Warften, Wattwürmer und Windböen – Eine Exkursion zur Hallig Hooge

11.06.2024 Es heißt, Grau sei immer grau, aber der graue Schlick am Wattenmeer ist nirgends, noch nicht einmal an zwei Stellen, gleich grau, sondern mal dunkel und mal hell, mal fast schwarz, anderswo beinahe bunt schimmernd und immer weit und breit. Am Horizont ragen mitten im Nationalpark Wattenmeer einige mit Häusern besetzte Hügel auf und setzen sich deutlich vom Schlick ab; trotz ihrer Ferne wirken sie nicht einsam.

©Ramona Ressel
©Ramona Ressel
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Diese Hügel sind Teil der sogenannten Halligen, die das Exkursionsziel einer mit Gummistiefeln und guter Laune ausgerüsteten Gruppe an Studierenden waren. Im Mai 2024 ging es auf die Hallig Hooge, die größte der im nordfriesischen Wattenmeer gelegenen Halligen. Dies sind winzige bei Sturmfluten überspülte und dennoch auf Wohnhügeln, sogenannten „Warften“, bewohnte Inseln. Ziel des von der „Exkursionsinitiative Natur und Umwelt“ geplanten Aufenthalts war es, Studierenden zu ermöglichen, den einzigartigen Lebensraum des weltweit größten zusammenhängenden Wattenmeers mitsamt seiner umfangreichen Biodiversität besser kennenzulernen. Gemeinsam mit den beiden die Exkursion begleitenden Biolog*innen Roswitha Keuker und Dr. Heinrich Terlutter konnten die Teilnehmenden sich verschiedenste Artengruppen erschließen, indem sie riesige Vogelschwärme, die Vegetation der Salzwiesen und bei Buddelaktionen im Watt auch versteckte Organismen wie den für den Nationalpark charakteristischen Wattwurm aus nächster Nähe beobachten konnten. Die unzähligen Ringelgänse, die zuverlässig zu dieser Jahreszeit zwischen April und Mai die gesamte Hallig einnehmen, machten eindrücklich deutlich, dass das Wattenmeer die Drehscheibe des ostatlantischen Vogelzugs ist, da es für die jährlich ca. 12 Mio. durchziehenden Zugvögel eine bedeutende Rast- und Nahrungsmöglichkeit darstellt. Im Wattlabor, das Teil der Unterkunft bei der Schutzstation Wattenmeer war, konnten außerdem selbst die kleinsten Wattorganismen wie z. B. Kieselalgen genau unterm Mikroskop betrachtet werden.

Von Windböen umtost wurden die Naturelemente auf einer vierstündigen Wattwanderung zum Japsand spürbar, einem 2,5 km westlich der Hallig gelegenen Außensand. Selbst mit geschlossenen Augen weiß man immer, dass man gerade am Wattenmeer ist, denn der Geruch nach Schlick, Salzwasser und Algen verknüpfet den Lebensraum unverkennbar mit den Sinnen. Der Wind weht die ganze Zeit, aber er gehört so sehr zum Watt, dass man erst wenn man wieder im Binnenland ist, merkt, dass er nicht mehr da ist und einem fehlt.

Die Abschlussrunde fand bei Sonnenuntergang statt. Auf einer Hallig zu sein, während die Sonne untergeht, ist einzigartig; dieser Sonnenuntergang wirkt anders als einer, den man vom Strand aus betrachtet und erst recht völlig anders als der nichtssagende es-gibt-kein-Tageslicht-mehr-Moment, den man in Großstädten hat. Alle Teilnehmenden empfanden die Exkursion als bereicherndes Erlebnis sowohl im Hinblick auf ihren Wissenszuwachs rund um Miesmuschel, Säbelschnäbler und Co., ihre Lebensweise und faszinierende Anatomie, als auch bestärkt durch eine schöne Gruppendynamik, die nicht zuletzt aufgrund der hohen Eigenmotivation und gemeinsamen Begeisterung für die Natur entstehen konnte.

Mitmachen!

Wer auf der nächsten Exkursion auch dabei sein möchte oder Lust hat, selbst Exkursionen zu organisieren, ist herzlich eingeladen, der Initiative beizutreten. Schreibt dazu einfach eine Mail an stud.initiative.exkursionennaturundumwelt@leuphana.de

Rückfragen und Kontakt

Ramona Ressel