Wissen verstehen - Die Lehrpreise 2015

Die Auszeichnung von herausragenden Lehrveranstaltungen betont Lehre als ein wichtiges Merkmal einer guten Universität. Im besonderen Studienmodell der Leuphana ist die Lehre ein verbindendes Element der heterogen zusammengesetzten Universitätsgemeinschaft - sie verbindet Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen, Theorie/Praxis-Kontexten und mit verschiedenen sozio-kulturellen Hintergründen im Wissenserwerb und dessen Anwendung. Die Preise werden in zwei Kategorie vergeben: 1. Von Studierenden vorgeschlagene und bereits durchgeführte Veranstaltungen. 2. Von Lehrenden eingereichte Konzepte zur Weiterentwicklung ihrer Lehre.


Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger

Ausgezeichnete Lehrveranstaltungen auf Vorschlag von Studierenden

PD Dr. Mark Euler & Adalbert Pakura, M.A.

Für die Veranstaltung „Leuphana Enterprise Academy“ (WiSe 2014/15) werden auf Vorschlag der Studierenden des Leuphana College Mark Euler und Adalbert Pakura ausgezeichnet.

Aufbauend auf neuesten Erkenntnissen der internationalen Entrepreneurship Education Forschung und eigenen theoretischen Arbeiten sollte in der Veranstaltung unternehmerische Kompetenz entwickelt und Grundlagen zur Unternehmensgründung vermittelt werden. Fallbeispiele aus der Praxis wechselten sich mit Simulationen und Team-Übungen ab. Externe Gäste zu Schwerpunkt-Themen ermöglichten, das Thema in seiner Bandbreite zu sehen und einzelne Aspekte zu vertiefen. Die Auswahl der Inhalte orientierte sich an den multidisziplinären Interessen der Studierenden und bot ihnen so die Gelegenheit, darauf aufbauend eigene (Gründungs)-Ideen zu entwickeln und an diesen Schritt für Schritt weiterzuarbeiten. Die Studierenden hoben die begleitete Umsetzung eigener Ideen und den intensiven Austausch mit anderen Studierenden und deren Projekten besonders hervor. Begeistert hat auch das begleitende Prüfungsformat: Nach jeder Lerneinheit wurde das Gelernte reflektiert und konnte direkt in ein Kapitel der Hausarbeit eingearbeitet werden.

Prof. Dr. Dominik Leiss & Julia Drexhage

Für die Veranstaltung „Bewertung und Feedback im kompetenzorientierten Mathematikunterricht der SI“ (WiSe 2014/15) werden auf Vorschlag der Studierenden des Leuphana College Dominik Leiss und Julia Drexhage ausgezeichnet.

Im Seminar sollten Studierende fachdidaktische Kompetenzen erwerben, um formatives Feedback zu geben und Leistungen möglichst lernförderlich zu bewerten. Dazu wurden kurze Unterrichtselemente erarbeitet, die anschließend mittels eines digitalen Videokonferenzsystems direkt im Unterricht umgesetzt und danach mit Schülerinnen und Schülern, der Lehrperson, den Studierenden und dem Dozenten ausgewertet und reflektiert wurden. Die durch den Einsatz des Videosystems geschaffene interinstitutionelle Lehr-/Lernumgebung zeichnete sich durch eine besondere Theorie-Praxis-Verzahnung, Authentizität und Unmittelbarkeit aus. Die damit einhergehende Verantwortung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit wurden von den Studierenden ausdrücklich als positiv hervorgehoben. Neben dem Einsatz des Videosystems und der Gestaltung der Lernsituation haben die Studierenden außerdem von der vielfältigen Bearbeitung des Themas „Bewerten und Feedback“ profitiert.

Für die Veranstaltung „International Aspects of Human Resource Management” (WiSe 2014/15) wird auf Vorschlag der Studierenden der Leuphana Graduate School Jürgen Deller ausgezeichnet.

Ziel des Seminars war die Entwicklung eines Einführungsvideos für den Bereich International Human Resource Management. Durch die gezielte Aufbereitung für das Videoformat und die dafür erforderliche Komplexitätsreduktion entwickelten die Studierenden ein tiefergehendes Verständnis des Themas. Zudem lernten sie unter Anleitung der Doktorandin Anne Burmeister professionelles Projektmanagement. Die Studierenden hoben den gelungenen Wechsel zwischen Einzel- und Zusammenarbeit in internationalen Studierendenteams und die Kooperationen innerhalb und außerhalb der Universität hervor. Dadurch erwarben sie interpersonelle, technische und methodische sowie Networking- und Projektmanagementkompetenzen. Das durch permanente Rückmeldung, intensive Teamarbeit und die Einbindung externer Projektpartnerschaften beförderte Lernen durch Austausch und Kooperation begeisterte die Studierenden nachhaltig.

Für die Veranstaltung „Planspiel – kommunale Jugend-, Familien- und Sozialpolitik“ (SoSe 2014) wird auf Vorschlag der Studierenden der Leuphana Professional School Rolf Krüger ausgezeichnet.

