Prof. Dr. Kurt Czerwenka erinnert sich: Von Billard, Kant und guten Freunden

13.12.2024 Den emeritierten Professor für Pädagogik verbindet eine langjährige Freundschaft mit dem Pressesprecher. Ihre Mittagspause verbrachten sie mit Queue und Kollegen.

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„Henning hatte die Idee, wie Kant vor dem Mittagessen eine Partie Billard zu spielen“, erinnert sich Prof. Dr. Kurt Czerwenka.
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Die vier Freunde und Kollegen kauften gemeinsam einen Billard-Tisch und spielten wie Kant vor dem Mittagessen ein Partie.

Immanuel Kant und Henning Zühlsdorff haben etwas gemeinsam: Billard. „Er bringt die Präzision mit“, sagt Kurt Czerwenka über den Pressesprecher. Der Professor i. R. für Pädagogik spielte jahrelang mit Zühlsdorff und den Professoren Theodor Klimek und Werner Schlotthaus im Keller von Gebäude 5. „Henning hatte die Idee, wie Kant vor dem Mittagessen eine Partie Billard zu spielen“, erinnert sich Czerwenka.
Die Vier kauften einen ausrangierten Tisch in einer Hamburger Spielhalle. Jahrelang trafen sich die Kollegen auf eine Partie und aßen anschließend in der Mensa zu Mittag.

Kurt Czerwenka war von 1988 bis 2008 Vorsitzende der gemeinsamen Kommission für Lehrerbildung. „Ende der 80er Jahre gab es zu viele Lehrer. Wir hatten Überkapazitäten“, erinnert sich der Pädagoge und Psychologe. Der Anglist Theodor Klimek suchte eine Neuausrichtung für die damalige Universität Lüneburg und gründete die Fakultät Kulturwissenschaften. Sie verband verschiedene Disziplinen von Sprachen über Medien, Musik und Kunst und Umweltwissenschaften miteinander. Die Neuausrichtung sorgte für einen Boom an der Uni. Das Medienecho war lange groß: „Henning war als Pressesprecher gefordert“, erinnert sich Kurt Czerwenka.

Als Theodor Klimek Ende der 90er Jahre in den Ruhestand ging, wollte er dies still tun: „Er machte nicht gern Aufsehen um sich“, berichtet Kurt Czerwenka. Henning Zühlsdorff wollte seinen Freund aber nicht leise gehen lassen. Der Pressesprecher organisierte heimlich einen Empfang im Foyer der Bibliothek. Klimek bewunderte zu der Zeit den tschechischen Gitarristen Jan Žáček. „Den holen wir her“, versprach Zühlsdorff - und schaffte es. Schwieriger war es Klimek, zum Empfang zu bekommen: „Er war bereits im Ruhestand, aber zum Billard spielen kam er gern noch an die Uni“, sagt Czerwenka. Also lud Zühlsdorff zu einer Partie und organisierte sogar eine Krawatte für den Ehrengast: „Theos Frau Veronika war eingeweiht und brachte festliche Kleidung mit zum Billard-Raum“, erinnert sich Kurt Czerwenka. Die Verabschiedung wurde ein Erfolg: Der damalige Präsident Hartwig Donner hielt die Laudatio und viele Weggefährten warteten auf Klimek: „Theo war überwältigt. Es war eine Glanztat von Henning, alles zu organisieren, ohne das Theo etwas merkte“, sagt Kurt Czerwenka.

Zühlsdorffs Aufgaben reichten an vielen Stellen weit über den klassischen Kanon eines Pressesprechers hinaus: Er führte Verhandlungen zur Elbtalaue und war an der Gründung des Natur- und Umweltzentrums im Schloss Bleckede beteiligt. Der damalige Bürgermeister kam mit einer weiteren Bitte auf ihn zu: „Wir brauchen ein Gymnasium. Sie haben doch immer gute Ideen.“ Zühldorff sprach mit Czerwenka. Der Professor entwickelte für das Gymnasium Bleckede ein Konzept; die Durchsetzung übernahm eine Interessensgruppe: „Von der Uni Lüneburg kommt für uns nur Gutes“, urteilte der Bleckeder Bürgermeister damals.

Kurt Czerwenka bezeichnet seinen Freund Henning Zühlsdorff als „hochprofessionell“: „Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und ist immer loyal gegenüber Freunden und Dienstherren. Seine Ausgeglichenheit und Genauigkeit machen ihn auch im Sport so erfolgreich“, sagt Kurt Czerwenka. 
Übrigens: Immanuel Kant galt im Billard als unschlagbar. Genau wie Henning Zühlsdorff.