2020 Die gebürtige Berlinerin möchte später in der Biodiversitätsforschung arbeiten. Mit ihrem Studium „Environmental and Sustainability Studies“ am Leuphana College legte sie dafür den Grundstein.

Studentin Pia Bradler zeigt mit ihrer Hand die Größe der Flechten an, die sie auf dem Feld gezählt hat. ©Leuphana/Kim Rothe
Studentin Pia Bradler zeigt die Größe der Flechten an, die sie zuvor auf dem Feld gezählt hat.

Pia Bradler platziert den Zählrahmen auf der Untersuchungsfläche und zieht ihren Schal etwas höher ins Gesicht. Es ist heute besonders kalt. Die Studentin muss die Daten für ihre Bachelorarbeit im Winter erheben. Die Flechten wurden im Vorjahr innerhalb des Biodiversitätsprojekts „ÖkoKult“ (siehe Box) in der Heide, Flechen-Kiefernwäldern und halboffenen Wald-Heide-Übergängen ausgebracht. Die 24-Jährige beschäftigt sich mit der Gattung Cladonia. In den kleinen, offenen Quadraten des 1x1- Meter-großen Zählrahmens erkennt sie bereits Rentier- oder Becherflechten, deren Trivialnamen die Wuchsform beschreiben. Pia Bradler holt ein Klemmbrett mit Erhebungsbögen aus ihrem Rucksack und beginnt die Flechten zu zählen. Für ihre Bachelorarbeit hat Pia Bradler auf 104 Untersuchungsflächen die Symbionten aus Pilzen und Algen erfasst. „Die Datenerhebung war viel Arbeit, aber auch sehr lehrreich. Zudem wurde ich am Institut für Ökologie bei der statistischen Auswertung meiner Daten sehr gut unterstützt und habe methodisch viel mitgenommen.“ Pia Bradler schließt gerade ihr Studium „Environmental and Sustainability Studies“ am Leuphana College ab. „Biologie war mein Lieblingsfach in der Schule. Ich wollte deshalb etwas Naturwissenschaftliches studieren, aber auch über den Tellerrand schauen“, erinnert sich die Berlinerin. 

Übers Internet stieß sie auf das Programm „Environmental and Sustainability Studies“ an der Leuphana. Interessierte bewerben sich für den Major Umweltwissenschaften und anschließend für das Auslandsjahr wahlweise an den Universitäten in Lima, Karlstadt, Utrecht, Barcelona und Sopron. Pia Bradler hat sich für Ungarn entschieden: „Ich wusste nur wenig über das Land. Mich reizte das Unbekannte.“ Zudem verfügt die Universität Sopron über eine forstwissenschaftliche Fakultät: „Wir haben dort sehr viele Exkursionen unternommen etwa in die Steppenlandschaft Puszta. Außerdem haben wir viel über Forstmanagement, Schutzmaßnahmen oder Schädlingsabwehr erfahren“, berichtet die Studentin. Das Auslandsjahr findet in der Regel im dritten Studienjahr statt. Die Studentin konnte deshalb vorher noch etwas Ungarisch lernen: „Die Leuphana hat damals einen Kurs angeboten, aber die Sprache ist sehr schwierig zu lernen. Vieles lief an der Uni in Sopron auf Englisch, aber mit der Zeit wurde mein Ungarisch auch immer besser“, erinnert sich Pia Bradler. 

Im Laufe ihres Studiums fokussierte sie sich noch stärker auf die Ökologie und belegte etwa ein zusätzliches Praktikum zur Insektenbestimmung. „Ich konnte dort Laufkäfer aus einem Forschungsprojekt in der Lüneburger Heide bestimmen. Artenkenntnis ist wichtig, um eine Verbindung zur Natur herzustellen. Je mehr man kennt, desto mehr kann man wertschätzen“, sagt Pia Bradler. Auch im Komplementärstudium belegte sie Module in den Nachhaltigkeitswissenschaften. Außerdem arbeitete sie am Institut für Ökologie als studentische Hilfskraft und absolvierte ein Praktikum am Centre for Environmental Research Innovation and Sustainability (CERIS) des Institute of Technology Sligo (IT Sligo) in Irland. Später würde sie gern in der Biodiversitätsforschung arbeiten. „Deshalb habe ich viele Module gewählt, die statistisch, methodisch und ökologisch ausgerichtet sind“, erklärt Pia Bradler. Durch die engagierte Betreuung der Lehrenden sieht sie sich gut für ihre Zukunftspläne vorbereitet. Ihr Studium hat durch die Zeit in Ungarn nicht sechs, sondern acht Semester gedauert. Für Pia wieder ein Vorteil: „Ich konnte so mehr CPs sammeln und hatte die tolle Erfahrung eines Auslandsjahres.“ 

Für ihren Master wird Pia Bradler nach Bayern gehen und an der Universität Bayreuth „Global Change Ecology“ studieren.

Das Verbundprojekt „Sicherung der Ökosystemdienstleistungen und Biodiversität von extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften (ÖkoKult)” wird im Rahmen der gemeinsamen Förderinitiative „Forschung zur Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie” (F&U NBS) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.