Ziel der Veranstaltung war die Auseinandersetzung mit verschiedenen Feldern sozialer Arbeit und das dazugehörige Rollenverständnis, das Kennenlernen des Aufbaus öffentlicher und freier Träger sowie der spezifischen Rahmenbedingungen, unter denen sie agieren. Die Studierenden hoben hervor, dass durch das Online-Planspiel eine Verbindung zwischen theoretischen Grundlagen und der Berufspraxis hergestellt wurde. Für die Zielgruppe der Erzieherinnen und Erzieher ist die Theorie-/Praxisverschränkung für ihre berufliche Praxis essentiell. Das Planspiel war eine für sie neue und gewinnbringende Methode und förderte die Teilnahmemotivation. Die Studierenden konnten eigene Ideen einbringen, sich im Rahmen des Planspiels kritisch mit positiven und negativen Rollenbildern auseinandersetzen und die eigene Haltung reflektieren und weiterentwickeln. Besonders schätzten sie das dadurch beförderte ganzheitliche Lernen, welches durch eine stetige beiderseitige Rückmeldung begleitet wurde.

Ausgezeichnete Konzepte zur Weiterentwicklung der Lehre

Für das Konzept einer Veranstaltung im College mit dem Titel „Students‘ Learning Lab - Studierende gestalten ihr eigenes selbstverantwortetes Lehr-/Lernformat“ wird Maik Adomßent ausgezeichnet.

Ziel des auszeichnungswürdigen Konzeptes für Bachelorstudierende im Komplementärstudium ist es, zusammen mit Studierenden ein Students Learning Lab zu konzipieren, welches in dem darauf folgenden Semester als Pilotprojekt für selbstverantwortetes Lernen umgesetzt werden soll. Konkret sollen in der skizzierten Veranstaltung über methodische Vergleiche erfolgreicher Fallstudienbeispiele inhaltliche Konturen für ein selbstorganisiertes Lehr-/Lernformat bzw. Ansatzpunkte zur systematischen Stärkung studentischen Engagements herausgearbeitet werden. Zugleich werden strukturell-strategische Überlegungen angestellt, wie im Rahmen eines partnerschaftlichen Miteinanders der verantwortlichen Hochschulakteure die dauerhafte curriculare Verankerung eines Lehr-/Lernangebots in studentischer Verantwortung realisiert werden kann. Das innovative Konzept kombiniert dabei die Ideen des forschungsnahen Lehrens und Lernens mit dem Gedanken des Service Learning.

Für das Konzept einer Verantstaltung im College mit dem Titel "Campus der Dinge. Eine Universität in 20 Objekten" werden Christina Wessely und Jan Müggenburg ausgezeichnet.

In der Veranstaltung soll das komplexe Verhältnis von Objekt und Sammlung medienwissenschaftlich und wissenschaftshistorisch untersucht werden. Auszeichnungswürdig wird das Konzept durch die enge Verzahnung von Wissenserwerb, Wissensanwendung und Feedback durch die geplante Ausstellung. Durch die Einbeziehungdes Campus wird ein interdisziplinärer Zugang für eine große Gruppe Studierender geschaffen. Der Campus soll dabei nicht nur in seiner historischen Dimension und Bedeutung untersucht und abgebildet, sondern als gemeinsame Lern- und Forschungsumwelt in den Fokus gerückt werden. Das Konzept zeichnet sich durch eine Methodenvielfalt aus, welche über angeleitete Selbststudienphasen, Gruppenarbeit, Expert_innengespräche, Exkursionen und eine Projektphase reicht. Die Vielfalt der geplanten Methoden und Zeitpunkte für Feedback und Prüfungsleistungen nimmt dabei im Sinne des Constructive Alignment direkten Bezug auf die Lernformate, wodurch das Konzept Pilotcharakter für die Weiterentwicklung von qualitativen Feedbackmethoden hat.

Für das Konzept einer Veranstaltung in der Graduate School mit dem Titel „Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur – Teaching with Cases in den Kulturwissenschaften“ wird Dr. Steffi Hobuß ausgezeichnet.

Der innovative Charakter des Seminarkonzepts besteht in der Verwendung des teaching with cases/discussion learning in der kulturwissenschaftlichen Lehre und in der systematischen und reflektierten Anwendung der Idee der produktiven Verunsicherung durch Elemente des sokratischen Gesprächs, mit dem bereits Erfahrungen bestehen. Die Diskussion von Beispiel- und Anwendungsfällen fokussiert auf erfahrungsbasiertes Lernen, so dass die Studierenden nicht nur von der Lehrperson lernen, sondern ihre kollektive Erfahrung für die Problemerörterungen und -lösungen einbringen. Die im Masterprogramm bestehende und auch von Studierenden empfundene Heterogenität der Teilnehmenden wird dabei als Ressource für Seminardiskussionen und gemeinsames Lernen eingesetzt. Gender und Diversität wird als querliegendes Thema integrativ behandelt und darüber hinaus in einer der Sitzungen durch die Arbeit am Text explizit besprochen. Ein permanentes Feedback wird durch Reading Diaries angeboten

Die Jury

Um die unterschiedlichen Anforderungen an Lehre bei der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger zu berücksichtigen, setzte sich die Jury zusammen aus: Studentischen Mitgliedern, Vertreterinnen und Vertreter aller Schools und Fakultäten, des Frauen- und Gleichstellungsbüros und der Leuphana Lehrwerkstatt.

PD Dr. habil. Maik Adomßent

Dr. Steffi Hobuß

Prof. Dr. Jürgen Deller

Prof. Dr. Christina Wessely

Sozialoberamtsrat Rolf Krüger

Jan Müggenburg, M.A.